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Das Geheimnis von Sittaford

Das Geheimnis von Sittaford

Titel: Das Geheimnis von Sittaford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Nichtsdestoweniger ist er ein sehr rechtschaffener Knabe», beeilte sich Mr Rycroft hinzuzufügen.
    Wieder ging Emily schweigend neben ihm her.
    «So, hier sind wir bei meinem Cottage angelangt. Wollen Sie ihm die Ehre einer Besichtigung erweisen?»
    «Gern.»
    Das Lob, das sie gleich darauf seiner Behausung zollte, kam aus ehrlichem Herzen. Bücherregale an allen Wänden. Langsam wanderte Emily von einem zum anderen, um die Titel auf den Bücherrücken zu lesen. Eine ganze Abteilung nahmen der Okkultismus und die ihm verwandten Gebiete in Anspruch, eine andere moderne Detektivromane; doch den weitaus größten Teil der Fächer füllten Bände, die sich mit Kriminologie und den berühmtesten Gerichtsfällen aus aller Welt beschäftigten. Bücher über Vogelkunde waren in verhältnismäßig kleiner Anzahl vertreten.
    «Ein Heim, in dem man sich wohl fühlt, Mr Rycroft», versicherte Emily. «Doch nun muss ich fort. Mr Enderby wird wohl inzwischen aufgestanden sein und mich erwarten. Ich habe nämlich noch nicht gefrühstückt. O weh, schon zehn Uhr! Wie konnte ich mich nur so festschwatzen! Sie sind schuld daran, Mr Rycroft – durch Ihre fesselnden Ausführungen und Ihre Hilfsbereitschaft.»
    «Auf die Sie jederzeit rechnen können», stammelte das runzlige Männlein, als Emily ihm einen bezaubernden Blick zuwarf. «Von heute ab sind wir Kollegen.»
    Sie gab ihm die Hand und schüttelte sie herzlich.

17
     
    A ls Emily heimkehrte, wartete außer Charles Enderby auch ein leckeres Frühstück mit Schinken und Spiegeleiern auf sie. Mrs Curtis, die ihre Gäste bediente, bebte noch immer vor Erregung über die Flucht des Sträflings.
    «Zwei Jahre ist es her, seit der Letzte ausriss», plapperte sie, «und drei Tage später saß er bereits wieder hinter Schloss und Riegel. Nahe bei Moretonhampstead haben sie ihn erwischt.»
    «Meinen Sie, er wird den Weg zu uns herüber einschlagen?», erkundigte sich der Journalist.
    Aber die Ortskundige wies diese Vermutung energisch zurück. «Unsinn! Niemals wenden sie sich nach dieser Seite, wo sie erst durch endlose Strecken von Heide und Moor müssen und schließlich nur auf kleine Orte treffen. Er wird versuchen, nach Plymouth durchzukommen – freilich ohne Erfolg.»
    «Ich habe aber gesehen, dass jenseits des Sittafordfelsens große Granitblöcke lagern, dazwischen Gestrüpp und Buschwerk», wandte Emily ein. «Und dieser Dschungel böte ihm einen ganz guten Schlupfwinkel.»
    «Oh, Miss, da ist sogar ein ausgezeichneter Schlupfwinkel. Die Pixiehöhle nennen sie ihn. Ein ganz, ganz enger Spalt zwischen zwei Felsen, der sich aber drinnen zu einem Hohlraum erweitert. Die Sage erzählt, dass einer von König Charles’ Mannen sich einst vierzehn Tage dort versteckt gehalten und eine Hütemagd von einem Bauernhof ihm nachts Nahrung gebracht habe.»
    «Was, so etwas gibt es hier? Das muss ich mir ansehen!», rief der junge Reporter.
    «Da werden Sie lange suchen müssen, Sir», lachte Mr Curtis. «Im Sommer hat manche Picknickgesellschaft den ganzen Nachmittag nach dem Eingang gesucht und ihn nicht finden können. Wenn es Ihnen aber gelingt, Sir, dann vergessen Sie nur nicht, eine Nadel in der Höhle zurückzulassen, weil das Glück bringt.»
    Nach beendigtem Frühstück schlenderten Emily und ihr Bundesgenosse hinaus in den kleinen Garten.
    «Soll ich nach Princetown fahren oder nicht?», meinte Enderby unschlüssig. «Toll, wie sich die Ereignisse überstürzen, wenn man ein bisschen Glück hat! Ich fahre von London los, um einen dummen Rätselpreis auszuhändigen, renne schnurstracks in einen Mord hinein und stolpere bald darauf über einen entsprungenen Zuchthäusler. Prachtvoll!»
    «Wollten Sie denn nicht heute Major Burnabys Häuschen nebst Garten, Stall und Besitzer fotografieren?»
    Charles betrachtete forschend den Winterhimmel.
    «Hm… ich glaube, ich werde ihm vorschwindeln, das Wetter sei dafür nicht günstig. Ich muss mich doch so lange wie irgend möglich an den vorgeschützten Grund meines Hierseins klammern, und mir scheint, es liegt Nebel in der Luft… Übrigens zürnen Sie mir hoffentlich nicht, weil ich gerade ein langes Interview mit Ihnen abgeschickt habe?»
    «Meinetwegen schicken Sie gleich noch ein Zweites ab, wenn Sie wollen», sagte Emily gleichgültig. «Was für schöne Worte haben Sie mir denn in den Mund gelegt?»
    «Nun, so das Übliche, was die Leute gern hören. Und ich habe dann meine eigenen Eindrücke von Ihnen hinzugefügt: ein hochbegabtes,

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