Das Geheimnis des Templers - Episode II: Im Namen Gottes (German Edition)
hob eine Braue, es fiel ihm schwer, den Worten seiner Tante zu folgen. „Was wollt Ihr damit andeuten?“, fragte er verwirrt.
„Ich will damit andeuten, dass du deine Qualitäten als Ritter schon bald unter Beweis stellen musst. Ob es dir gefällt oder nicht …“
„Wie soll ich das verstehen?“, fragte er.
„… und zwar gegen deinen eigenen Vater“, vollendete sie den Satz.
Elisabeth stieß ein spitzes Keuchen aus, auf das Gero sofort reagierte, indem er sich zu ihr setzte und sie fest in den Arm nahm.
„Das ist nicht Euer Ernst“, versuchte er die Vermutung herunterzuspielen.
„Allerdings, mein Lieber“, widersprach ihm die Gräfin. „Ich kenne deinen alten Herrn zu gut, als dass ich mir nicht sicher wäre, dass er von mir die Herausgabe des Mädchens fordert. Und du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass ich sie ihm geben würde?“
„Nein“, erwiderte Gero leise, „und dafür danke ich Euch von Herzen.“
„Das wird ihn aus tiefster Seele erzürnen, denn so gut er deinen Onkel leiden konnte, umso mehr hasste er mich. Weil ich deine Mutter damals eindringlich davor gewarnt habe, diesen alten Choleriker zum Ehemann zu nehmen. Stattdessen habe ich ihr geraten, sie solle lieber ins Kloster gehen, weil das im Gegensatz dazu der Himmel sei, während sie mit deinem Vater an ihrer Seite geradewegs in die Hölle einfahren würde.“ Sie lächelte spöttisch. „Dummerweise hat er diese Predigt belauscht. Und seitdem sind wir nicht gerade die besten Freunde, obwohl er sich deiner Mutter zuliebe mit mir arrangiert hat und auch wegen Gerhard, der im Gegensatz zu deinem Vater ein geborener Diplomat war. Doch nun wird er meine Solidarität mit dir und deiner Braut zum Anlass nehmen, sich gegen mich und unser Haus zu stellen.“
Als Gero am nächsten Morgen neben Lissy erwachte, war es, als ob eine schwarze Katze in seinem Nacken säße, die ihn fauchend daran erinnerte, in was für einer verzwickten Lage sie sich befanden.
Lissy schlief noch, und auch Harko riskierte nur ein Auge, als Gero leise aufstand, um sich zu waschen. Doch spätestens als er die Kammer verließ, um seine Notdurft zu erledigen, sprang der kleine Hund schwanzwedelnd an seine Seite, weil es ihn offenbar auch nach draußen drängte. Im Gegensatz zu Gero, der den Abort zur Außenmauer hin im selben Stockwerk benutzte, musste Harko sich allerdings noch gedulden, bis man ihn auf den verschneiten Burghof entließ.
Gero reagierte beinahe erschrocken, als er die braune Stute eines Kundschafters der Breydenbacher gewahrte, die an einer Stange angebunden verharrte. Ein Pferdeknecht erbarmte sich des vor Schweiß dampfenden Tieres und führte es in die Stallungen. Nicht weit davon entfernt traf Gero, der ins Haus zurückgehen wollte, auf Louis, einen glatzköpfigen, stämmigen Söldner aus Metz, den Margaretha im letzten Jahr für ihre Truppen verpflichtet hatte.
„Salut, Gero“, begrüßte der Söldner ihn freundlich. „Was ist hier los? Erst erzählt man mir, du seist gestern Abend ganz allein im Schneetreiben zusammen mit deiner Schwester hier aufgetaucht. Eben hieß es, ein Bote deines Vaters hätte eine eilige Depesche überbracht. Befindet sich euer Haus vielleicht in Schwierigkeiten, und ihr benötigt unsere Hilfe?“
„Nicht unbedingt“, antwortete Gero ausweichend und sah, wie der Reiter in den Farben der Breydenbacher aus dem Hauptportal stürzte und offenbar sein Pferd suchte. Es war Rudolph, ein graubärtiger Offizier seines Vaters, den Gero bereits aus Kindertagen kannte. Er trug ein Kettenhemd und darüber den Wappenrock der Breydenbacher, zudem war er bis an die Zähne bewaffnet. Als ihre Blicke sich wie zufällig trafen, kam er zielstrebig auf Gero zu, der lediglich seine einfache Hauskleidung trug und schmerzlich sein Schwert vermisste. Dummerweise schien der Mann ziemlich wütend zu sein und sah aus, als würde er Gero möglicherweise angreifen wollen. Zum Glück war Louis unmittelbar hinter Gero stehen geblieben. Neugierig musterte er den für ihn fremden Krieger, dabei hatte er die Hand auf den Knauf seines Schwertes gelegt. Ein Umstand, der auch Rudolph nicht entgangen sein konnte. Mit finsterer Miene sah er Gero an. „Bestell deiner törichten Tante, wenn sie das Mädchen nicht herausrückt, gibt es hier mächtig Ärger – auch für dich. Lass dir das von deinem Vater gesagt sein!“
„Vermisst du dein Pferd?“, antwortete Gero. Mit einem lakonischen Lächeln deutete er auf die Stallungen. „Das Tier
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