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Das Geheimnis von Sittaford

Das Geheimnis von Sittaford

Titel: Das Geheimnis von Sittaford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Charles Enderby abermals hervor. Und dann nach einer Weile: «Australien? Da lebt doch auch der dritte Pearson, der Jüngste. Hm… gewiss, Australien ist groß – trotzdem…»
    «So, nun habe ich alles berichtet», fiel Emily ein. «Und Sie?»
    «Ich habe nichts zu berichten, nur – einen Gedanken. Aber vielleicht verletze ich Sie damit.»
    «Wirke ich so zimperlich…?»
    «Es handelt sich um Folgendes», begann der Journalist, sie misstrauisch beobachtend. «Meinen Sie, dass man auf das Wort Ihres Verlobten blindlings bauen kann?»
    «Worauf wollen Sie hinaus? Dass er den Mord doch beging? Es steht Ihnen natürlich frei, Ihre eigene Meinung zu haben.»
    «Nein, nein, Sie verstehen mich falsch», erwiderte Charles Enderby heftig. «Ich meinte nur, wie weit seine Schilderung mit der Wahrheit übereinstimmt? Er hat angegeben, dass er hinging, mit dem Alten sprach und ihn gesund und wohlauf verließ.»
    «Ja.»
    «Wäre es nun nicht möglich, dass er bei seinem Eintreffen den Onkel schon erschlagen vorfand? Und, dann vor Schreck das Weite suchte und das nicht eingestehen mochte?»
    Unsicher und zögernd hatte Enderby seine Hypothese dargelegt, und er atmete erleichtert auf, als Emily sich nicht empört zeigte. Mit zusammengezogenen Brauen starrte sie grübelnd vor sich hin.
    «Es ist möglich», sagte sie schließlich. «Ich weiß ganz genau, dass James nie einen Menschen ermorden würde, aber er könnte sehr wohl den Kopf verlieren und eine dumme Lüge erzählen, an der er nachher natürlich festhalten müsste. Ja, das ist ganz gut möglich.»
    «Was tun? Man lässt Sie ja nicht zu ihm. Zumindest lässt man Sie nicht unter vier Augen mit ihm sprechen.»
    «Ich werde Mr Dacres beauftragen, ihn auszufragen – der Verteidiger darf ja seinen Mandanten allein sprechen. Schlimm ist allerdings, dass James immer mit einer unglaublichen Bockbeinigkeit bei etwas einmal Gesagtem bleibt, so sehr man ihm auch zusetzen mag.»
    «Das ist meine Auffassung der Geschichte, und ich bleibe ebenfalls dabei», erklärte Mr Enderby.
    «Ich bin froh, Charles, dass Sie diese Möglichkeit erwähnten, die mir selber noch nicht eingefallen war. Wir haben bislang Ausschau gehalten nach einer Person, die nach James’ Weggang kam – doch wenn sie vorher da gewesen wäre…»
    Sie brach ab – gedankenverloren. Zwei gänzlich verschiedene Theorien hatte sie innerhalb weniger Stunden kennen gelernt. In der einen, von Mr Rycroft aufgestellt, bildete James’ Streit mit seinem Onkel einen sehr entscheidenden Punkt, während James in der anderen überhaupt keine Rolle spielte. Wenn nun der Arzt, der die Leiche Trevelyans zuerst untersucht hatte, einräumte, dass der Tod bereits früher, etwa um vier Uhr erfolgt sein könnte, warf das alle bisher als lückenlos gewerteten Alibis über den Haufen.
    «Mein Lieber, jetzt werden Sie irgendein Fahrzeug für mich auftreiben, das mich nach Exhampton bringt», sagte Miss Trefusis und stand tatendurstig von ihrem Bett auf. «Der Schmied hat, glaube ich, einen Wagen. Würden Sie sich wohl mit dem Mann in Verbindung setzen? Ich möchte gleich nach dem Lunch aufbrechen, damit ich, ehe ich um drei Uhr zehn nach Exeter fahre, vorher noch den Arzt aufsuchen kann. Wieviel Uhr ist es jetzt?»
    «Halb eins.»
    «Dann werden wir beide zum Schmied gehen und wegen des Wagens verhandeln. Außerdem muss ich, bevor ich Sittaford verlasse, den einzigen Einwohner sprechen, den ich noch nicht gesehen habe – Mr Duke.»
    «Bei ihm kommen wir vorbei, wenn wir zur Schmiede gehen.»
    Mr Dukes Bungalow war der Allerletzte in der Reihe. Emily und Charles machten das Gattertürchen auf und folgten dem Gartenpfad, der zur Haustür führte. Und dann erlebten sie eine große Überraschung. Denn die grüngestrichene Haustür öffnete sich, und ein Mann trat heraus… und jener Mann war niemand anders als Inspektor Narracott.
    Auch ihm merkte man die Überraschung und – wie Emily fand – die Verlegenheit an.
    Miss Trefusis gab ihre ursprüngliche Absicht auf.
    «Ich freue mich, Sie zu treffen, Inspektor Narracott!», versicherte sie. «Wenn Sie gestatten, möchte ich gern über einige Punkte mit Ihnen reden.»
    «Mit Vergnügen, Miss Trefusis.» Er zog seine Uhr hervor. «Allerdings müssen Sie sich kurz fassen, da der Wagen wartet, der mich nach Exhampton zurückbringen soll.»
    «Nein, was für ein Glück!» jubelte Emily. «Würden Sie mir ein Plätzchen darin einräumen?»
    Der Inspektor sagte ziemlich hölzern, dass er auch

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