Das Geheimnis des verlassenen Schlosses
Faramant,
der Eiserne Ritter Tilli-Willi und die oberste Leiterin des Nachrichtenwesens KaggiKarr. Am Rat nahm auch der Gebieter des Violetten Landes, der Eiserne Holzfäller, teil,
der gerade bei seinem Freund zu Gast weilte.
Tilli-Willi, der sich eigentlich in den Saal hätte zwängen können, blieb lieber auf der
Erde vor dem Schloß sitzen; sein Kopf reichte gerade bis ans geöffnete Fenster im
ersten Stock.
Der Eiserne Ritter war nach menschlicher Rechnung erst ein paar Jahre alt - das reinste
Kleinkind. Doch die wunderbaren Schöpfungen des Zauberlandes entwickeln sich
wesentlich schneller. Deshalb stand Tilli-Willi mit seiner Auffassungsgabe hinter
keinem Schüler der zweiten Klasse zurück. In der Technik kannte er sich nicht schlechter aus als Lestar persönlich, der hervorragende Meister des Zauberlandes. Der kleine
Tilli-Willi erinnerte sich so deutlich seines Schöpfers, des Seemanns Charlie, daß er
immerfort Sehnsucht nach ihm empfand. Deshalb war ihm jeder Anlaß recht, um über
den Seemann zu sprechen. Er wurde dann gleich fröhlicher, denn es kam ihm vor, als
habe er Vater Charlie persönlich getroffen.
Ehrlich gesagt, hatte der Einbeinige Seemann, als er Tilli-Willi für den Kampf gegen
die Zauberin Arachna schuf, ein Ungeheuer gebaut. Er hatte dem Eisernen Ritter ein
ungewöhnlich bösartiges Antlitz gegeben, wie es nur der kleine Gott von der KuruKussu-Insel besaß. Doch wenn der Riese auch schreckliche Hauer aufwies und seine
Augen fürchterlich schielten, so besaß er ein freundliches Lächeln und blickte ganz und
gar nicht feindlich. Der Riese hatte ein gütiges Herz, weshalb ihn keiner fürchtete. Er
trieb Späße mit den kleinen Kindern, ließ sie auf seinen Schultern reiten, und sie
quietschten vor Vergnügen. Die Kinder liebten Tilli-Willi und beachteten deshalb nicht
seine riesigen weißen Hauer, so wie man bei Angehörigen und Freunden, bei allen, die
man gern hat, über manche äußeren Mängel hinwegsieht.
Tilli-Willi betrachtete die Ratsmitglieder freundlich durch das offene Fenster. Am
meisten erschreckte alle die Nachricht vom Tode der Vögel durch einen einzigen
Feuerstrahl, der lautlos aus einer Stablampe gekommen war. Das war ein unerklärliches
Phänomen, von dem bislang keiner gehört hatte.
Der Scheuch sprach
„Mit den Besitzern dieser schrecklichen Waffe müssen wir ganz besonders vorsichtig
sein.”
Der Eiserne Holzfäller fragte:
„Was ist bloß geschehen? Woher kommen diese Leute?”
„Gelbes Feuer, das heult”, krächzte Kaggi-Karr. Der Gebieter winkte ab
„Wartet, wartet mal!” Er begann in seiner geliebten Enzyklopädie zu blättern: „Meteor,
Kugel, Feuer, Heulen, Donner”. Halblaut las er die Stichwörter.
„Vielleicht sind sie zufällig herbeigeflogen wie seinerzeit Elli mit ihrem Häuschen?
Vielleicht hat sie ein Sturmwind hierher geweht?” mutmaßte der Eiserne Holzfäller.
„Sturmwind, Haus”, las der Scheuch. Er sah unter den Worten „Vulkan” und
„Erdbeben” nach. Dann schüttelte er den Kopf
„Nein, das paßt alles nicht.”
Der Torhüter hatte eine Idee: „Man müßte sich diese Maschine mit aller Vorsicht
genauer ansehen.”
„Das will ich gerade tun”, erwiderte der Scheuch gewichtig und ging zu dem
Zauberkasten, dem Fernseher, den ihm einstmals die Fee Stella geschenkt hatte. „Ich
glaube, dieser Kasten wird uns jetzt den größten Dienst erweisen.”
Das Fernsehgerät stand im Thronsaal auf einem besonderen Tischchen, rechts und links
von ihm waren auf Borden die Bücher angeordnet.
„Birelija-turelija, buridakl-furidakl, es röte sich der Himmel, es grüne das Gras.
Kästchen, Kästchen, zeig uns das: Was geht an Hurrikaps Schloß vor?”
Der Bildschirm leuchtete auf. Vor den verblüfften Zuschauern erschienen die
Fremdlinge. Sie sahen genauso aus, wie die Lerche gemeldet hatte. Mit überheblichen
Gesichtern schritten sie auf und ab und erteilten mit scharfen Stimmen den sich
untertänigst vor ihnen verneigenden Menschen mit sympathischen Gesichtszügen
Anordnungen. Die Versammelten hätten gern die Unterhaltung der Fremdlinge
belauscht, doch sie unterhielten sich in einer fremden Sprache. Der Scheuch und seine
Freunde bemerkten auf dem Bildschirm ein buntes durchsichtiges Netz. Als sie es
genauer betrachteten, erkannten sie unter dem Netz ein dunkles Ungetüm mit einer
runden Tür an der Seite, zu der eine lange Treppe führte.
Faramant wollte wissen:
„Wie ist dieses Ungetüm bloß in unser
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