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Das Geheimnis von Sittaford

Das Geheimnis von Sittaford

Titel: Das Geheimnis von Sittaford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ganz außer Atem nach dieser langen Rede. Inspektor Narracott aber, der noch über einen anderen Punkt unterrichtet sein wollte, glaubte, dass hierfür gerade der richtige Augenblick gekommen sei.
    «Ist diese Mrs Willett eigentlich eine alte Freundin oder Bekannte des Captain?», fragte er wie nebenbei.
    «O nein, Sir, sie war ihm gänzlich unbekannt.»
    «Wissen Sie das genau?» Sehr scharf klang jetzt die Frage, und vor dieser Schärfe zuckte der ehemalige Seemann zurück.
    «Nun… ich… Der Captain sagte es zwar nicht ausdrücklich, aber… Nein, nein, ich bin meiner Sache eigentlich sicher.»
    «Ich frage deshalb», erläuterte der Inspektor, «weil es eine sehr merkwürdige Jahreszeit ist, um einen Landsitz zu mieten. Wenn andererseits Mrs Willett mit Captain Trevelyan befreundet war und das Haus kannte, ließe es sich eher erklären; sie mag ihm dann geschrieben haben…»
    «Nein, die Agenten Williamson haben geschrieben und mitgeteilt, sie hätten eine Anfrage von einer Dame.»
    Inspektor Narracott zog die Brauen zusammen.
    «Captain Trevelyan und Mrs Willett haben vermutlich eine Unterredung gehabt, nicht wahr?», erkundigte er sich.
    «Ja, sie kam zur Besichtigung, und er zeigte ihr alles, vom Boden bis zum Keller.»
    «Waren sie…» Der Inspektor zögerte, als suche er nach Worten, die möglichst natürlich klangen. «Wie verhielten sie sich zueinander? Liebenswürdig? Freundlich?»
    «Die Dame, ja», sagte Evans verschmitzt. «Bewunderte das Haus, lobte die Einrichtung, pries den guten Geschmack seines Besitzers. Alles in allem trug sie ein bisschen dick auf.»
    «Und der Captain?»
    «Jede Überschwänglichkeit war am wenigsten geeignet, ihn zu bekehren.» Evans’ Mund verzog sich zu einem breiten Lachen. «Höflich war er, aber mehr auch nicht. Und lehnte ihre Einladungen unverblümt ab. Ja, das Haus nach wie vor als sein eigenes zu betrachten und möglichst oft vorzusprechen – so drückte sie sich aus. Vorzusprechen… Als ob man so mir nichts, dir nichts vorsprechen könnte, wenn man zehn Kilometer weit entfernt wohnt!»
    «Mithin schien ihr viel daran zu liegen, mit dem Captain in Verbindung zu bleiben», meinte Narracott, mehr zu sich selbst als zu den anderen.
    Was hatte die an das heiße Klima Afrikas Gewöhnte bewogen, nach Sittaford zu kommen? War es nur ein Vorwand, um Captain Trevelyans Bekanntschaft zu machen? Wahrscheinlich hatte sie auch nicht damit gerechnet, dass Trevelyan, statt in einen der kleinen Bungalows überzusiedeln – vielleicht als Gast Major Burnabys –, für die Dauer ihres Aufenthalts nach Exhampton ziehen würde.
    Evans’ nächste Worte wirkten auch nicht klärend.
    «Sie ist eine sehr gastfreundliche Dame», berichtete er. «Kein Tag vergeht, an dem nicht irgendwer eingeladen wird.»
    Narracott nickte zerstreut. Von Evans, das fühlte er, war nicht mehr zu erfahren, und daher würde es wohl das Beste sein, diese rätselhafte Mrs Willett so bald wie möglich um ein Gespräch zu bitten.
    «Kommen Sie, Pollock. Wir wollen nach oben gehen.»
    Sie ließen Evans im Speisezimmer zurück und stiegen die Treppe hinauf.
    «Rechtschaffen, nicht wahr?», fragte der Sergeant leise, indem er mit dem Daumen rückwärts in Richtung der geschlossenen Esszimmertür wies.
    «Anscheinend», erwiderte der Inspektor, «obwohl man sich nie dafür verbürgen kann. Wie der Bursche sonst aber auch sein mag – auf den Kopf gefallen ist er jedenfalls nicht.»
    «Nein, nein. Er ist sogar sehr helle.»
    «Seine Geschichte klingt recht einleuchtend», fuhr Narracott fort. «Durchaus klar und folgerichtig. Aber wie gesagt, man kann nie wissen…»
    Und mit diesen, seine vorsichtige und misstrauische Art kennzeichnenden Worten begann er die Räume des obersten Stockwerkes zu untersuchen.
    Es waren drei Schlafzimmer und ein Bad. In zwei von den Zimmern fehlte jegliches Mobiliar, und offensichtlich hatte sie seit Wochen niemand betreten. Das Dritte, Captain Trevelyans eigenes Zimmer, befand sich in vorbildlicher Ordnung, dasselbe galt für den Inhalt der Fächer und Schubladen. Jeder Gegenstand lag an dem ihm gebührenden Platz. Tatsächlich schien der Bewohner mit beinahe fanatischer Treue an seinen Gewohnheiten festgehalten zu haben.
    Narracott warf auch einen Blick in das Bad, wo ebenfalls peinlichste Ordnung und Sauberkeit herrschten.
    «Nichts, was uns irgendwie weiterhelfen könnte», meinte er resigniert. «Gehen Sie jetzt die Briefschaften und Papiere durch, Pollock. Ich werde Evans

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