Das Geheimnis des verlassenen Schlosses
Zauberlandes. Da sie einander verstanden, waren Vögel und Menschen gute
Freunde. Die Menschen rührten die Bewohner der Felder und Wälder nicht an, und jene
erwiesen ihnen ihrerseits unschätzbare Dienste. Sie brachten ihnen im rechten
Augenblick wichtige Nachrichten und warnten sie stets vor Gefahren. Auch jetzt
interessierten sich vor allem die Vögel für die Außerirdischen. Während sich die
menvitischen Kundschafter an den Naturschönheiten von Belliora erfreuten, flatterten
die gefiederten Waldbewohner von Baum zu Baum, und das nicht nur deshalb, weil sie
sich von Würmern und Käferchen ernährten.
Dem Piloten Kau-Ruck erschien der Gedanke absurd, dennoch war ihm, als ob die
Vögel sie beobachteten. Er bemerkte, daß sie nicht ziellos umherflatterten. Sie schienen
vielmehr in irgendeine allgemeine Bewegung einbezogen, als handelten sie nach einem
bestimmten Plan. Sie bezeigten Interesse für die Fremdlinge und flogen um sie herum,
als suchten sie etwas auszukundschaften. Die Außerirdischen dachten zunächst, daß das
Einbildung sei. Doch aus den Schnäbeln der Vögel erklangen einzelne seltsame Wörter
wie Katschi-Katschi, Kaggi-Karr, Scheuch.
Die Menviten hatten, obgleich sie Zauberer waren, keine Vorstellung von der
Vogelpost. Doch schon am ersten Morgen nach ihrer Ankunft auf der Erde verbreitete
sich durch die schattigen Wälder eine alarmierende Kunde. Hier und dort wippten die
Zweige. Von Baum zu Baum, von Nest zu Nest flogen und hüpften die aufgeregten
lauten Boten.
„Steht auf! Steht auf!” Laut weckten sie alle, die noch nicht erwacht waren.
„In unserem Land sind Unbekannte erschienen”, pfiffen und zwitscherten Lerchen und
Spottdrosseln in vielstimmigem Chor, hastig die einen, gemächlich die anderen. „Sie
steigen aus einer riesigen Maschine. Sie machen sich am alten Schloß zu schaffen. Sie
haben eine Kiste gebaut, aus der sie Wasser holen.”
Die Fremdlinge erinnerten so stark an die Landsleute von Elli, daß die Vögel sie zuerst
für Menschen von jenseits der Berge hielten.
„Grüßt euch! Seid ihr aus Kansas?” fragten die Vögel, doch die Fremdlinge antworteten
nicht.
Als der Morgen graute, machten sich die Außerirdischen an die Arbeit. Die Astronomen
errichteten auf einem Hügel ein großes Teleskop, die Botaniker untersuchten die
Pflanzen und die Geologen den Boden. In Wirklichkeit machten die ganze Arbeit
natürlich die Arsaken. Die Menviten trieben sie nur mit Rufen und Befehlen an.
Auf Anordnung von Baan-Nu begannen die Arsaken mit der Renovierung des
unbewohnten Schlosses. Der Zauberer Hurrikap hatte seinen Palast in einem einzigen
Augenblick errichtet. Doch seine Zauberkunst hatte der Prüfung durch die Jahrhunderte
standgehalten, und es brauchte nur wenig instandgesetzt zu werden. Fensterglas mußte
eingesetzt, das Dach repariert, hier und dort der Fußboden ausgebessert, die Wände und
die Decke mußten frisch gestrichen werden.
Plaste stellten die Außerirdischen sofort aus den mitgebrachten Mischungen her. Sie
kochten sie in Bottichen. Sie gaben sich mit dem wenigen zufrieden, was sie vorfanden.
Lehm, den sie der Mischung beigaben, hatten sie an den Weltumspannenden Bergen
gefunden, und die Gefäße nahmen sie von Hurrikap.
Die aufgelöste zähe Masse wurde in den Fensterrahmen verteilt, sie erstarrte im Nu und
bildete durchsichtiges Glas von zartblauer, gelblicher oder rosa Farbe. Durch dieses
Glas, das in riesigen Kesseln gekocht wurde, konnte man, befand man sich in den
Schloßräumen, alles sehen, blickte man von der Straße herein, sah man hingegen nichts.
Selbsttätige Formmaschinen stanzten Platten, die an rote Dachziegel erinnerten. Mit
ihnen wurde das Dach gedeckt.
Verputzer und Maler arbeiteten mit Zerstäubern, die zunächst Risse, abgeschlagene
Stellen und Löcher mit Kitt verschmierten. Nach einiger Zeit trocknete der Kitt. Dann
wurde er mit grauer Farbe überstrichen und war nicht mehr von Stein oder Felsen zu
unterscheiden. Die Fremdlinge wollten das Schloß nämlich nicht reparieren, sondern
ihm auch ein Aussehen verleihen, daß sie wenigstens teilweise an Rameria erinnerte.
Auf Rameria hatten alle Häuser die Form von Felsbrocken mit bunten Fenstern.
Die Arsaken arbeiteten schnell, doch die menvitischen Aufseher trieben sie zu noch
größerer Eile an.
Ilsor leitete die Montage der Helikopter, deren Einzelteile in der „Diavona” lagen. Sie
hatten einen kleinen Kerosinvorrat mitgebracht, doch die Geologen
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