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Das Geheimnis von Sittaford

Das Geheimnis von Sittaford

Titel: Das Geheimnis von Sittaford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Fenster, als sie vorbeifuhren, denn Sie können sich wohl vorstellen, was für ein Ereignis dies für unser Dörfchen war; und da sah ich, wie sich von einem der Koffer auf dem Busdach ein bunter Zettel löste und in meinen Garten flatterte. Nun, wenn ich irgendetwas hasse, dann sind es herumliegende Papierfetzen. Infolgedessen schickte ich Ronnie hinaus, um den Zettel aufzuheben, und war schon im Begriff, ihn fortzuwerfen, als mir einfiel, dass ich das leuchtende, farbenfrohe Ding für die Bilderbücher, die ich für die Kinderhospitäler zusammenklebe, gebrauchen könnte… Ganz gewiss würde ich nicht weiter darüber nachgedacht haben, wenn Mrs Willett nicht bei verschiedenen Gelegenheiten ausdrücklich erwähnt hätte, dass Violet nur Südafrika kenne und sie selbst nichts weiter als Südafrika, England und die Riviera.»
    «Ja, und?» drängte Emily.
    «Jetzt sehen Sie sich das hier bitte an.»
    Miss Percehouse zog aus dem Briefumschlag ein buntes Etikett, wie es die internationalen Hotels auf das Gepäck ihrer Gäste zu kleben pflegen.
    «Mendle’s Hotel, Melbourne», las ihre junge Besucherin.
    «Liegt Melbourne neuerdings in Südafrika?», spöttelte die Kranke. «In meiner Jugend lag es in Australien! Warum wollen diese Willetts vertuschen, dass sie aus Australien kommen?»
    «Das ist merkwürdig, beinahe so merkwürdig wie dieser Winteraufenthalt in Sittaford.»
    «Haben Sie die Damen schon kennen gelernt, meine Liebe?»
    «Nein. Ich beabsichtigte, heute Vormittag zu ihnen zu gehen, nur weiß ich nicht, welchen Grund ich vorschützen soll.»
    «Den werde ich Ihnen liefern», meinte Miss Percehouse munter. «Bitte meinen Füllfederhalter, einen Briefbogen und ein Kuvert. Danke schön. Nun wollen wir mal überlegen!» Sie starrte nachdenklich zur Zimmerdecke empor, um dann ohne vorherige Warnung gellend loszukreischen:
    «Ronnie! Ronnie! Ronnie…! Ist der Junge taub geworden? Weshalb kommt er nicht, wenn er gerufen wird? Ronnie! Ronnie!»
    In scharfem Trab kam Ronnie herbeigeeilt.
    «Fehlt dir etwas, Tante Caroline?»
    «Was soll mir fehlen…? Ich habe dich gerufen, das ist alles. Hast du gestern Nachmittag, als du wieder mal bei den Willetts zum Tee warst, einen besonderen Kuchen vorgesetzt bekommen?»
    «Kuchen?»
    «Kuchen, Torte, Sandwiches – irgendwas. Wie schwerfällig du doch bist, Junge. Was hast du drüben zum Tee gegessen?»
    «Es gab eine Mokkatorte», sagte Ronnie ganz verdutzt, «und…»
    «Mokkatorte, das genügt.» Eifrig begann Miss Percehouse zu schreiben. «Geh zurück zu deinen Gartenmöbeln, Ronnie. Steh nicht so blöde mit offenem Mund herum; die Polypen hat man dir entfernt, als du acht Jahre alt warst – das kannst du also nicht als Entschuldigung anführen.» Und schon schrieb sie weiter:
     
    Liebe Mrs Wille n!
    Ich höre eben von Ronnie, dass Sie gestern zum Tee eine so kös t liche Mokkatorte hatten. Ist es unbescheiden, Sie um das Rezept zu bitten? Miss Trefusis hat sich liebenswürdigerweise bereit e r klärt, diesen Brief zu überbringen, da Ronnie anderweitig b e schäftigt ist. Haben Sie sich über die Nachricht von der Flucht des Sträflings auch so aufgeregt? Ihre aufrichtig ergebene
    Caroline Percehouse
     
    Sie verschloss den Brief und schrieb die Adresse darauf.
    «So, mein Kind, nun haben Sie einen Grund! Übrigens werden Sie Sittaford House von Reportern belagert finden – ich sah einen ganzen Haufen vorbeifahren. Aber wenn Sie nach Mrs Willett fragen und hinzufügen, dass ich Sie schicke, brauchen Sie keine Abweisung zu befürchten. Dass Sie die Augen aufsperren und möglichst viel Nutzen aus diesem Besuch ziehen sollten, muss ich Ihnen ja nicht erst sagen.»
    «Wie soll ich Ihnen nur danken!», rief Emily.
    «Ich helfe denen, die sich selbst helfen können», erwiderte Miss Percehouse. «Nebenbei bemerkt, haben Sie mich noch nicht über Ronnie befragt, der doch auch auf Ihrer Einwohnerliste stehen muss. Er ist gar kein schlechter Kerl, doch vor dem Geld liegt er auf den Knien. Sehen Sie sich bloß an, was er sich von mir gefallen lässt! Und dabei hat er nicht Grips genug, um sich zu sagen, dass ich ihn zehnmal lieber haben würde, wenn er hin und wieder aufbegehrte und mir riete, zum Teufel zu gehen.
    Sonst wohnt im Dorf nur noch Captain Wyatt. Raucht Opium, glaube ich. Und kann, was Gereiztheit und schlechte Laune angeht, von keinem Menschen unseres Vaterlandes übertroffen werden. Wünschen Sie außerdem noch etwas zu wissen, meine Liebe?»
    «Nein», meinte

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