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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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seinen Herrn nicht zu stören, und kam mit langsamen Schritten näher. Sein Haar war ebenso grau wie seine schlichte Uniformjacke. Seinen wachen Augen unter den buschigen Augenbrauen schien nichts zu entgehen. Sein Blick zeigte nichts als höfliches Interesse. Irgendwie kamen ihr seine Gesichtszüge bekannt vor, und doch wusste Elizabeth, dass sie ihm noch nie zuvor begegnet sein konnte. Was sollte sie jetzt tun? Sie straffte die Schultern und beschloss ihm entgegenzugehen. Es war ohnehin sinnlos, ihre Suche fortzusetzen.
    „Ich bin hier zu Gast.“
    Diese Erklärung war sie dem Kammerdiener wohl schuldig.
    Dieser nickte nur: „Wir haben davon gehört, Miss …“
    „Porter, Elizabeth Porter.“
    Der betagte Diener deutete eine Verbeugung an. „Sie besuchen Lord und Lady Bakerfield, Miss Porter?“
    Elizabeth besann sich ihres Auftrags und schüttelte den Kopf. „Nein, ich begleite meine Mutter, Lady Portland. Mama hat erst kürzlich von Lady Digmores Ableben erfahren. Die beiden waren zusammen in London und wurden gemeinsam der Königin vorgestellt.“
    Der Diener hörte ihr aufmerksam zu.
    „Als Mama vom Tod ihrer Freundin hörte, haben wir sofort die Koffer gepackt, um Mylord einen Besuch abzustatten.“
    „Tatsächlich?“
    „Leider erzählte uns Lady Bakerfield, dass Lord Digmore derzeit keinen Besuch empfängt …“
    Der Kammerdiener hob eine Augenbraue. „So, sagte Lady Bakerfield dies …“
    Elizabeth nickte.
    „Und Sie wollten seine Lordschaft dennoch soeben besuchen, Miss?“
    Elizabeth errötete. „Was bringt Sie zu dieser Annahme?“
    „Nun, ich habe mich gefragt, was Sie wohl sonst hierher auf diesen Flur verschlägt? Außer Mylord und meiner Wenigkeit wohnt hier derzeit niemand.“
    In dieser Aussage, obwohl mit freundlicher Stimme vorgebracht, schwang ein Hauch von Kritik. Berechtigter Kritik, wie sich Elizabeth eingestand.
    „Besteht denn eine Möglichkeit, Lord Digmore zu besuchen? Meine Mama würde sich sehr darüber freuen.“
    Zu ihrem Erstaunen tat der Kammerdiener so, als habe sie die letzten Worte nicht geäußert. „Hier, die beiden ersten Türen zur Rechten sind das Schlafzimmer und der Salon von Lord Digmore, dem Hausherrn. Die nächste Tür führt in meine Kammer. Daran schließen sich die Bibliothek und einige Repräsentationsräume an. Und das Zimmer am Ende des Flurs bewohnt Major Frederick Michael Dewary, wenn er zu Hause weilt. Es liegt unmittelbar unter dem Turmzimmer.“
    Elizabeth war völlig überrumpelt und versuchte zugleich, sich alles genau zu merken. War der Kammerdiener nicht ganz richtig im Kopf? Oder gab es irgendeinen Grund, warum er ihr das erklärte?
    „Aha, ja, danke“, murmelte sie nur.
    Der Kammerdiener schenkte ihr ein freundliches Lächeln und fügte dann hinzu: „Wie sagten Sie, hat Ihre Frau Mama von Lady Digmores Ableben erfahren? Warum gerade jetzt? Das traurige Ereignis ist immerhin schon vier Jahre her.“
    Elizabeth wusste einen Moment lang nicht, was sie antworten sollte. Daran hatten sie bei all ihrer Planung nicht gedacht! Sie konnte schlecht von Dewary erzählen. Sicher ginge der Kammerdiener damit schnurstracks zu seinem Herrn. Und der hatte schon einmal den Friedensrichter verständigt!
    „Nun?“
    „Ich weiß es nicht genau. Ich nehme an, Mr. Bishop hat es bei einem seiner Besuche auf Portland Manor erwähnt.“ Wie gut, dass ihr diese Ausrede eingefallen war! Und sie setzte hinzu: „Mr. Bishop ist Pfarrer der Kirche St. Ann in Winchester, wissen Sie.“
    Der Kammerdiener nickte. „Ja, Pfarrer sind immer gute Quellen von Neuigkeiten. Ich muss Sie jetzt leider allein lassen, mein Herr wird sich schon fragen, wo ich stecke.“
    Er verbeugte sich andeutungsweise und machte kehrt. Elizabeth sah ihm nach, wie er langsam, aber aufrecht den Flur hinunterschritt. Vor der ersten Tür blieb er stehen und wandte sich noch einmal zu ihr um. „Was einen Besuch bei seiner Lordschaft betrifft, ich werde sehen, was ich für Sie tun kann. Einen schönen Tag noch, Miss Porter.“
    Er verbeugte sich abermals und machte ihr mit einer Handbewegung klar, dass er erwartete, sie würde den linken Flügel verlassen. Diesem Wunsch konnte sie sich nicht gut widersetzen. Also dankte sie ihm und ging dann, an dem immer noch wartenden Kammerdiener vorbei, in die Galerie zurück.

    Der nächste Tag verging ereignislos. Natürlich hatte es Elizabeth nicht lassen können und war eine halbe Stunde nach dem Mittagessen in den linken Flügel zurückgeschlichen,

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