Das Geheimnis von Ella und Micha: Ella und Micha 1 - Roman (German Edition)
Menge Überzeugungsarbeit von Caroline, schätze ich – haben wir beschlossen, uns hier wiederzusehen, wenn Dean sich freinehmen kann, und meinem Dad ein Ultimatum zu stellen. Das wird gewiss eines der härtesten Dinge, denen ich mich je gestellt habe, denn ich bin sicher, dass in dem Gespräch Sachen gesagt werden, die mir wehtun. Aber ich werde es durchstehen, egal was mir blüht, weil ich jetzt erkenne, was ich verkraften kann.
Mein Dad liegt auf der Couch, isst ein Mikrowellen-Fertigessen und hat ein Sixpack auf dem Tisch vor sich. Er sieht fern, hat eine Zigarette in der Hand und merkt kaum, dass ich ins Zimmer komme.
»Hey, Dad«, sage ich von der Tür aus. »Ich fahre jetzt wieder.«
Erschrocken blickt er vom Fernseher weg, und ich frage mich, ob er überhaupt richtig hingesehen hat oder eher tief in Gedanken war. »Oh, okay, fahr vorsichtig.«
Ich reibe meine verschwitzten Hände aneinander und gehe ins Zimmer. »Dean und ich wollen in ein paar Wochen wiederkommen.«
Er stellt sein Essen ab und greift nach einem Bier. »Wozu?«
Ich klopfe mir unsicher mit den Händen an die Schenkel. »Wir möchten mit dir über was reden.«
Er stellt sein Bier ab. »Ich dachte, Dean ist noch hier.«
Ich schüttele den Kopf und bekomme ein schlechtes Gewissen, weil ich wegfahre. »Er ist vor zwei Wochen weg … aber, Dad, kannst du versuchen, ein bisschen besser auf dich aufzupassen?« Ich wappne mich und sage es einfach: »Und vielleicht nicht so viel trinken?«
Er sieht auf die Reihe Biere vor sich, als ginge ihm jetzt erst auf, dass sie dort stehen. »Oh, so viel trinke ich doch gar nicht, oder?«
Mir ist nicht wohl dabei, als ich mich zu ihm auf die Couch setze. »Früher nicht, aber neuerdings scheinst du nichts anderes zu machen.«
Sein Kopf schwingt auf und ab. »Na gut, ich versuche, das zu drosseln.«
Ich weiß, dass er es nicht tut, aber Dean und ich können ihn hoffentlich überreden, in einen Entzug zu gehen, wo er Hilfe bekommt und die Beratung, die er braucht. Ich umarme ihn, obwohl er vor mir zurückweicht. Dann gehe ich, hoffe, dass er zurechtkommt, auch wenn mir bewusst ist, dass er es nicht wird, ehe er nicht die Entscheidung trifft. Bis dahin kann ich nur versuchen, ihm zu helfen.
Epilog
ELLA
Seit fast zwei Wochen bin ich wieder in Vegas, und es läuft gut. Ich habe einige Sommer-Kunstkurse belegt, und mein Praktikum im Museum ist fantastisch, auch wenn ich die meiste Zeit damit verbringe, hinter Leuten herzuputzen oder Botengänge zu erledigen. Und ich habe eine Therapie angefangen. Auch wenn ich mir gern einreden würde, dass es mir beständig besser geht, holt mich die Dunkelheit immer noch manchmal ein, wenn ich allein bin und mich in meinen Gedanken verliere. Aber meine Therapeutin ist nett, und die Sitzungen scheinen zu helfen.
Übers Wochenende leiht Lila mir ihren Wagen, damit ich nach Hause fahren und mich mit Dean und meinem Dad treffen kann. Ich bin froh, die Fahrt alleine zu machen, denn so habe ich zwölf Stunden, um mich mental vorzubereiten – obwohl ich mir insgeheim wünsche, Micha würde mit mir kommen.
»Soll ich wirklich nicht mitfahren?«, fragt Lila, als ich meinen Koffer nehme und mich im Zimmer umsehe, ob ich etwas vergessen habe.
»Nein danke, ich schaffe das. Und du hast Kurse und dein Mathe-Tutorium.« An der Tür bleibe ich stehen, weil ich noch etwas loswerden muss. »Vielen Dank, dass du mir deinen Wagen leihst. Und danke, dass du einfach für mich da bist, Lila.«
Sie lächelt strahlend. »Jetzt werde ja nicht sentimental. Hallo, du bist doch bloß ein paar Tage weg.«
Lachend gehen wir aus dem Gebäude und die Treppe hinunter. Unsere Wohnung ist direkt am Campus, weshalb Lilas Wagen meistens auf dem Parkplatz dort steht. Als wir den Grasstreifen zwischen Straße und Campus erreichen, spielt mein Handy in der Tasche ein trauriges Lied, das inzwischen zu einem glücklichen geworden ist.
»Gott, schon wieder?« Lila wirft dramatisch den Kopf in den Nacken. »Könnt ihr zwei keine fünf Minuten aushalten, ohne euch zu sprechen?«
»Nein«, antworte ich grinsend, als Lila vorausläuft, damit ich in Ruhe telefonieren kann. »Und, wie ist das Wetter in Seattle?«
»Ziemlich sonnig, erstaunlicherweise«, sagt Micha. Ich höre an seiner Stimme, dass er lächelt.
Ich zerre an meinem Rollkoffer, dessen eines Rad in einer Rasenkuhle feststeckt. »Komisch, ich dachte, dort regnet es immer.«
»Nein, über mir ist blauer Himmel und jede Menge Sonnenschein. Und
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