Das Geheimnis von Mooncastle (Romantik Thriller / Unheimlich) (German Edition)
führte, der schon seit über zwanzig Jahren nicht mehr benutzt wurde.
Ohne die geringsten Schwierigkeiten gelangte Ma rgaret St. Jones in den Gästetrakt hinüber. Leise stieg sie die Treppe zum zweiten Stock hinunter, schlich durch den Gang zu Drews Zimmer und öffnete lautlos ihre Tür.
Andrews Zimmer befand sich dem seiner Freundin gegenüber. Drew hatte geschlafen, als er bei ihr gew esen war. Er hatte ihr einen Kuss auf die Wange gehaucht und war dann in sein Zimmer hinübergegangen. Trotz seiner Müdigkeit konnte er jedoch nicht einschlafen. Mit hinter den Kopf verschränkten Händen lag er auf dem Bett und dachte über Drew und ihre Familie nach. Er konnte durchaus verstehen, wie bestürzt Sir Thomas darüber war, dass seine Mutter eine Mörderin sein sollte.
Dem jungen Mann fielen die Augen zu. Aber noch bevor er einschlafen konnte, schien ihm plötzlich ein helles Licht in die Augen. Er blinzelte. Neben der Tür stand eine schmale Gestalt, von der ein überirdisches Strahlen ausging.
Andrew sprang auf. Im selben Moment verblasste die Gestalt. Mit wenigen Schritten war er bei der Tür, rannte auf die andere Seite des Ganges und riss die Tür von Drews Zimmer auf. Im Mondschein sah er eine große, ziemlich hagere Frau am Bett seiner Freundin stehen. Sie hielt ein Messer in der Hand.
Obwohl es sich bei Margaret St. Jones nur um eine alte Frau handelte, fiel es Andrew nicht leicht, sie zu überwältigen. In ihrem Wahn entwickelte Roberts Großmutter übernatürliche Kräfte. Klirrend fiel das Messer zu Boden. Drew erwachte und schrie auf.
Betty stürzte ins Zimmer. Sie schaltete das Licht ein und sah entsetzt, wie ein Mann, den sie nicht kannte, mit Margaret St. Jones kämpfte. Schreiend rannte sie die Treppe hinunter, um die anderen Gäste zu alarmieren.
Oberst Rogers war der erste, der im zweiten Stock eintraf. Er wollte sich auf Andrew stürzen, weil er der Meinung war, dass es sich bei ihm um einen Eindrin gling handelte. Betty konnte ihn gerade noch zurückhalten.
„Lady Saint Jones hat versucht, Miss Harper zu e rstechen“, sagte sie atemlos und wies auf das Messer. „Es gehört ihr. Es hing noch heute Morgen über ihrem Schreibtisch.“
Endlich gab Margaret St. Jones auf. Die alte, stolze Frau sackte wie ein Häufchen Elend in sich zusammen. Andrew übergab sie Sir Thomas, der mit seiner Frau und seinem Sohn von den Bakers alarmiert worden war. „Es tut mir leid“, sagte er. „Ich wünschte, wir hä tten uns geirrt.“
„Ja, das wünschte ich auch“, bemerkte Sir Thomas und brachte seine Mutter in den Hauptflügel von Moo ncastle hinüber.
Margaret St. Jones wehrte sich nicht. Sie wusste, dass sie verloren hatte. „Ich wollte euch nur Moo ncastle erhalten“, flüsterte sie ein ums andere Mal. „Ihr seid mir alle in den Rücken gefallen. Ihr seid es nicht wert, dass ich mich um euch kümmere.“
Nach und nach kehrten alle in ihre Zimmer zurück. Andrew saß an Drews Bett und hielt sie in den Armen. Die junge Frau war immer noch ziemlich benommen, aber sie wusste, dass ihr Freund bei ihr war und sie fühlte sich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder g eborgen.
28. Kapitel
Einige Tage später versammelten sich die St. Jones, Drew und Andrew in der Bibliothek von Mooncastle, um über die Zukunft des Besitzes zu sprechen. Margaret St. Jones war noch am Morgen nach dem Morda nschlag auf Drew in eine private Nervenklinik gebracht worden. Der Arzt, der sie untersucht hatte, war überzeugt, dass sie schon seit Jahren unter einer schweren Nervenkrankheit litt, die erst in den letzten Wochen richtig zum Ausbruch gekommen war. Inzwischen weigerte sie sich, auch nur noch ein Wort zu sprechen. Fast bewegungslos saß sie auf ihrem Bett und starrte vor sich hin.
Die St. Jones‘ waren Drew dankbar, dass sie darauf verzichtete, die Polizei einzuschalten, und sie wussten, dass sie sich auf ihr Personal verlassen konnten. Die Leute arbeiteten schon seit Generationen auf Moo ncastle und fühlten sich der Familie verbunden. Oberst Rogers hatte ihnen ebenfalls versprochen, über die Vorgänge auf Mooncastle zu schweigen. Die Bakers und die Midlers hatten gar nicht richtig mitbekommen, was überhaupt in jener Nacht passiert war und glaubten, was man ihnen darüber erzählt hatte. Der französische Archäologe hatte die ganze Sache verschlafen und war höchst erstaunt gewesen, als man ihm am nächsten Morgen von dem Tumult berichtet hatte.
„Habe ich nicht immer gesagt, dass es ein Fehler ist,
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