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Das Geheimnis des Templers - Episode I: Ein heiliger Schwur (German Edition)

Das Geheimnis des Templers - Episode I: Ein heiliger Schwur (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Templers - Episode I: Ein heiliger Schwur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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ausgespuckt hatte wie eine unbekömmliche Mahlzeit.
    Was hatten die Streiter Christi falsch gemacht?, fragte Gero sich unaufhörlich. Und würde es ihm eines Tages als Templer gelingen, seinem Vater die Schmach dieser furchtbaren Niederlage zu nehmen, indem er die Heiden besiegte? Richard von Breydenbach glaubte jedenfalls daran, und Gero liebte ihn zu diesem Zeitpunkt zu sehr, als dass er ihn enttäuschen wollte.

Kapitel II

    Entgegen der Aussicht, die Burg eines Tages für die Templer verlassen zu müssen, galten Gero und seine angenommene Schwester schon bald als ein unzertrennliches Paar, obschon sich ihre Gemeinsamkeiten zunächst auf Spiel, Spaß und Lernen beschränkten. Hinzu kam bei Gero das Gefühl, sie vor anderen, stärkeren Kindern auf der Burg und in der Schule beschützen zu müssen. Das Bedürfnis, Elisabeth zu behüten, ließ selbst nicht nach, als sie beide den Kinderschuhen längst entwachsen waren.
    Irgendwann kam der Tag, an dem Gero sich eingestehen musste, dass aus kindlicher Zuneigung längst eine tiefergehende Liebe geworden war, die sich mehr und mehr zu einem sehnsuchtsvollen Begehren entwickelte. Spätestens als er seinen sechzehnten Geburtstag beging, hatte ihn der Anblick ihres aufblühenden Leibes eisern im Griff. Schon bald verfolgte ihn ihre süße Gestalt bis in die kühnsten Träume, die, feucht und heiß, nur eine Vorstellung kannten: Elisabeth, wie sie nackt in seinen Armen lag und seine Küsse erwiderte. Unmerklich veränderte sich ihr Verhältnis zueinander. Hatten sie sich zuvor grob geneckt, so war es nun eher ein Gefühl von Zärtlichkeit, das sie füreinander empfanden. Es kam nun öfter vor, dass sie sich wie durch Zufall berührten. Elisabeth forderte ihn manchmal auf, ihr beim Schnüren des Kleides zu helfen, wenn sich die Bänder gelöst hatten, oder ihr die Füße zu trocknen und Blätter aus ihrem hüftlangen Haar zu entfernen, wenn sie gemeinsam durch die umliegenden Wälder gestreift waren.
    „Aus dir ist ein gutaussehender junger Mann geworden“, bemerkte Elisabeth mit neckischem Augenaufschlag, wenn sie unter sich waren. Dann strich sie ihm über das dichte, schulterlange blonde Haar und kraulte ein wenig darin, als ob er Harko wäre, das kleine weiße Hündchen, das er ihr zu Weihnachten geschenkt hatte. Ab und an zupfte sie an seiner Kleidung herum und lobte seine breiten Schultern oder seinen hochherrschaftlichen Gang. Zudem bewunderte sie seine Reitkunst und seinen Umgang mit dem Schwert, was ihn dazu anstachelte, nicht nur sie, sondern auch seine Lehrer immer wieder in Erstaunen zu versetzen. Ihr zuliebe lernte er Laute spielen und beschäftigte sich, dem Spott seines Bruders zum Trotz, mit franzischem Minnegesang. Lissy spornte ihn in allem, was er tat, zu Höchstleistungen an. Ihr süßes Lächeln versetzte ihn in Verzückung, und ihre Stimme, glockenhell und klar, klang wie Musik in seinen Ohren. Schon bald kam der Tag, an dem der Gedanke, eines Tages ohne sie leben zu müssen, an Grausamkeit kaum zu überbieten war.
    Der Tatsache, dass ihre Liebe zueinander wohl kaum eine Zukunft haben würde, musste er sich endgültig stellen, als im Frühsommer des Jahres 1300 das Ende seiner Knappenausbildung nahte.
    Draußen vor der Burg blühten die Bäume, aber in Geros Herz war es kalt wie im tiefsten Winter.
    Sein Vater schien im Gegensatz dazu bester Laune. „Spätestens zu seinem 21. Geburtstag nächstes Jahr an Maria Verkündigung wird Gero zum Ritter geschlagen werden“, verkündete er vor einigen Gästen, darunter Geros Patenonkel, Wilhelm von Eltz.
    Was nichts Geringeres bedeutete, als dass sich der Schwur seines Vaters endlich erfüllte und es höchstens noch ein dreiviertel Jahr dauern konnte, bis man Gero zu den Templern nach Franzien schickte. Allerdings würde er sich zuvor kaum noch um Lissy kümmern können, sondern musste diese Zeit im Wesentlichen bei Roland von Briey verbringen, seinem bärbeißigen Ausbilder, dem es ein höllisches Vergnügen bereitete, seinem Lieblingsknappen das Fürchten zu lehren. Wobei Gero dafür sogar noch dankbar sein musste, weil Richard von Breydenbach seinen Sohn am liebsten gleich in eine Templerkommandantur geschickt hätte, um dort seine Ausbildung zum Ritter würdig beenden zu können und übergangslos dem Orden beizutreten. Aber Geros Mutter, die ihren Sohn am liebsten für immer zu Hause behalten hätte, hatte sich auch diesmal gegen den Alten durchsetzen können.
    „Roland von Briey ist Gero über all die

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