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Das Geheimnis von Vennhues

Das Geheimnis von Vennhues

Titel: Das Geheimnis von Vennhues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holtkoetter Stefan
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bist du denn gerade? Verspätest du dich?«
    »Das ist der Grund, weshalb ich anrufe«, sagte Hambrock. »Es gibt Probleme mit der Reparatur meines Volvos. Jetzt überlege ich, ob ich mir nicht einen Mietwagen nehme.«
    »Wann wird denn das Auto fertig sein?«, fragte sie.
    »Gleich morgen früh. Das sagen sie zumindest.«
    »Morgen ist doch Allerheiligen. Ist das in Vennhues kein Feiertag?«
    »Doch, schon«, sagte Hambrock. »Aber die Leute in der Werkstatt haben wohl ein schlechtes Gewissen. Und das Ersatzteil kommt aus Holland. Dort ist morgen ein normaler Arbeitstag.«
    »Wieso willst du dir dann diesen Stress machen?«, fragte sie. »Bleib doch einfach bis morgen. Findet da nicht eh bei euch ein Familienfest statt? Also, wegen mir musst du zumindest nicht zurückkommen.«
    Heike hatte Recht. Es wäre das Vernünftigste, in Vennhues zu bleiben. Zwar hätte sich Hambrock gern noch einmal die Akte des Falls herausgeholt und sie sich in Ruhe angesehen. Doch wenn er schon einmal im Dorf war, konnte er die Zeit nutzen und weitere Gespräche führen.
    »Also gut«, sagte er. »Dann sehen wir uns am Mittwochmorgen, nach dem Feiertag. Gibt es da schon irgendwelche Termine?«
    »Die Kommission will sich gegen elf zusammensetzen und die Altfälle durchgehen. Es wäre gut, wenn du dabei sein könntest. Außerdem ist am Nachmittag der Termin mit dem Staatsanwalt.«
    »Also dann bis Mittwoch. Einen schönen Feiertag.«
    Sie legten auf, und er ließ das Handy in seine Manteltasche gleiten. Nachdenklich blickte er die Straße hinunter zum Dorf. Doch es war niemand zu sehen, alles schien ruhig und verlassen.
    Er wandte sich ab und ging zurück zum Hof seiner Eltern.

10
    Die Dämmerung legte sich über das Land, die Luft war klar und frostig. Die alte Buche auf dem Hof von Werner Bodenstein hatte noch nicht ihr ganzes Laub verloren, und die verbliebenen tiefroten Blätter leuchteten kraftvoll im grauen Dunst. Womöglich stand ihnen die erste wirklich kalte Nacht dieses Herbstes bevor.
    Peter Bodenstein spazierte über die Apfelwiese. Die kalte Luft verminderte seine Kopfschmerzen, die er seit dem Besuch bei Manfred Heesing hatte. Er bereute bereits wieder, Alkohol getrunken zu haben. Er hätte auf seinen Arzt hören sollen.
    Etwas abseits vom Hauptgebäude erhob sich ein flacher Hügel aus der Wiese. Unter der Grasdecke befand sich der alte Hofbunker, ein Relikt aus der Zeit des letzten Krieges. Dort drinnen hatte die Familie ausgeharrt, während die Front immer näher gerückt war und amerikanische und britische Bomber die Dörfer und Städtchen des westlichen Münsterlandes in Flammen hatten aufgehen lassen. Das wusste Peter aus den Erzählungen seines Vaters. Später hatte der Bunker zwar seine Bedeutung verloren, doch seine Existenz dauerte fort – eine Tatsache, die ihm in seiner Kindheit einiges Kopfzerbrechen bereitet hatte.
    Der Himmel über dem Bunker war bleigrau. Peter blickte auf die Uhr. Er musste sich beeilen, wollte er pünktlich zu dem Treffen mit Timo Große Dahlhaus kommen. Er lief zurück ins Wohnhaus. Seinem Vater wollte er besser nichts von dem Treffen erzählen. Er würde damit nur unnötigen Ärger provozieren.
    In der Küche war keine Spur von Werner Bodenstein. Peter wollte die Tür bereits wieder zuziehen, als ihn etwas zögern ließ. Die Küche war sorgfältig aufgeräumt, die Arbeitsflächen leuchteten hell im Abendlicht. Deshalb fiel ihm das Messer sofort ins Auge. Es wirkte wie ein Fremdkörper.
    Weshalb mochte es dort auf der blankgeputzten Anrichte liegen?, fragte er sich. Hatte sein Vater es versehentlich liegen lassen?
    Er näherte sich und sah es lange an. Es war ein Steakmesser mit einer scharfen Klinge. Er konnte sich nicht erinnern, wann sie mit solch einem Messer gegessen hatten.
    Da geschah etwas mit seiner Wahrnehmung. Die Konturen schienen schärfer zu werden. Die Farben wurden heller und kraftvoller.
    Er glaubte diese Situation schon einmal erlebt zu haben. Doch er konnte sich nur vage erinnern. Alles kam ihm vertraut vor. Das Licht der Dämmerung genauso wie der Geruch von Putzmitteln und das Leuchten der scharfen Klinge.
    Er hielt den Atem an.
    Die Umgebung schien sich zu bewegen, die Anrichte verschwamm vor seinen Augen. Nur das Messer blieb gestochen scharf. Du willst, dass ich dich mitnehme. Du willst, dass ich dich benutze. Die Klinge begann zu schweben. Komm.
    Ihm wurde schwarz vor Augen. Er stolperte zurück und klammerte sich an den Küchentisch. Alles drehte sich. Heftige

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