Das Geheimnis von Sittaford
Bridges Hotel gewesen.»
«Ah! Das erklärt alles. Haben Sie den Schritten des anderen jungen Herrn am Freitag nachgespürt?»
«Er kam bestimmt mit dem letzten Zug in Exhampton an, aber ich habe noch nicht herausgefunden, um welche Zeit er London verließ… Und dann ist hier die Eintragung des Standesbeamten, Sir.»
Narracott nahm das Papier in Empfang – eine Heiratsurkunde. Die eheschließenden Personen waren: William Martin Dering und Martha Elizabeth Rycroft.
«Sonst noch was?»
«Ja, Sir. Brian Pearson machte die Reise von Australien nach England mit der Phidias, die in Kapstadt anlegte; aber dort kamen keine Passagiere namens Willett an Bord, überhaupt keine Mutter und Tochter aus Südafrika. Dagegen fuhren von Melbourne aus eine Mrs und Miss Evans sowie eine Mrs und Miss Johnson mit. Auf die Letztgenannten passt die Beschreibung der Willetts.»
«Hm…» brummte der Inspektor. «Johnson. Vermutlich ist weder Johnson noch Willett ihr richtiger Name.»
28
« A ber meine liebe Miss Trefusis, was erwarten Sie denn eigentlich in dem Haus zu finden?», sagte Mr Kirkwood. «Sämtliches Hab und Gut des Captain ist fortgeschafft worden. Überdies hat die Polizei mehrmals eine gründliche Durchsuchung vorgenommen. Ich kann mich völlig in Ihre Lage versetzen und verstehe, dass Sie Mr Pearson von dem Verdacht reinwaschen möchten. Aber was können Sie tun?»
«Ich gehe nicht mit der Erwartung hin, etwas zu finden oder etwas zu bemerken, was dem Auge der Polizei entgangen ist. Es ist schwer, Ihnen zu erklären, was ich will, Mr Kirkwood. Ich muss… ich muss die Atmosphäre des Hauses auf mich wirken lassen. Bitte, bitte, geben Sie mir den Schlüssel – es ist doch nichts Unrechtes dabei.»
«Gewiss nicht», bestätigte Mr Kirkwood mit Würde.
«Dann seien Sie doch so liebenswürdig!», bat Emily.
Und Mr Kirkwood entschloss sich, liebenswürdig zu sein, und händigte ihr mit einem nachsichtigen Lächeln den Schlüssel aus. Mehr noch: Er erbot sich sogar mitzugehen, und diese Katastrophe wurde nur durch großen Takt und die Standhaftigkeit Emilys abgewendet. Mit der Morgenpost hatte sie nämlich einen Brief empfangen, abgefasst von der nicht sehr schreibgewandten Mrs Belling.
Liebe Miss Trefusis!
Sie sagten, wie gern Sie erfahren möchten, wenn sich etwas ereign e te, auch wenn es nicht sehr wichtig wäre, und da dies unverstän d lich, aber nicht wichtig ist, halte ich es für meine Pflicht, es Sie gleich wissen zu lassen in der Hoffnung dass der Brief Sie woh l behalten am späten Abend oder am frühen Morgen erreicht. Me i ne Tochter, Rebekka, kommt eben ‘rumgesprungen und sagt, dass es unverständlich, aber nicht wichtig sei, und ich pflichte ihr bei. Die Polizei hat damals gesagt, und alle anderen glaubten es auch, dass nichts aus Captain Trevelyans Haus gestohlen wurde, aber es fehlt doch etwas, wenn es auch nicht wichtig ist. Mein Schwi e gersohn sagt, es fehlten ein Paar Stiefel, und er hat es auch erst bemerkt, als er mit Major Burnaby die Sachen zusammenpackte. Obwohl auch Sie, Miss, es sicher nicht für wichtig halten, teile ich es Ihnen mit. Es waren ein Paar Stiefel von dickem Leder, die man mit Öl einfettet und die der Captain getragen haben würde, wenn er in den Schnee hinausgegangen wäre. Aber da er nicht in den Schnee hinausging war das Einfetten eigentlich überflüssig. Aber fehlen tun sie, und wer sie genommen hat, weiß, mein Schwiegersohn nicht und die Rebekka auch nicht, und obwohl es nicht wichtig ist, schreibe ich es Ihnen, Miss, in der Hoffnung dass sie sich so wohl befinden wie ich und dass Sie nicht so viel um Ihren jungen Mann weinen.
Ich verbleibe, Miss,
Ihre aufrichtige Mrs J. Belling
Emily hatte den Brief gelesen und wieder gelesen; sie hatte ihn auch lang und breit mit Charles erörtert.
«Stiefel», meinte Enderby nach reiflichem Überlegen. «Das kann doch nichts zu sagen haben.»
«Es muss etwas bedeuten», widersprach Emily. «Warum sollten ein Paar Stiefel fehlen?»
«Sie glauben nicht, dass Evans die Geschichte erfunden hat?»
«Aus welchem Grund? Wenn die Leute schon etwas erfinden, dann erfinden sie etwas, das Sinn und Verstand hat. Nicht eine so trostlos dumme Sache.»
«Stiefel… das bringt einen unwillkürlich auf Fußspuren», meinte Charles nachdenklich.
«Ich weiß. Doch bei diesem Mord geht es nicht um Fußspuren. Ja, hätte das Schneetreiben nicht noch mal eingesetzt…»
«Sollte er sie einem Landstreicher geschenkt haben, der
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