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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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der Mann aus der Gegend und entstammte einer der Pächterfamilien. Welche Schauergeschichten hatte man ihm bloß über Major Dewary erzählt, dass er jede Hochachtung vermissen ließ?
    „Vom welchem Kerl ist denn da die Rede? Ich bin zutiefst beunruhigt!“ Lady Portland stellte sich unwissend.
    „Na, von diesem Verbrecher natürlich, den wir uns schnappen werden, um die …“
    Lady Bakerfield unterbrach den Mann mit barscher Stimme. „Genug, Shiffton, du kannst gehen. Ein Einbrecher macht die Gegend unsicher, Lady Portland.“ Sie lächelte ihren Gästen aufmunternd zu. „Es besteht nicht der geringste Grund, sich zu sorgen. Wie Sie sicher schon bemerkt haben, werden wir von vielen starken Männern bestens beschützt. Wenn es Ihnen recht ist, schlage ich vor, wir begeben uns ins Haus zurück. Ein kleiner Lunch wird uns allen guttun.“
    Während Elizabeth ihr ins Haus folgte, dachte sie fieberhaft nach. Hier war so manches, was ihr gar nicht gefiel. Es erschien ihr nun noch viel dringender, dass Dewary endlich nach Hause zurückkehrte. Sie musste sich beeilen. Noch an diesem Nachmittag würde sie die ersten Erkundungen unternehmen. Es wäre doch gelacht, wenn es ihr nicht gelänge, die Adresse des alten Kammerdieners aufzutreiben.

24. Kapitel
    Ihr Plan ließ sich einfacher verwirklichen, als Elizabeth gedacht hatte. Der leichte Lunch verging mit ebenso leichtem Geplauder. Sie waren zu dritt, Lord Bakerfield war noch nicht zurückgekehrt von der Jagd. Nach dem Essen zog ihre Mutter sich zu mittäglicher Ruhe zurück, und Lady Bakerfield verkündete ebenfalls, nun ihren Schönheitsschlaf zu benötigen, bei dem sie keinesfalls gestört werden dürfe. Elizabeth indes hatte noch nie die Lust verspürt, sich mitten am Tag hinzulegen. Auf Portland Manor waren es die vielen Aufgaben, die sie wach hielten, hier war es die Aufregung vor dem kommenden Abenteuer.
    „Ich habe ein Buch mitgebracht und werde die Zeit nutzen, die ersten Kapitel zu lesen.“
    Doch Elizabeth dachte nicht daran, diese Ankündigung in die Tat umzusetzen. Stattdessen ließ sie eine gute halbe Stunde verstreichen, bevor sie leise das gelbe Gästezimmer verließ. Noch nie waren die Minuten langsamer verstrichen! Doch sie musste sichergehen, dass Lady Bakerfield schon schlief. Endlich war es so weit! Endlich konnte sie ihr Zimmer verlassen. Ein rascher Blick nach rechts und links: Alles lag in mittäglicher Stille. Kein Diener ging seinen Verrichtungen nach. Auf leisen Sohlen eilte sie zur Galerie hinaus, von der eine ausladende Treppe in die Vorhalle hinunterführte. Das Ticken der großen Standuhr war das einzige Geräusch, das sie vernahm, wenn man von ihren eigenen Schritten auf dem knarrenden Holzboden absah. Sie schenkte den ausladenden Landschaftsgemälden, die die Galerie über die gesamte Breite der Halle schmückten, keine Aufmerksamkeit und betete zu Gott, dass Mylady keinen allzu leichten Schlaf hatte. Ihre Gebete wurden erhört, denn sie erreichte den linken Flügel ohne Zwischenfall. Dort atmete sie befreit auf und sah sich neugierig um. Es war offensichtlich, dass beide Flügel des Hauses zur selben Zeit errichtet worden waren. Der linke Flügel war ein Spiegelbild des rechten: Beide hatten einen breiten Flur, von dem schwere dunkelbraune Flügeltüren abgingen. Aus dem ersten Zimmer waren gedämpfte Stimmen zu vernehmen. Mit klopfendem Herzen eilte Elizabeth daran vorbei. Wenn bloß der Boden nicht so knarren würde! Wahrscheinlich war dies das Zimmer des Hausherrn. Waren seine Ohren noch so gut, dass er sie hörte? Mit wem er wohl sprach? Wahrscheinlich mit einem Diener. Bewohnte er einen Raum oder zwei? War dann diese Tür die Kammer seines Leibdieners? Und welche Zimmer schlossen sich daran an? War das bereits Dewarys Zimmer? Unschlüssig blieb sie davor stehen. Was sollte sie tun? Versuchen, die Tür zu öffnen? Oder war es doch besser, zuerst anzuklopfen? Was, wenn das auch noch ein Zimmer des Hausherrn war und sie ihn in Unterwäsche antreffen würde? Sie hatte noch nie einen unbekleideten Mann gesehen und nicht die geringste Absicht, dies auf diese Weise das erste Mal zu tun. Elizabeth blieb ratlos stehen: Es war naiv gewesen zu glauben, sie würde sich allein in diesem riesigen Haus zurechtfinden. Das konnte nie und nimmer gutgehen!
    „Einen schönen Tag, Miss, kann ich Ihnen helfen?“
    Elizabeth fuhr herum.
    Ein älterer Diener war aus dem ersten Raum getreten. Jetzt schloss er leise die Tür hinter sich, wahrscheinlich um

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