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Das Geheimnis des toten Fischers

Das Geheimnis des toten Fischers

Titel: Das Geheimnis des toten Fischers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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fuhr daran vorbei und ließ meinen Wagen ein
Stück weiter oben an der Straße stehen, ging dann zurück und sah mir den VW
genauer an. Er stand in einem spitzen Winkel zur Straße, verstellte beinahe die
Einfahrt zum Hospiz.
    Im ›The Tidepools‹ schien es
unnatürlich ruhig zu sein, es war kurz nach zehn. Der Hauptflügel, wo sich der
Empfang und die Büros befanden, war dunkel bis auf die Notbeleuchtung. Helleres
Licht drang aus dem hinteren Flügel, wo sich wahrscheinlich die Patienten
aufhielten, doch auch dieses Licht wurde geschluckt durch den Nebel, der vom
Meer heraufzog.
    Die Fahrertür des VW war
unverschlossen, das Fenster auf der Fahrerseite ein Stück heruntergekurbelt. Im
Handschuhfach fand ich den Zulassungsschein, ausgestellt auf Abe Snelling,
unter seiner Adresse am Potrero Hill.
    Wie ich vermutet hatte, war Snelling
hierhergekommen an den Ort, mit dem er sich, wie es die Photos vermuten ließen,
die er an diesem Nachmittag bearbeitet hatte, besonders beschäftigte. Und ich glaubte
zu wissen, weshalb er gekommen war. Aber wo war er jetzt? Nach der Art, wie er
den Wagen abgestellt hatte, kam es ihm nicht darauf an, seine Anwesenheit hier
geheimzuhalten. Aber das wäre auch nicht nötig gewesen; die Menschen hier
hatten vermutlich noch nie von Abe Snelling gehört, und wenn, dann würden sie
ihn bestimmt nicht mit Andy Smith in Verbindung bringen. Außerdem war ich
sicher, daß Snelling in Eile war und nicht die Absicht hatte, lange zu bleiben.
    Aber wann war er eingetroffen? Er mußte
sein Haus früh verlassen haben, anschließend war es zweimal durchsucht worden —
einmal von einem Unbekannten und dann von mir. Und wir beide konnten uns
denken, wohin er gefahren sein mochte.
    Ich schaute mir die drei anderen Wagen
in der Auffahrt an. Zwei waren Kombiwagen mit dem Namen des Hospizes an den
Seiten, der dritte war ein ziemlich neu aussehender Jaguar. Alle drei hatten
auch schon bei meinen vorausgegangenen Besuchen hier gestanden.
    Ich versteckte mich hinter ein paar
Büschen und beobachtete die niedrigen Gebäude. Es war kalt, und ein heftiger
Wind kam vom Ozean herauf und ließ die Blätter über mir rascheln. Ich hörte,
wie die Brandung gegen die Klippen schlug. Die Flut kam jetzt herein; bald
würde sie den schmalen Strand bedeckt haben.
    Ich verhielt mich still und starrte
hinaus in die Dunkelheit. Snelling mußte hier irgendwo sein — aber wo?
Vielleicht hätte ich zur Polizei gehen und ihn von Barrows Leuten suchen lassen
sollen. Aber was hätte ich der Polizei sagen können? Nur, daß ich vermutete — nachdem
ich Snellings Negative gesehen hatte -, alles würde hier enden, wo es begonnen
hatte?
    Nein, allein das zu erklären hätte
zuviel Zeit beansprucht. Außerdem war das mein Fall; ich war gekommen, um ihn
zu Ende zu bringen.
    Ich schlich vorsichtig um die Gebäude,
wobei ich mich immer im Schutz der Bäume hielt. Der Wind fegte jetzt stärker
und kälter, als ich die Seite zum Meer erreichte. Durch das Rascheln der
Blätter und das Knarren der Aste vernahm ich Fetzen von klassischer Musik. Ich
schlich bis zu einem hellerleuchteten Fenster, hinter dem auf einem Podium ein
Streichquartett — drei Männer und eine Frau — vor etwa zehn Zuhörern spielte.
Ich überlegte, was es sein könnte. Mozart vielleicht... Don würde es wissen.
Don...
    Ich trat wieder in den Schatten der
Bäume zurück und schlich weiter. Auf der Rückseite war eine Reihe von Veranden
mit Glasschiebetüren. Hier befanden sich wahrscheinlich die Räume der
Patienten. Hinter mehreren Fenstern brannte Licht, und in einem der Räume sah
ich einen weißhaarigen Mann, der im Bett saß und ein Buch las. Ja, das war der
Wohnbereich.
    Und was lag links von den
Hauptgebäuden? Ich drehte mich in die Richtung. Am Rand der Klippe war ein
kleines, schindelgedecktes Nebengebäude. Ich lief darauf zu, über eine freie
Rasenfläche und suchte Schutz hinter windzerzausten Zypressen. Ich wartete, bis
sich meine Augen wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatten und ich Einzelheiten
ausmachen konnte. Snelling, dachte ich. Wo, zum Teufel, steckte Snelling?
    Ich kletterte ein Stück den felsigen
Abhang hinunter, auf den Rand der Klippe zu. Die Flut kam jetzt rasch herein,
weiße, schäumende Wellenkämme rings um die beiden noch aus dem Wasser ragenden
Felsen.
    Das Nebengebäude war noch etwa fünfzig
Meter von mir entfernt, jenseits einer freien Rasenfläche. Wenn ich sie
überquerte, konnte es sein, daß man mich vom Haupthaus aus sehen

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