Das Geheimnis des Templers - Episode II: Im Namen Gottes (German Edition)
ist im Stall. Aber besser wäre, du lässt ihm etwas Zeit und wartest, bis es trocken ist, sonst hat es bald einen Husten.“
„Um nichts in der Welt bleibe ich noch einen Moment länger hier!“, keifte Rudolph zurück. „Der Dummheit dieses Weibsbildes und deiner Geilheit ist es zuzuschreiben, wenn demnächst unschuldige Männer sterben.“
„Bestell meinem Vater einen schönen Gruß“, erwiderte Gero ruhig, „sag ihm, dass er ein verantwortungsloser Querkopf ist und ich es als Schande empfinde, sein Sohn zu sein.“
Rudolph schnaubte. „Worauf du Gift nehmen kannst“, sagte er nur und machte sich mit klirrenden Waffen davon.
Louis, der den Wortwechsel mit einiger Verblüffung verfolgt hatte, reagierte mit einem verblüfften Blick. „Hab ich was verpasst?“
„Möglich.“ Gero nickte bedächtig, blieb ihm jedoch eine vollständige Antwort schuldig. Und während Rudolph samt seiner Stute zum Burgtor hinausritt, begab sich Gero in die Küche, wo er auf seine Tante traf, die sich bei einer Magd eine warme Milch bestellt hatte.
„Und?“, fragte er beiläufig, als wenn nichts geschehen wäre. „Was wollte der alte Haudegen?“
„Es ist genauso, wie ich gesagt habe“, antwortete Margaretha betont gleichgültig. „Dein Vater hat uns soeben den Krieg erklärt.“
Kapitel VI
E Ein wunderbares neues Jahr“, flüsterte Gero und trotzte damit den schlechten Nachrichten, die ein paar Tage zuvor von Rudolph überbracht worden waren. Und als ob er ein weiteres Zeichen setzen wollte, küsste er Lissy direkt nach der Mitternachtsmesse vor allen Bewohnern von Waldenstein zart auf den Mund. In Gedanken schickte er beim Verlassen der Kapelle ein letztes Gebet an die Gottesmutter, bevor sie mit Margaretha und ihrem Gefolge nach draußen auf den Burghof traten. Dort wurde die Gräfin wie üblich zu Beginn eines neuen Jahres von ihren Untertanen mit Beifall und einem dreifachen Hurra geehrt. Vor der Kapelle herrschte noch immer tiefster Winter, und die Feuerkörbe loderten unruhig im eisigen Wind. Gero legte seinen Arm fest um Lissys Schulter. Er wollte so sehr, dass alles gut wurde und dass sie vergaß, was hinter ihnen lag und frohgemut in die Zukunft schaute.
„Auf dass Gott der Herr unsere Gebete erhöre“, gab sie mit einem zweifelnden Lächeln zurück. „Ich wäre schon froh, wenn es besser beginnt, als es aufgehört hat.“
„Mach dir keine Sorgen“, beschwichtigte Gero sie und setzte ein souveränes Lächeln auf, als er in die Gesichter der Burgbewohner schaute. Ohne Soldaten, die ihren Dienst zum größten Teil auf den Festungswällen versahen, waren es mehr als fünfzig Männer und Frauen, die sich auf Burg Waldenstein als Knechte, Mägde, Handwerker und Schreiber verdingten.
An ihren Blicken, neugierig und mitunter ausweichend, glaubte Gero zu erkennen, was in den Köpfen dieser meist einfachen Menschen vorging. Sie tuschelten über ihn und seine Braut, was ihm gar nicht gefiel. Mittlerweile hatte sich wohl überall herumgesprochen, warum der Neffe der Gräfin plötzlich wieder auf Burg Waldenstein lebte. Wenigstens wagte es keiner, seine Gedanken offen auszusprechen und über die Hintergründe der bevorstehenden Hochzeit zu spekulieren. Nicht auszudenken, wenn Lissy mit irgendwelchen Gehässigkeiten konfrontiert werden würde.
Vor wenigen Monaten noch war sie offiziell seine Schwester gewesen, und nun hieß es, sie sei seine Braut. Angesichts solch komplizierter Familienangelegenheiten konnte man es den Leuten wohl kaum verdenken, wenn sie sich zu Spekulationen hinreißen ließen. Dabei hatte die Gräfin vorsorglich ihre engsten Kammerfrauen und Diener in die Hintergründe eingeweiht, und auch die Schutztruppen waren im Bilde. Schließlich rechnete Margaretha durchaus mit dem Auftauchen der Breydenbacher, auch wenn sich bisher nur Richards erster Offizier hatte blicken lassen.
Gero glaubte nicht, dass die Bewohner von Waldenstein und der dazugehörigen Dörfer ausnahmslos auf seiner Seite standen. Unter ihnen gab es gewiss genug Argwohn, weil ein junger Mann, der seinem Vater keinen Gehorsam schuldete, kein Vorbild war für die eignen Söhne und Töchter. Erst recht, wenn er ein Adliger war. Also jemand, zu dem man gewöhnlich aufschauen musste. Betont selbstsicher führte Gero seine zukünftige Braut mit erhobenem Haupt aus der Burgkapelle heraus. Er wollte sich vor Lissy nicht anmerken lassen, wie sehr ihn ihre angespannte Lage verunsicherte.
Erst als sie unter dem Torbogen
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