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Das Geheimnis von Vennhues

Das Geheimnis von Vennhues

Titel: Das Geheimnis von Vennhues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holtkoetter Stefan
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Bodenstein begleitete ihn ins Bad. »Ich lasse dir eine heiße Wanne einlaufen«, sagte er. »Zieh dich schon einmal aus. Ich hole dir ein Aspirin.«
    Er drehte den Heißwasserhahn auf und ging dann in die Küche, um das Aspirin zu holen. Zurück im Bad sah er seinen Sohn, der splitternackt im Raum stand und auf das Wasser starrte.
    Er muss völlig verwirrt sein, dachte Bodenstein.
    »Nimm das«, sagte er und wartete, bis sein Sohn die Tabletten genommen hatte. »Und jetzt wärme dich erst einmal auf.«
    Er drehte das Wasser ab, nahm Peters schmutzige Sachen unter den Arm und verließ das Bad. Die Sachen warf er in die Waschküche, dann ging er hinauf in die Kammer, stellte die Ölheizung ein und schlug das Bett auf.
    Er hat noch immer diese Anfälle, dachte Bodenstein voller Sorge. Er ist noch immer nicht gesund. Auch nach all den Jahren nicht.
    Er wartete, bis sein Sohn aus der Wanne stieg, und brachte ihn zu Bett. Nach dem Bad schien es ihm erheblich besser zu gehen. Dennoch äußerte sich Peter dankbar, ohne weitere Erklärungen schlafen gehen zu dürfen. Bodenstein löschte das Licht und zog die Tür leise hinter sich zu.
    Er setzte sich wieder ins Wohnzimmer und blickte nachdenklich auf das Kartenspiel. Dunkelheit und Nebel legten sich von außen gegen die Fensterscheiben. Alles wurde wieder still.
    Später würde Bodenstein nicht sagen können, wie lange er dagesessen und ins Nichts geblickt hatte. In Gedanken lebte er in der Zeit, in der die Kinder noch klein waren und seine Frau an seiner Seite stand. Das laute Klingeln des Telefons holte ihn zurück. Er sprang auf und taumelte zur Tür. Möglichst schnell wollte er den Lärm beenden, damit Peter nicht aufgeweckt würde. Der aufgeregte Anrufer brauchte nur Sekunden, um Bodenstein zu erklären, was geschehen war. Der alte Mann wurde von der Wucht der Neuigkeiten auf die Telefonbank gedrückt. Doch nachdem er aufgelegt und durchgeatmet hatte, wusste er, dass er handeln musste. Später würde er über alles nachdenken können. Doch jetzt hing alles davon ab, wie schnell er handelte.
    Eilig lief er hinauf in die Kammer und schaltete das Licht ein. Peter stöhnte im Halbschlaf und hielt sich die Hand schützend vor die Augen.
    »Du musst aufstehen. Schnell.«
    Werner Bodenstein zog den Seesack seines Sohnes unterm Bett hervor und riss die Schublade der Kommode auf. Mit schnellen Bewegungen stopfte er die Sachen seines Sohnes hinein. Peter blinzelte verwundert gegen das Licht.
    »Was ist denn los?«, fragte er benommen. »Ist etwas passiert?«
    »Du musst weg von hier. Sie sind bereits unterwegs. Wir haben nicht viel Zeit.«
    Peter stützte sich auf die Ellbogen. Er war nun hellwach.
    »Wer ist auf dem Weg? Wovon redest du?«
    Sein Vater starrte ihn an. »Man hat Timo Große Dahlhaus im Moor gefunden. Er ist ermordet worden. Sie glauben, du bist es gewesen.«
    Peter blickte ihn fassungslos an. Werner Bodenstein sackte vor der Kommode zusammen.
    »Sie haben ihn im Moor gefunden«, rief er. »Er liegt an derselben Stelle, an der man damals Willem gefunden hat.«
    Hambrock saß noch immer mit seiner Mutter am Küchentisch. Er hatte es schließlich geschafft, sich zu entspannen, und seine Mutter hatte ein altes Fotoalbum herausgeholt, Winter 1974/75 stand auf dem Deckel. Sie schlugen es auf und sahen sich die Bilder an. Er und Birgit unterm Weihnachtsbaum, eine Schneeballschlacht mit Nachbarkindern, Silvester mit einem längst verstorbenen Onkel, den Hambrock damals sehr gemocht hatte.
    Seine Mutter machte von Zeit zu Zeit ein Glas Glühwein in der Mikrowelle heiß, und der Duft der Gewürze erfüllte die Küche des Bauernhauses.
    »Es ist schön, Kinder zu haben«, sagte sie, nachdem sie das Buch zugeschlagen hatte. »Wirklich schön.«
    Hambrock ahnte bereits, was als Nächstes kommen würde. Er schwieg.
    Doch seine Mutter ließ sich nicht mehr aufhalten.
    »Liegt es an Erlend?«, fragte sie. »Ist sie es, die keine Kinder haben will?«
    »Mutter, bitte!«
    »Ich frage doch nur, weil ich …«
    Das Telefon klingelte in der Diele. Damit wäre das Thema beendet, dachte Hambrock erleichtert. Mechthild Hambrock machte Anstalten, hinter der Küchenbank hervorzurutschen. Er legte jedoch die Hand auf ihren Arm und hielt sie zurück.
    »Lass nur, ich gehe schon.«
    Er nahm den Hörer ab und meldete sich knapp. Am anderen Ende war ein Stimmgewirr zu hören. Der Anrufer musste sich in einer Kneipe oder auf einem Bahnhof befinden. Zu seiner Überraschung meldete sich sein

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