Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
aufbrechen. Dort erhältst du weitere Instruktionen.“
„Bei allem Respekt, Seigneur“, bemerkte Gero erstaunlich gelassen. „Das werde ich mit Gewissheit nicht tun. Ich will bei meiner Frau sein, wenn das Kind zur Welt kommt, und ich will ihm ein guter und lehrreicher Vater werden.“
„So?“ Der Alte lachte spöttisch. „Was soll es denn von dir lernen? Wie man in teuflischer Absicht seine noch minderjährige Schwester verführt? Oder wie man auf Gott den Herrn spuckt und sich wider den heiligen Willen seines Vaters stellt?“
„Was an Eurem Willen heilig sein soll, habe ich noch nie begriffen“, erklärte Gero frei heraus. „Ich denke, dass es ebenso wenig recht ist, ein Gelübde auf dem Rücken seiner unmündigen Kinder abzulegen.“
Richard von Breydenbach schnellte herum und drohte, endgültig die Beherrschung zu verlieren. „Was weißt du schon!“, schmetterte er Gero entgegen. „Warst du in Akko dabei? Hast du mit eigenen Augen gesehen, was dort geschehen ist? Nein, einen Dreck hast du. Denn dann wüsstest du, welchem Mysterium wir es zu verdanken hatten, dass wir dort lebend herausgekommen sind.“
„Onkel Gerhard ist tot“, stellte Gero unverblümt fest. „Ihm scheint das von Euch so viel gelobte Mysterium ebenso wenig genützt zu haben wie Euch. Und Eure rechte Hand ist seitdem genauso verloren wie das Heilige Land. Wofür also solltet Ihr Gott noch danken? Dafür, dass Ihr Euch in die Irre habt führen lassen?“ Gero war sich bewusst, dass er zu weit ging, aber sein störrischer Vater hatte es in seinen Augen einfach nicht besser verdient.
„Was bist du nur für ein unbelehrbarer Narr“, erwiderte sein Vater mit einem leisen sarkastischen Lachen. „Du weißt nichts von der Welt. Und du weißt nichts von den Templern. Denn wenn du wüsstest, was hinter deren Geheimnissen steckt, würdest du dich danach sehnen, ihnen als Ordensritter anzugehören. Mut, Ehre und ein unergründliches Geheimnis würden im Handumdrehen einen ganzen Kerl aus dir machen und nicht so ein verweichlichtes Waschweib, wie du es vorziehst zu sein.“
„Und warum seid Ihr dann nicht selbst zu den Templern gegangen“, entgegnete Gero kühn. „Wieso sitzt ihr noch hier und tyrannisiert Eure Familie, die ohnehin längst keine mehr ist?“
„Weil ich immer noch die Verantwortung für meine Frau trage und für Hunderte Menschen rundherum in den Dörfern.“
„Aber das wird doch bald Eberhard übernehmen, da könnt ihr Euch ohne Rücksicht auf Eure Leibeigenen bei den Templern einkaufen und Euch als Ehrenbruder den Traum eines keuschen Lebens erfüllen.“
„Denkst du ernsthaft, ich würde mich so mir nichts, dir nichts von deiner Mutter lossagen, nach allem, was sie in den vergangenen Jahren durchmachen musste?“
Gero überlegte, ob er den Satz ergänzen sollte: … was Ihr nicht selten selbst verschuldet habt. Doch dann besann er sich, weil er nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen wollte. Sein Vater hatte wohl eher auf den frühen Fiebertod von Geros leiblichen Schwestern angespielt oder auf seine eigene leidvolle Rückkehr aus dem Outremer und die zahlreichen Fehlgeburten, die seine Mutter danach wie eine Heimsuchung gequält hatten.
„Na wunderbar“, erwiderte Gero nicht weniger sarkastisch. „Dann sind wir uns ja einig. Ich bin ebenso wenig bereit, wie Ihr es seid, meine Frau und mein Kind im Stich zu lassen, nur um ein unsinniges Keuschheitsgelübde abzulegen. Außerdem halte ich es inzwischen für aussichtslos, für etwas zu kämpfen, das so unerreichbar ist wie das Ende der Welt.“
„Redest du etwa von Jerusalem?“, fragte sein Vater scharf. „Willst du das Heilige Land tatsächlich auf immer und ewig den Heiden überlassen? Das kann nicht dein Ernst sein!“
„Ich habe lange über Euer früheres Ansinnen nachgedacht, Jerusalem zurückerobern zu wollen, Vater“, bekannte Gero und lächelte müde. „Es kann nicht Gottes Wille sein, uns in einen neuen Kreuzzug zu entsenden und in seinem Namen ein ganzes Volk auszurotten, und das nur, um den hehren Zielen christlicher Machthaber zu genügen. Denn auf andere Weise werden sich die Mameluken und ihre Anhänger von uns nicht vertreiben lassen. Schon gar nicht werden wir sie bekehren und davon überzeugen können, die Heimat unseres Herrn freiwillig an uns abzutreten. Das ist uns früher nicht gelungen und wird uns auch in Zukunft nicht gelingen.“ Er schüttelte den Kopf. „Solange die Heiden dort bleiben, wo sie sind, sehe ich keine
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