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Das Geheimnis von Vennhues

Das Geheimnis von Vennhues

Titel: Das Geheimnis von Vennhues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holtkoetter Stefan
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Kemper mit seinem Rad wieder im Nebel verschwunden.
    Hambrock hätte große Lust gehabt, das Treffen der Bruderschaft abhören zu lassen. Zu gerne hätte er gewusst, was an diesem Abend dort besprochen wurde. Dieser ganzen verschworenen Gemeinschaft, zu der auch sein Vater gehörte, traute er nicht über den Weg. Sie alle wurden seltsam einsilbig, sobald der Mord an Willem van der Kraacht zur Sprache kam.
    Hambrock nahm sich vor, mit Jürgen zu reden. Zwar mochte er den Mann seiner Schwester nicht sonderlich, doch im Grunde hielt er ihn für eine ehrliche Haut. Vielleicht würde er etwas Licht ins Dunkel bringen können.
    Nach einer Weile wandte er sich ab und ging zurück ins Haus. In der Küche saß seine Mutter am Tisch und blickte ihn verwundert an. Ihr schien seine Unruhe aufgefallen zu sein.
    »Was ist denn los mit dir, mein Junge?«
    »Nichts«, sagte er und setzte sich zu ihr. »Ist Vater ins Dorf gefahren?«
    »Ja, vor ein paar Minuten. Er trifft sich mit den anderen bei Esking.« Sie betrachtete ihn eingehend. »Es bedrückt dich doch etwas.«
    Hambrock wollte ihr nichts von seinen vagen Befürchtungen erzählen.
    »Es ist nicht wichtig«, sagte er. »Ich hatte nur gehofft, an diesem Nachmittag mit Josef Kemper sprechen zu können. Doch er war nicht im Dorf, ich habe nur seine Frau angetroffen. Und nun ist das Treffen der Schützenbrüder.«
    Seine Mutter sah ihn an, sie zögerte.
    »Was wolltest du denn von ihm?«, fragte sie.
    »Ich wollte ihn auf Willems Tod ansprechen. Das ist mein Beruf, wie du weißt.«
    Sie erwiderte nichts. Stattdessen nahm sie eine Orange aus der Obstschale, griff nach dem Messer und machte sich daran, die Schale abzupellen.
    »Wie läuft denn Kempers Ehe?«, fragte Hambrock. »Immer noch so schlecht wie damals? Oder hat sich daran etwas geändert?«
    Sie sah nicht auf. »Ich weiß nicht. Das geht mich auch nichts an.«
    »Schlägt er sie noch?«
    Das Messer erstarrte in ihrer Hand, ihr Blick war voller Empörung.
    »Weshalb willst du das wissen?«
    Hambrock erinnerte sich daran, was sein ehemaliger Vorgesetzter Gerhard Bäumer gesagt hatte: »So viel von Psychologie wussten wir auch damals schon. Der Mord hatte eine sexuelle Komponente.«
    »Ich muss in alle Richtungen denken«, sagte er zu seiner Mutter. »Der Mord an Willem war offenbar sexuell motiviert, und das bedeutet …«
    »Du denkst doch nicht etwa …« Sie brachte den Satz nicht zu Ende.
    Alle im Dorf wussten, wie schlecht es um die Ehe der Kempers stand. Vor einigen Jahren war herausgekommen, dass Kemper seine Frau grün und blau geschlagen hatte. Hambrock vermutete, dass das nur die Spitze des Eisbergs war, wie so häufig in diesen Fällen.
    »Er hat sie doch geschlagen, oder?«, fragte er.
    »Ich weiß nicht … das mag schon sein, aber …« Sie wand sich.
    Sie wusste genau, was ihrem Sohn durch den Kopf ging. Doch sie wollte ihm in diesen Gedanken nicht folgen.
    »Wir sind hier in Vennhues!«, brach es schließlich aus ihr heraus. »Wir sind nicht in der Stadt. Solche Dinge geschehen hier nicht.«
    »Das ist aber nun einmal geschehen!« Hambrock wurde ärgerlich. »Ein Junge ist misshandelt und ermordet worden. Das ist Realität. Hier in Vennhues.«
    Ihr Gesicht verhärtete sich. »Wenn Peter es nicht war, dann muss es jemand von außerhalb gewesen sein.«
    »Doch es war damals kein Fremder im Dorf, nicht wahr?« Er spürte den Drang, sie zu verletzen. »Es muss einer von uns gewesen sein. Hörst du? Einer von uns.«
    »Hör auf!«, schrie sie. »Ich will nichts davon hören!«
    Im Zorn rutschte ihr Daumen in das Fleisch der Orange. Saft spritzte aus der Frucht und lief über ihre Hand. Nachdrücklich legte sie die Orange beiseite und griff nach einer Serviette.
    »Du säst Zwietracht und Verdächtigungen, mein Junge«, sagte sie. »Mehr nicht. Das hilft niemandem weiter.«
    Hambrock atmete durch.
    »Es tut mir Leid«, sagte er.
    Ohne ihn anzublicken, zuckte sie mit den Schultern. Sie hatte ihm bereits verziehen. Sorgsam nahm sie Orange und Messer wieder auf.
    »Wenn Peter nur nicht zurückgekommen wäre«, sagte sie. »Dann würde es die ganze Aufregung nicht geben.«
    Auf dem Prozessionsweg stand ein Bildstock aus massivem Münsterländer Sandstein, der die Kreuzigung Jesu abbildete. Er war umgeben von knorrigen Eiben, die mit ihren ausladenden Nadelzweigen einen unscheinbaren Pfad überwucherten, der hinter dem Bildstock abzweigte. Dies war der Pfad, der vom Dorf ins Moor führte.
    Eine Kette kniehoher

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