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Das Geheimnis des verlassenen Schlosses

Das Geheimnis des verlassenen Schlosses

Titel: Das Geheimnis des verlassenen Schlosses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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Land gekommen? Auf keinen Fall vom Himmel.
Vom Himmel konnte es nicht fallen”, fügte er überzeugt hinzu, „dazu ist es zu schwer.”
„Was ist dann aber geflogen und hat so laut geheult?” fragte Din Gior.
„Laßt mich nachdenken”, bat der Scheuch, „ich werde dieses Rätsel lösen.”
Der Scheuch begann gründlich zu überlegen, und wieder traten durch diese
Anstrengung die Nähnadeln und die Stecknadeln aus seinem Kopf; in solchen Augenblicken zeichnete sich der weise Gebieter durch eine ungewöhnliche Klarsicht aus.
Nach langem Sinnen sagte der Scheuch:
„Ein seltsamer Gegenstand. Es ist kein Wagen, denn ihm fehlen die Räder. Es ist kein
Boot, denn in der Nähe von Hurrikaps Schloß gibt es keinen Fluß. Es ist kein Meteor,
denn der fliegt, heult aber nicht. Ich glaube, es ist ein fliegendes Schiff. Mit ihm sind
diese seltsamen Leute hier gelandet!”
„Ruhm dem Dreimalweisen Scheuch! Ich schwöre bei allen Sturmwinden der südlichen
Meere!” sprach TilliWilli ganz leise, doch das genügte, damit alle Glasscheiben in den
Schloßsälen klirrten. Keiner wunderte sich, aus dem Munde des Eisernen Buben das
Seemannswort, das in dieser Zaubergegend so ungewöhnlich war, zu vernehmen. TilliWilli hatte zwar niemals das Meer gesehen, aber er hatte die Aussprüche von seinem
Schöpfer, dem Seemann, gehört, damals, als der Einbeinige Charlie das Ungetüm baute.
Sie hatten sich in Tilli-Willis Riesenkopf festgesetzt, und er benutzte sie des öfteren.
„Ich schwöre bei allen Zauberinnen und Hexen! Maste und Segel! Wind und Wellen!
Möge mein Schiff im ersten Sturm zerschellen! Treffe mich der Donner!”, kam es stets
von den Lippen des Eisernen Ritters, sobald er seinen Mund öffnete.
Der Scheuch fuhr fort:
„Woher die Fremdlinge stammen, das weiß ich nicht. Keinesfalls aus Kansas. Wenn es
in Kansas solche Menschen gäbe, hätte uns Elli von ihnen erzählt.”
„Wir müssen zunächst alles sehr gründlich auskundschaften”, sagte die Krähe, „dann
können wir beschließen, was wir tun.”
„Dieser Kundschafterdienst ist gefährlich”, warnte der Eiserne Holzfäller. „Die
Fremdlinge sind auf der Hut. Nicht von ungefähr töten sie harmlose Vögel.”
„Unsere Kundschafter müssen klug und geschickt sein und dürfen vom Feind auf keinen
Fall bemerkt werden”, stimmte ihr der Scheuch zu. Kaggi-Karr meinte
„Ich kenne keinen, der so hervorragend dafür geeignet wäre, wie die Zwerge.”
Der Scheuch hatte ein übriges Mal Gelegenheit, den Verstand der Krähe zu bewundern.
Alle stimmten ihm zu. „Wir müssen umgehend die Zwerge benachrichtigen. Ich will zu
ihnen in die Schlucht fliegen.” Kaum hatte Kaggi-Karr ausgesprochen, da klirrten
wieder die Fensterscheiben.
„Tausend Teufel!” ließ sich Tilli-Willi vernehmen. „Wir machen’s so: Ich gehe zu den
winzigen Zwergen, packe so viele wie gebraucht werden ein und bringe sie zum Schloß.
Dafür brauche ich sehr wenig Zeit. Ich schwöre es bei den Kuru-Kussu-Riffen und dem
Anker!”
Die Ratsmitglieder billigten den Vorschlag des Riesen ohne Einwände: Man hätte kaum
etwas Besseres ersinnen können. Der Eiserne Ritter schritt mit einer Geschwindigkeit
von vierzig Meilen in der Stunde aus. Außerdem brauchte er ebenso wenig wie der
Scheuch und der Eiserne Holzfäller Rast und Schlaf. Er konnte also pausenlos laufen.
Die Reisevorbereitungen nahmen nicht viel Zeit in Anspruch: Tilli-Willi suchte sich
einen Korb mit weichem Moos und ließ sich für alle Fälle gründlich die Gelenke ölen.
Dafür wurde eine ganze Tonne Maschinenöl verbraucht. Dann machte sich der Eiserne
Ritter über die gelbe Backsteinstraße auf den Weg.
DER GEKRÄNKTE URFIN
    Das Schmausefest wurde in diesem Jahr wegen der J außergewöhnlichen Ereignisse
abgesagt. Seit sich die Fremdlinge im Zauberland niedergelassen hatten, war das so
idyllische Leben der Einwohner gestört. Die Zwinkerer fingen an schlecht zu schlafen,
weil sie vor Aufregung so häufig zwinkerten, daß ihnen die Augen vor dem Einschlafen
überhaupt nicht mehr zufielen.
Die Käuer hörten auf zu essen. Sie kauten nur noch und vergaßen, das Essen zu
schlucken. Was wäre das für ein Schmausefest geworden! Keiner hatte mehr Sinn dafür.
Urfin kränkte das natürlich furchtbar. Er glaubte, alle hätten den guten alten Urfin Juice
vergessen.
So eilte er heimwärts, um sich in aller Ruhe anzusehen, was in den Bergen so
grauenerregend heulte. Im Schatten der Nacht betrachtete er

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