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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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zeigen.“
    Stolz zeigte Lady Bakerfield ihr Boudoir. „Ich bin noch nicht lange hier, und doch ist es mir schon gelungen, einiges nach meinem Gutdünken zu gestalten. Sehen Sie nur die elegante purpurrote Chaiselongue! Der liebe Edward ist ja so großzügig! Er liest mir jeden Wunsch von den Lippen ab!“
    Deshalb hast du ihn wahrscheinlich geheiratet, dachte Mylady leidenschaftslos, und Elizabeth fügte in Gedanken hinzu: Warum sonst sollte so eine Schönheit wie Lady Bakerfield den Antrag eines Mannes annehmen, der nicht annähernd so anziehend war wie sie?
    „So, und nun habe ich Ihnen noch einen Rundgang durch die Gärten versprochen. Lizzy, du faules Ding!“
    Elizabeth zuckte zusammen. Was hatte sie getan, um Myladys Zorn zu erwecken? Und wie kam diese dazu, in so einem Ton mit ihr zu sprechen? Entgeistert schaute sie zu Lady Bakerfield hinüber und stellte fest, dass diese nicht sie mürrisch anschaute, sondern ihre Kammerzofe, die soeben im Türrahmen erschienen war:
    „Meine Bürsten liegen nicht in Reih und Glied auf der Marmorplatte meines Frisiertisches, so wie ich das wünsche! Und der Spiegel hat blinde Flecken. Kannst du nicht endlich einmal deine Pflichten ernst nehmen, du dummes Mädchen?!“
    Die Zofe errötete, versank in einen Knicks und Mylady rauschte, ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, von dannen. Peinlich berührt folgten die Damen Porter.
    „Ach“, Lady Bakerfield seufzte und fügte mit dramatischer Geste hinzu, als die beiden ebenfalls den Flur betreten hatten: „Um alles muss man sich selbst kümmern. Ich sage Ihnen, auf das Personal ist heute kein Verlass mehr! Sogar den Tee für Lord Digmore bereite ich jeden Abend eigenhändig zu, nur um sicherzugehen, dass man auch die richtigen Kräuter verwendet!“
    „Sie kochen jeden Tag für den Hausherrn Kräutertee?“ Das war nun wirklich eine überraschende Neuigkeit. So viel Umsicht hatte Elizabeth ihrer verwöhnten Gastgeberin gar nicht zugetraut.
    Lady Bakerfield war stehen geblieben. „Aber sicher tue ich das, meine Liebe.“ Ihr Blick war nun ungewohnt ernst. „Das ist das Mindeste, was ich tun kann, um mich bei Edwards geschätztem Onkel für seine überwältigende Gastfreundschaft zu bedanken!“
    „Lord Digmore fühlt sich schon längere Zeit nicht wohl?“
    Lady Bakerfield nickte bekümmert. „Seit einigen Wochen. Ist es ein Wunder? Zuerst … stirbt … seine Schwester, dann wird sein Sohn …, na ja, jedenfalls, es ist sein Herz, wissen Sie …“
    „Was ist denn mit seinem Sohn?“, fragte Lady Portland arglos nach. Elizabeth nestelte an den Spitzen ihrer Manschetten herum, um sich nicht anmerken zu lassen, wie gespannt sie auf die Antwort war. Doch diese war leider nicht im Geringsten aufschlussreich.
    „Sein Sohn, der … ist Offizier. Der Mann, dessen Jugendbildnis Sie in der Gemäldegalerie bewundert haben. Er kämpft auf dem Kontinent gegen die Franzosen. Er ist ein wahrer Held. Wir bewundern ihn alle sehr!“
    Elizabeth, die sich noch genau an Dewarys Worte erinnerte, dass er die Frau seines Cousins noch nicht kennengelernt habe, konnte sich die nächste Frage nicht verkneifen. „Sie kennen diesen, wie heißt er nur, diesen Offizier, von dem Sie eben sprachen? Lord Digmores Sohn?“
    Lady Bakerfield sah sie an, als habe sie den Verstand verloren. „Aber natürlich kenne ich ihn, was für eine Frage! Viel länger als …“ Sie verstummte, nur um dann rasch fortzusetzen: „… wir verstehen uns sehr gut! Als Cousin meines geliebten Mannes ist er auch für mich zum Cousin geworden.“
    „Das heißt, Sie kochen den Kräutertee für seinen Vater auch ihm zuliebe, weil Sie sich so gut verstehen?“
    Lady Bakerfield nahm die Ironie in diesen Worten nicht wahr.
    „Wenn Sie das so sehen wollen, bitte sehr! Es entspricht durchaus der Wahrheit.“
    „Wie kommt es, dass Sie sich mit Kräutern auskennen?“, wollte Lady Bakerfield wissen. „Das ist doch ein recht ungewöhnliches Wissen für eine junge Dame!“
    Ihre Gastgeberin seufzte. „Nicht ungewöhnlich für mich, Mylady, leider! Meine Mama ist herzkrank. Ich habe die letzten Jahre tagein, tagaus an ihrem Krankenbett gewacht, um der Armen etwas Linderung zu verschaffen.“
    „Oh, Sie armes Kind! Wie tüchtig Sie sind!“ Lady Portland tätschelte der jungen Frau mütterlich die Hand. „Welche Kräuter nehmen Sie denn für diesen Tee?“
    „Das ist ganz unterschiedlich, Mylady. Melisse ist immer dabei. Man sagt, dass es bei Herzklopfen und

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