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Das Geheimnis von Sittaford

Das Geheimnis von Sittaford

Titel: Das Geheimnis von Sittaford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Major Burnaby», fuhr Narracott fort, «und ich denke, Sie werden sie mir nicht vorenthalten.»
    «Werde tun, was in meinen Kräften steht», kam es einsilbig zurück.
    «War Captain Trevelyan mit irgend jemandem verfeindet?»
    «Mit niemandem.»
    «Und Evans? Halten Sie ihn für vertrauenswürdig?»
    «Warum nicht? Trevelyan jedenfalls vertraute ihm.»
    «Hat Evans’ Heirat daran etwas geändert?»
    «Geändert? Nein. Trevelyan war verärgert, weil seine Gewohnheiten dadurch gestört wurden. Eingefleischter Junggeselle, wissen Sie.»
    «Ah, da wir gerade von Junggesellen reden… Wissen Sie, ob Trevelyan ein Testament gemacht und wen er zu seinem Erben eingesetzt hat?»
    «Ein Testament ist vorhanden, und der Vollstrecker bin ich. Wenigstens hat er mal Derartiges gesagt.»
    «Und wem hinterließ er sein Geld?»
    «Das kann ich Ihnen nicht sagen.»
    «Wie ich hörte, war Ihr Freund wohlhabend, Major?»
    «Reich war er. Sein Vermögen war viel größer, als irgendwer in der Nachbarschaft ahnte.»
    «Ah ja… Hatte er Verwandte?»
    «Eine Schwester und etliche Nichten und Neffen, die er zwar nie sah, mit denen er aber auch nicht wirklich verfeindet war.»
    «Wissen Sie, wer das Testament aufbewahrt?»
    «Walters & Kirkwood, die Notare hier in Exhampton. Sie setzten es auch für Trevelyan auf.»
    «Wäre es unbescheiden, Major Burnaby, wenn ich Sie als den Testamentsvollstrecker bitte, mich zu Walters & Kirkwood zu begleiten? Ich möchte gern so rasch wie möglich den Inhalt dieser letztwilligen Verfügung kennen lernen.»
    Burnaby streifte sein Gegenüber mit einem kurzen Blick.
    «Woher weht der Wind, Inspektor?», fragte er dann. «Warum interessieren Sie sich für das Testament?»
    Doch Inspektor Narracott war nicht gewillt, sich in die Karten schauen zu lassen, und entgegnete ausweichend:
    «Der Fall liegt nicht so glatt und eindeutig, wie wir anfänglich glaubten. Übrigens – man berichtete mir, dass Sie Dr. Warren gefragt hätten, ob der Tod um fünfundzwanzig Minuten nach fünf erfolgt sei?»
    «Na und?» knurrte der Major.
    «Was veranlasste Sie, gerade diese Zeit zu nennen, Major?»
    «Kann ich nicht nach Belieben Fragen stellen?»
    «Gewiss. Doch greift man eine solche Zeitangabe nicht einfach aus der Luft.»
    Es verstrichen ein paar Minuten, bevor Major Burnaby sich zu einer Erwiderung bequemte. Und inzwischen beobachtete ihn Narracott unverwandt, sogar ein wenig belustigt. Wie er sich plagte und wand, dieser redliche Kämpe! Wie ungeschickt seine Ausflüchte waren…
    «Wer will mir verwehren, fünfundzwanzig Minuten nach fünf zu sagen?», begehrte er jetzt auf. «Oder zehn Minuten vor sechs? Oder halb fünf?»
    «Aber niemand», beschwichtigte Narracott, der gerade in diesem Augenblick den alten Herrn nicht verstimmen wollte. Im Stillen aber gelobte er sich, der Sache noch heute auf den Grund zu gehen.
    «Wissen Sie, was sonderbar ist, Major?», fuhr er fort.
    «Nun?»
    «Diese Mietgeschichte. Vielleicht sind Sie da anderer Meinung – aber ich wittere Unrat.»
    «Um ehrlich zu sein, Inspektor, muss ich gestehen, dass ich mir auch schon den Kopf darüber zerbrochen habe. Verteufelt merkwürdige Angelegenheit!»
    «Das ist Ihre Ansicht?»
    «Die Ansicht von Sittaford und ganz Exhampton dazu. Die Frau muss verrückt sein.»
    «Ja, andererseits lässt sich über Geschmack nicht streiten.»
    «Verdammt komischer Geschmack für eine Frau ihrer Art!»
    «Ah, Sie kennen die Dame persönlich?»
    «Natürlich kenne ich sie; ich war ja bei ihr zu Gast, als…»
    «… als», drängte Narracott, da der Major mitten im Satz stockte. «Nichts», schnaubte Burnaby und griff in äußerster Verwirrung nach der bereits leeren Kaffeetasse.
    Mein Lieber, du entgehst mir nicht, dachte der Inspektor, während er ganz unschuldig hinwarf:
    «Wie lange wohnt die Dame eigentlich schon in Sittaford?»
    «Ein paar Monate», lautete die Antwort. Und weil Major Burnaby danach trachtete, seine unklugen Worte nach Möglichkeit vergessen zu machen, wurde er redseliger, als es sonst seine Art war. «Sie ist Witwe und hat eine Tochter.»
    «Und wie rechtfertigt sie die Wahl dieses weltabgeschiedenen Wohnsitzes?»
    «Ach…» Der Major rieb unschlüssig seine Nase. «Sie faselt allerhand… von Liebe zur Natur, von Überdruss hinsichtlich des mondänen Treibens, von nervenberuhigender Einsamkeit und dergleichen Zeug mehr. Aber…»
    Ziemlich hilflos schaltete er eine Pause ein, so dass ihm der Inspektor beisprang.
    «Sie haben das

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