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Das Geheimnis von Sittaford

Das Geheimnis von Sittaford

Titel: Das Geheimnis von Sittaford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ermordet hat. Ha!» fuhr er plötzlich auf. «Ich weiß es!»
    «Wer?» fragte Emily neugierig.
    «Die Frau des Schmieds, die das achte Kind erwartet. Trotz ihres Zustands scheute das unerschrockene Weib nicht den Weg nach Exhampton und schlug den Captain nieder.»
    «Und warum, wenn ich fragen darf?»
    «Warum? Hm… weil… weil…, obwohl der Schmied der Erzeuger der siebenköpfigen Schar ist, Captain Trevelyan die Schuld am Kommen des achten Kindes trug!»
    «Pfui, Charles!» schalt Miss Trefusis. «Seien Sie nicht unanständig. Außerdem, Sie Dummkopf, würde dann der Schmied die Rechnung beglichen haben, und nicht sie. Malen Sie sich aus, wie dieser sehnige, starke Arm einen Sandsack schwingt! Und die Schmiedin, an deren Schürze sieben Kinder hängen, hätte keine Zeit gehabt, die Abwesenheit des Familienoberhauptes auch nur zu bemerken.»
    «Hören Sie auf, Emily, hören Sie auf! Das artet ja in reinen Blödsinn aus.»
    «Ja, das finde ich auch.»
    «Wie steht es denn mit Ihnen, Verehrteste?»
    «Mit mir?»
    «Ja. Wo waren Sie denn zur Zeit des Mordes?»
    «Charles, das ist ja ungeheuerlich! Noch nie habe ich daran gedacht. Ich war natürlich in London. Aber beweisen könnte ich es nicht, da ich ganz allein in meiner Wohnung saß.»
    «Da haben wir die Bescherung», sagte Charles Enderby. «Motiv und alles andere ist vorhanden. Zwanzigtausend Pfund erbt Ihr Verlobter bei Ableben seines Onkels… Was wollen Sie mehr?»
    «Sie sind verteufelt gescheit, Charles. Erst jetzt kommt es mir zu Bewusstsein, welch höchst verdächtige Person ich bin…»

27
     
    Z wei Tage nach dieser unterhaltsamen Autofahrt saß Emily in Inspektor Narracotts Büro, der sie mit stillem Wohlwollen betrachtete. Er bewunderte ihren Schneid, ihre mutige Beharrlichkeit, nicht klein beizugeben, und ihren entschlossenen Frohsinn. Emily Trefusis war eine Kämpfernatur, und Inspektor Narracott liebte Kämpfernaturen. Und immer wieder gestand er sich, dass sie viel zu schade sei für James Pearson, selbst wenn sich dessen Unschuld herausstellen sollte.
    «In Büchern wird es in der Regel so dargestellt», sagte er, «als ob die Polizei erpicht darauf sei, ein Opfer zu haben, ganz gleichgültig, ob ein unschuldiges oder schuldiges. Nein, Miss Trefusis. Wir wollen nur den Schuldigen fassen.»
    «Glauben Sie wirklich an James’ Schuld, Inspektor?»
    «Darauf kann ich Ihnen keine offizielle Antwort geben, Miss Trefusis. Aber so viel will ich Ihnen immerhin verraten, dass wir nicht nur das Beweismaterial gegen ihn, sondern auch gegen andere Leute sorgfältig prüfen.»
    «Sie meinen, gegen seinen Bruder Brian?»
    «Ein sehr unerfreulicher Gentleman, dieser Mr Brian Pearson. Weigert sich, Fragen zu beantworten oder irgendwelche Rechenschaft über sein Tun abzulegen, doch ich glaube…» Er lächelte mit einem, gewissen gutmütigen Spott. «Ich glaube erraten zu haben, auf welchem Gebiet er sich letzthin betätigte.
    Ob meine Vermutung richtig ist, werde ich in der nächsten halben Stunde erfahren. Außerdem ist da noch dieser Mr Dering…»
    «Haben Sie ihn gesehen?», fiel Emily ihm aufgeregt ins Wort.
    Inspektor Narracott ließ den Blick ein Weilchen auf ihrem lebhaften, klugen Gesicht ruhen, und die Versuchung trat an ihn heran, die offizielle Zurückhaltung ein wenig aufzugeben. Sich in seinen Stuhl zurücklehnend, schilderte er sein Gespräch mit dem Schriftsteller und zog dann aus einem Stapel von Papieren eine Abschrift des an Rosenkraun gesandten Telegramms hervor.
    «Das habe ich abgeschickt», erklärte er ihr. «Und hier ist die Antwort.»
    Emily las sie.
     
    Narracott 2 Drysdale Road Exeter. Bestätige Derings Aussage stop er war während des ganzen Freitagnachmittags mit mir z u sammen.
    Rosenkraun
     
    «Ver… geblich!» sagte Emily, ein milderes Wort als beabsichtigt wählend, da sie sich erinnerte, dass die Polizei sich durch einen Fluch aus Damenmund vielleicht verletzt fühlen könnte.
    «Ja, das ist ärgerlich, nicht wahr?», meinte Inspektor Narracott gedehnt. Dann sah er seine schöne Besucherin spitzbübisch an. «Aber ich bin ein argwöhnischer Mann, Miss Trefusis. Die Gründe Mr Derings klangen ja ganz schön und gut – ich dachte jedoch, es wäre schade, sich so völlig in seine Hand zu geben, und schickte eine zweite Anfrage ab.»
    Wieder wurden Emily zwei Blätter ausgehändigt.
    Der Text des Ersten lautete:
     
    Auskunft benötigt wegen Ermordung von Captain Trevelyan. Erhärten Sie Martin Derings Alibi für

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