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Das Geheimnis von Sittaford

Das Geheimnis von Sittaford

Titel: Das Geheimnis von Sittaford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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gefällt mir Ihr Vorschlag nicht. Ich leide noch heute unter der Erinnerung an das Erlebnis in der vergangenen Woche.»
    «Was wollen Sie eigentlich damit erreichen?», fragte Charles Enderby. «Sollen die Geister uns den Namen von Trevelyans Mörder nennen? Das wäre ein Befehl von großer Tragweite.»
    «War die Tragweite vor einer Woche, als uns mitgeteilt wurde, dass Trevelyan tot sei, etwa nicht groß?»
    «Das ist wohl richtig, Mr Rycroft. Jedoch könnten sich heute Folgen ergeben, die Sie nicht bedacht haben.»
    «Zum Beispiel?»
    «Nehmen wir an, es würde ein Name genannt. Können Sie dafür bürgen, dass einer der Anwesenden nicht mit Vorbedacht…»
    Er hielt inne, und Ronnie Garfields vorwitziger Mund sprach das fehlende Wort.
    «… schob. Das meint er.»
    «Es ist ein ernsthaftes Experiment, Sir», erwiderte Mr Rycroft. «Niemand würde sich zu dergleichen hergeben… Mrs Willett, ich bitte Sie einzuwilligen.»
    Sie wehrte sich noch immer.
    «Wirklich, es widerstrebt mir. Ich…» Unschlüssig blickte sie von einem zum anderen, als suche sie einen Fluchtweg.
    «Major Burnaby, Sie waren der beste Freund des Captain. Was meinen Sie?»
    Burnabys Augen suchten jene Mr Rycrofts. Jetzt begehrte dieser die Unterstützung, die er vorhin angedeutet hatte.
    «Warum nicht?» sagte der Major mürrisch. Und seine Stellungnahme gab den Ausschlag.
    Ronnie ging in das angrenzende Zimmer und holte das runde Tischchen, das auch vor einer Woche benutzt worden war. Man zog die Stühle heran – in hartnäckigem, verbissenem Schweigen. Dass sein Experiment sich keiner Beliebtheit erfreute, konnte Mr Rycroft nicht verborgen bleiben.
    «Ja, so ist alles richtig», sagte er. «Wir werden nun das Experiment des vergangenen Freitags unter vollkommen gleichen Bedingungen wiederholen.»
    «Nicht unter den vollkommen gleichen Bedingungen», warf Mrs Willett ein, «denn Mr Duke fehlt heute.»
    «Das ist wahr. Wie schade! Dann möchte ich Mr Pearson als Ersatz vorschlagen.»
    «Brian, bitte sag Nein!», rief Violet erregt. «Beteilige dich bitte, bitte nicht.»
    «Warum denn nicht… es ist ja doch alles Unsinn.»
    «Solche Ansicht wirkt sich störend aus!», verwies Mr Rycroft streng.
    Brian Pearson erwiderte nichts, sondern nahm stumm seinen Platz neben Violet ein.
    «Mr Enderby», begann der kleine Mann. Doch Charles ließ ihn nicht weiterreden.
    «Ich komme nicht in Frage, Mr Rycroft, weil ich auch vergangene Woche nicht anwesend war. Außerdem bin ich ein Journalist, dem Sie Misstrauen entgegenbringen. Wenn es Ihnen recht ist, werde ich alles, was sich ereignen wird, sofort stenografisch festhalten.»
    Mr Rycroft hatte dagegen nichts einzuwenden, und Enderby drehte das Licht aus und hockte sich vor den Kamin.
    «Halt, schnell noch einen Blick auf die Uhr!», rief er, indem er das flackernde Feuer zu Hilfe nahm. «Bei Gott, das ist seltsam!»
    «Was ist seltsam?»
    «Es ist genau fünfundzwanzig Minuten nach fünf…»
    Violet stieß einen leisen Schrei aus.
    «Ruhe!», gebot Mr Rycroft.
    Die Minuten verstrichen. Nichts von dem unterdrückten Gelächter, nichts von den geflüsterten Bemerkungen, die am vergangenen Freitag die Sitzung eingeleitet hatten – nur Totenstille, schließlich unterbrochen durch ein leises Knacken des Tisches.
    «Ist dort jemand?», fragte Mr Rycroft.
    Ein weiteres leises Knacken… ein unheimlicher Laut in dem dunklen Raum.
    «Ist dort jemand?»
    Kein Knacken diesmal, sondern ein fürchterliches Pochen.
    Violet kreischte entsetzt, und auch Mrs Willett schrie auf.
    «Keine Angst!» erklang Brian Pearsons ruhige Stimme. «Es klopft jemand an der Vordertür. Ich werde gehen und öffnen.»
    Von den Zurückgebliebenen sprach keiner ein Wort.
    Plötzlich flammten die Lichter auf. Im Türrahmen stand Inspektor Narracott. Dicht hinter ihm Emily Trefusis und Mr Duke.
    Narracott trat einen Schritt vor und sagte laut und vernehmlich: «John Burnaby, ich beschuldige Sie des Mordes an Joseph Trevelyan, begangen am Freitag, dem 14. dieses Monats, und ich mache Sie darauf aufmerksam, dass alles, was Sie ab jetzt sagen, als Beweismaterial gegen Sie verwendet werden kann.»

30
     
    I nspektor Narracott hatte seinen Gefangenen aus dem Zimmer geführt, und die Übrigen, die sich um Emily Trefusis drängten, waren wie betäubt von dem eben Gehörten. Von ihnen allen fasste sich Charles Enderby am schnellsten wieder.
    «Um Himmels willen, geben Sie Ihre Weisheit von sich, Emily!», drängte er. «Ich muss telegrafieren!

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