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Das Geheimnis von Sittaford

Das Geheimnis von Sittaford

Titel: Das Geheimnis von Sittaford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Gefühl, Major, dass sie nur Theater spielt, nicht wahr?»
    «Verstehen Sie mich bitte recht: Meiner Meinung nach ist sie eine viel zu elegante Frau, um nach Sittaford zu passen. Immer nach letztem Schick gekleidet, dazu die Tochter – ein hübsches, fesches Ding. Man könnte sich beide sehr gut im Ritz oder im Carlton oder in einem luxuriösen Kurort vorstellen.»
    «Und leben sie in Sittaford für sich, zurückgezogen? Oder – um mich deutlicher auszudrücken – meinen Sie, dass sie ein Versteck suchen?»
    Major Burnaby schüttelte energisch den Kopf.
    «Nichts dergleichen, Inspektor. Sie sind sehr gesellig – ein bisschen zu gesellig sogar. In dem kleinen Sittaford kann man niemals die Ausrede gebrauchen, schon anderweitig vergeben zu sein; und wenn Sie dann mit Einladungen überschüttet werden, ist das ein wenig peinlich und unangenehm… Nein, die Damen sind außerordentlich liebenswürdig, gastfreie Menschen – nur, wie gesagt, für englische Begriffe ein bisschen zu gastfrei.»
    «Das ist der koloniale Einschlag», urteilte der Inspektor.
    «Ja, ich glaube, Sie haben Recht.»
    «Dass Captain Trevelyan sie von früher her kannte, halten Sie für ausgeschlossen?»
    «Vollkommen ausgeschlossen, Inspektor. Das würde Joe mir gegenüber erwähnt haben.»
    «Und Sie glauben nicht, der Zweck dieses Winteraufenthalts hier könnte der gewesen sein, die Bekanntschaft mit Captain Trevelyan anzuknüpfen?»
    An eine solche Möglichkeit hatte der Major offenbar noch nie gedacht, und ein paar Minuten lang schien er das Für und Wider gründlich zu erwägen.
    «Donnerwetter, Inspektor, daran hätte ich nie gedacht», gestand er unumwunden ein. «Aber es kommt mir unwahrscheinlich vor, wenn ich’s mir recht überlege. Und diese überströmende Liebenswürdigkeit gegenüber Joe, die ihn – nebenbei gesagt – völlig kalt ließ, war wohl die übliche Art der Damen. Die Leute aus den Kolonien, wissen Sie, sind alle so übertrieben freundlich», fügte der heimatstolze Soldat geringschätzig hinzu.
    «Ich verstehe, Major. Und nun zum Haus selbst. Captain Trevelyan hat es gebaut, nicht wahr?»
    «Ja.»
    «Und niemand anders hat je dort gewohnt? Vielleicht zeitweilig?»
    «Niemals.»
    «Dann birgt also auch das Gebäude nichts, was Mrs Willett besonders reizen könnte. Wirklich rätselhaft. Zehn zu eins darf man beinahe wetten, dass sie nichts mit dem Mord zu tun hat, und dennoch stolperte ich über das eigenartige Zusammentreffen. Wem gehört denn das Haus, das Trevelyan in Exhampton bewohnte?»
    «Miss Larpent, einer Frau in mittleren Jahren, die den Winter regelmäßig in einer Pension in Cheltenham verbringt und das Häuschen hier dann abschließt, weil sich bisher noch nie ein Mieter dafür gefunden hat.»
    Narracott blickte recht mutlos drein.
    «Williamsons waren die Agenten, die den Abschluss zwischen Mrs Willett und dem Captain vermittelt haben, sagte man mir.»
    «Ja; sie haben ihr Büro gleich neben Walters & Kirkwood.»
    «Dann würde ich es für angebracht halten, auch bei ihnen vorzusprechen. Das heißt natürlich, Major, wenn es Ihnen keine Ungelegenheiten bereitet.»
    «Durchaus nicht. Kirkwood erscheint ohnehin nicht vor zehn Uhr in seinem Büro, die Anwälte machen es sich bequem.»
    «Wollen wir dann aufbrechen?»
    Der Major nickte, faltete die Times zusammen und stand auf.

7
     
    B ei den Häusermaklern Williamson empfing die beiden Herren ein diensteifriger junger Mann.
    «Guten Morgen, Major Burnaby.»
    «Morgen.»
    «Was sagen Sie nur zu dem grauenhaften Mord?», schnatterte der Jüngling los. «Eines solchen Vorfalls können sich selbst die ältesten Leute in Exhampton nicht entsinnen.»
    Man fühlte, dass ihm die Unterbrechung des kleinstädtischen Einerleis nicht unwillkommen war, und der Major zuckte zusammen.
    «Das ist Inspektor Narracott», stellte er steif vor.
    «Oh, wirklich?» erwiderte der Agent, angenehm erregt.
    «Ich möchte einige Auskünfte haben, die Sie mir zweifellos geben können, da Sie ja die Vermietung von Sittaford House in die Wege leiteten.»
    «Für Mrs Willett? Gewiss, gewiss.»
    «Trat die Dame brieflich oder persönlich mit Ihrem Anliegen an Sie heran?»
    «Brieflich. Sie schrieb…» – er öffnete eine Schublade, die eine Kartothek enthielt – «ja, ganz recht, vom Hotel Carlton aus.»
    «Erwähnte sie ausdrücklich das Haus des Captain in Sittaford?»
    «Nein. Sie stellte nur die Bedingung, dass es ein Haus sein müsse, hoch oben in Dartmoor gelegen und mit

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