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Das Geheimnis von Ella und Micha: Ella und Micha 1 - Roman (German Edition)

Das Geheimnis von Ella und Micha: Ella und Micha 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis von Ella und Micha: Ella und Micha 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Sorensen
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dicht an ihn. Ich erlaube ihm, meine Zunge mit seiner zu streicheln, lasse ihn den Regen von meiner Unterlippe saugen und mich schmecken. Wir sind ungeduldig, können gar nicht genug bekommen, und die Hitze, die aus unseren durchnässten Sachen strömt, wärmt mich. Ich könnte ewig so weitermachen, aber das wäre falsch.
    Das Mädchen, von dem er denkt, dass er es liebt, muss verschwinden. Ich will nicht, dass diese Nacht nicht rückgängig zu machen ist, deshalb löse ich mich von ihm, wobei ich seinen Geruch noch ein letztes Mal einatme. Danach gehe ich weg, lasse ihn im Regen auf der Brücke stehen, zusammen mit der alten Ella.

Kapitel 1
    8 Monate später …
    ELLA
    Ich hasse Spiegel. Nicht weil ich mein Spiegelbild hasse oder unter Eisoptrophobie leiden würde. Spiegel sehen direkt durch meine Fassade hindurch. Sie wissen, wer ich früher war: ein lautes, unbekümmertes Mädchen, das der Welt zeigte, was es fühlte. Bei mir gab es keine Geheimnisse.
    Heute aber sind es die Geheimnisse, die mich definieren.
    Würde ein Spiegelbild nur das zeigen, was außen ist, wäre es okay. Mein langes rotbraunes Haar passt gut zu meinem blassen Teint. Meine Beine sind extrem lang, und mit hohen Absätzen bin ich größer als die meisten Jungen, die ich kenne. Doch das alles stört mich nicht. Es ist das tief drinnen, was mir Angst macht, denn es ist kaputt wie ein gesprungener Spiegel.
    Ich klebe eine meiner alten Skizzen über den Spiegel an der Wohnheimwand. Er ist fast vollständig von Zeichnungen bedeckt und verbirgt so alles von mir außer meinen grünen Augen, die von unendlichem Schmerz und Geheimnissen trübe sind.
    Ich knote mein Haar zu einem unordentlichen Dutt und lege meine Kohlestifte in einen Kasten auf meinem Bett, wo ich sie zu den anderen Malsachen packe.
    Lila kommt mit einem fröhlichen Lächeln und einem Drink in der Hand ins Zimmer gehüpft. »O mein Gott! O mein Gott! Bin ich froh, dass es vorbei ist!«
    Ich nehme eine Rolle Paketband von der Kommode. »O mein Gott! O mein Gott«, mache ich sie scherzhaft nach. »Was trinkst du?«
    Sie neigt mir ihre Tasse entgegen und zwinkert. »Saft, natürlich. Ehrlich, ich bin richtig froh, Ferien zu haben. Auch wenn das heißt, dass ich nach Hause muss.« Sie streicht sich das Haar hinters Ohr und wirft einen Make-up-Beutel in ihre Handtasche. »Hast du mein Parfüm gesehen?«
    Ich zeige auf die Kartons auf ihrem Bett. »Ich glaube, du hast es in einen von denen gepackt. In welchen, weiß ich aber nicht mehr. Du hast sie nicht beschriftet.«
    Sie zieht eine Grimasse. »Kann ja nicht jeder von uns so ein Ordnungsfreak sein. Echt, Ella, manchmal glaube ich, du bist eine Zwangsneurotikerin.«
    Ich schreibe »Zeichenmaterial« in sauberen Druckbuchstaben auf die Schachtel und klicke die Kappe auf den Edding. »Ach du Schande, du hast mich durchschaut!«, scherze ich.
    »Verflucht.« Sie beschnuppert sich. »Ich brauche es dringend. Bei dieser Hitze fange ich an, nach Schweiß zu stinken.« Sie zupft einige Fotos von ihrem Kommodenspiegel und wirft sie in einen offenen Karton. »Ich schwöre, draußen sind es an die fünfundvierzig Grad.«
    »Ich glaube, es ist sogar noch heißer.« Ich stopfe meine Arbeiten, allesamt Einsen, in den Papierkorb. In der Highschool war ich eine Dreierschülerin und hatte eigentlich gar nicht vorgehabt, aufs College zu gehen. Aber das Leben verändert sich – Menschen verändern sich.
    Lila sieht stirnrunzelnd meinen Spiegel an. »Dir ist schon klar, dass wir im Herbst nicht wieder in dieses Zimmer ziehen, oder? Wenn du die Bilder nicht abnimmst, schmeißt sie die nächste Bewohnerin weg.«
    Es sind nur ein Haufen Kritzeleien: Skizzen von ängstlichen Augen, schwarze Rosen in einem Bett aus Dornen, mein Name mit irgendwelchen Mustern verwoben. Die Zeichnungen sind egal, bis auf eine: die Skizze von einem alten Freund, der Gitarre spielt. Die ziehe ich vorsichtig ab, damit die Ecken nicht einreißen.
    »Ich lasse sie für die Nächsten hier«, sage ich und grinse. »Die bekommen dann ein fertig dekoriertes Zimmer.«
    »Na, ich schätze, die Nächsten wollen tatsächlich in den Spiegel schauen.« Sie faltet eine rosa Bluse zusammen. »Ich habe sowieso nie verstanden, wieso du den Spiegel verhängt hast. Du bist ja nicht hässlich oder so, El.«
    »Darum geht es nicht.« Ich betrachte die Zeichnung, die Michas intensiven Blick genau einfängt.
    Lila reißt mir das Bild aus der Hand, sodass die Ränder ein bisschen zerknickt werden.

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