Das Geheimnis des Templers - Episode II: Im Namen Gottes (German Edition)
Gero mit finsterer Miene. „Er hat sich nicht davon abbringen lassen, mich zu den Templern zu schicken, und als ihm klar wurde, dass ich mich seinem Befehl widersetze, hat er mich im wahrsten Sinne des Wortes eiskalt vor die Tür gesetzt.“
„Heilige Gottesmutter, hab Erbarmen!“ Lissy schlug die Hände vors Gesicht und begann hemmungslos zu schluchzen. „Wie kann er nur so grausam sein?“
Gero nahm sie schützend in seine Arme und drückte sie sanft an sich. „So beruhige dich doch“, flüsterte er. „Was hast du anderes erwartet? Du weißt doch, wie er ist. Und wer sagt denn, dass wir uns seinem Willen beugen müssen? Warte hier auf mich, bis die Nacht hereinbricht. Bis zum Abend werde ich unsere Flucht sorgfältig vorbereiten, und wenn alles schläft, schleichen wir uns davon.“
„Aber was ist mit den Wachen?“ Lissy schaute mit rotgeweinten Augen zu ihm auf. „Sie werden uns doch nicht des Nachts das Burgtor herunterlassen? Schon gar nicht, wenn Vater keinen Befehl dazu erteilt hat?“
„Wir gehen durch den Kerker und dann durch die Katakomben zum geheimen Ausgang der Festung. Dort werde ich das Pferd und unser Gepäck bereits vorher bei einem Unterschlupf deponieren.“
„Du willst mit mir an den Toten vorbei? Und das mitten in der Nacht?“ Ihr war das pure Entsetzen anzusehen, bei dem Gedanken, dass sie mit Gero in vollkommener Finsternis an den Gebeinen seiner Vorfahren vorbeilaufen sollte, die in offenen, steinernen Nischen in den sogenannten Katakomben vor sich hin rotteten.
„Was ist, wenn es dort spukt?“, fragte sie mit bebenden Lippen.
„Es sind doch nur alte Knochen“, erinnerte Gero sie. „Eberhard und ich haben uns früher einen Spaß daraus gemacht und dort Verstecken gespielt. Ich konnte mich selbst davon überzeugen, dass sie noch nicht mal als Abwehrzauber getaugt haben, geschweige denn lebendig geworden wären.“
Kapitel II
A m späten Nachmittag sprach Gero mit seiner gramgebeugten Mutter und wiegte sie in der Sicherheit, dass er am Ende den Befehlen seines Vaters gehorchen würde. Nur für den Moment wolle er sich nach Waldenstein zurückziehen, log er sie an. Er wolle unter dem Schutz seiner Tante ein paar Wochen Gras über die Sache wachsen zu lassen, bevor er sich direkt nach Franzien zum zuständigen Ordenskommando der Templer begebe, versprach er ihr.
„Schließlich ist es keine leichte Entscheidung für mich, Elisabeth in ihrem Zustand einfach zurückzulassen“, fügte er mit gesenkter Stimme hinzu. „Oder das Kind in Eure Obhut zu geben, mit dem Gedanken, es niemals leibhaftig in meinen Armen halten zu dürfen, obwohl ich weiß, dass es bei Euch gut aufgehoben sein wird, Mutter.“
„Es ist für alle das Beste, wenn Elisabeth nach der Geburt ins Kloster geht“, versicherte Jutta von Breydenbach mit versteinerter Miene. „Für dich, für das Kind und für Elisabeth selbst. Abgesehen davon, dass sie noch nicht die notwendige Reife besitzt, ein Kind aufzuziehen, wäre es nicht gut, wenn neuerliches Gerede aufkommen würde, dass sie in Wahrheit eine geborene Jüdin ist“, argumentierte sie ähnlich wie ihre Schwester. „Was unweigerlich der Fall wäre, wenn wir offiziell eine Ehe zwischen Bruder und Schwester zulassen würden.“
Gero nickte bedrückt und gab seiner Mutter in allen Punkten recht. Er zeigte nicht, wie sehr es ihn verletzte, dass sie bei seinem Vater keine Fürbitte für ihn und Lissy gehalten hatte. Geschweige denn, dass sie auch nur den Versuch unternahm, den alten Tyrannen umzustimmen.
Und obwohl der Groll gegen seine Mutter nicht von der Hand zu weisen war, kam sich Gero ihr gegenüber wie ein hinterlistiger Betrüger vor, erst recht, als er kurz darauf ganz offiziell seine alleinige Abreise vorbereitete. Sein Vater sprach ohnehin kein Wort mehr mit ihm, und so hinterfragte eigenartigerweise niemand, während er seine Sachen in mehrere Satteltaschen packte, was er da tat und wohin er vorhatte zu gehen.
„Pscht!“, bedeutete Gero seiner Liebsten, als er sie zu nächtlicher Stunde an der Treppe zum Weinkeller abfing.
Soweit er es im spärlichen Licht einer Ölfunzel sehen konnte, hatte sie sich warm genug angezogen, um den bevorstehenden Ritt ohne Erfrierungen zu überstehen.
„Ich habe vier Unterkleider, ebenso viele Strümpfe, zwei wollene Überkleider angezogen, dazu einen Mantel mit einer Kapuze, einen Umhang und einen großen Dreiecksschal aus Wolle gesponnen“, wisperte Lissy, während sie den linken Arm schützend
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