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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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dich in London erwarten?“
    „Ich lande in jedem Fall um 16 Uhr 55 in Heathrow.“
    „Okay, wenigstens etwas. Soll ich Julie Bescheid sagen?“
    „Hm, aber nicht so auffällig. Vielleicht ruft auch Dicki bei ihr an. Der braucht ja einen Chauffeur, um nach Heathrow zu kommen.“
    „Stimmt, du wolltest ihm ein Telegramm schicken. Hast du schon?“
    „Nach unserem Gespräch. Ich muß ihm auch noch was Vorolympisches kaufen. Du machst dir keine Vorstellung, was es da so alles gibt.“
    „Wird kaum schlimmer sein als das, wofür die englische Krone herhalten muß. Solltest du auf den bösen Gedanken kommen, mir einen Maßkrug mit eingebauter Spieluhr mitbringen zu wollen, dann...“
    „Ich hatte nicht die Absicht. Du kriegst einen ,Waldi’!“
    „Was ist das?“
    „Laß dich überraschen...“ Clifton verschwieg, daß er, während er vor dem Hotel auf ein Taxi wartete, in einem kleinen, eigentlich noch gar nicht geöffneten Geschäft bereits etwas für Scott Skiffer erstanden hatte. Es handelte sich um eine großformatige „Königl. Bayerische Glückwunschurkunde“, mit der Scott Skiffer zum „Ober-Bayern“ ernannt wird und die von „Ludwig II.“ unterschrieben ist. Sie würde prächtig in Scottys Urkunden-Sammlung passen. „Laß mich Schluß machen, Detektiv! Ich glaube nicht, daß Burton meine Gespräche mit dir bezahlen wird.“
    „Du hast ja die PARTLAND“, tröstete Skiffer. „Die wird sich über deinen Erfolg freuen und sich darum reißen, dir deine Spesen zu ersetzen.“
    „Bis es soweit ist, brauchen wir Geständnisse. Und die werden nicht so ohne weiteres zu bekommen sein. Wenn Claire Burton nicht oder nicht mehr in Wien ist, sind wir vorläufig auf Zeugenaussagen angewiesen.“
    „Wir fangen in diesem Fall bei dem Dienstmädchen in Basel an, wie heißt sie doch gleich?“
    „Sie heißt Colette Salier und ist kein Dienst- sondern ein Zimmermädchen“, korrigierte Clifton und fuhr fort: „Dazu kämen noch das Gedächtnisgenie Sutter und die Frau des Uhrmachers Ehrmann. Vielleicht fiele dann auch noch der Kakteenzüchter in Duncan Hill um. Du hast recht, Scotty. Genaugenommen haben wir doch eine Menge Trümpfe in der Hand. Also, in diesem Sinne! Und denk dran: Um 16 Uhr 55 lande ich!“
    „Ich will sehen, ob ich zur Begrüßung ein paar pensionierte Musiker auftreiben kann. Bis heute nachmittag, Perry!“
    Es klickte.
    Perry zahlte das Gespräch und ging drei Schalter weiter, wo Telegrammformulare auslagen. Er schrieb:

    An
    Dicki Miller
    Starplace Nr. 14
    London / England
    Ankomme heute Heathrow 16.55. Hoffe auf freundlichen Empfang. Perry Clifton

    Dann machte er sich auf, um die diversen Geschäfte, in denen es Mitbringsel zu kaufen gab, einer genauen Inspektion zu unterziehen. Für Julie würde er erst im DUTY-FREE-SHOP * des Wiener Flughafens einkaufen. Und zwar ein Flakon mit ihrem (sündhaft teuren) französischen Lieblingsparfüm.

    Um 10 Uhr 45 war die Maschine der AUSTRIA AIRLINES ohne Verspätung auf dem Wiener Flughafen Schwechat gelandet. Es war ein wunderschöner Flug gewesen. Der Himmel, klar und wolkenlos, hatte eine ungetrübte und imponierende Sicht nach unten gestattet. Und eine Stunde lang war für Perry Clifton Mister Burtons betrügerisches Unternehmen in weite Ferne gerückt. Um so deutlicher wurde er jetzt wieder daran erinnert. Denn in diesem Augenblick hielt das Taxi vor der Hotel-Pension Leismann.
    Im Halbdunkel des sogenannten Empfangs saßen zwei Damen. Perry Clifton wies sich aus und sagte, daß er von Madame Lamatin erwartet würde.
    Sie sahen sich an, sie sahen ihn an, nickten, und die ältere der beiden sagte liebenswürdig: „Bitte sehr, der Herr, Madame haben Zimmer 24. Die gnä’ Frau hat uns wissen lassen, daß Sie Besuch erwartet.“
    Ein Blick zur Uhr: 11 Uhr 08.
    Er klopfte. Eine weibliche Stimme rief „Herein“.
    Die Frau stand am Fenster und sah ihm entgegen. Sie war zierlich, und sie trug ein schlichtes blaues Kleid mit einer Schürze darüber. Über einem Stuhl hing ein Mantel, auf dem Tisch lag eine Handtasche.
    Sie musterte ihn mit einer Mischung aus Unruhe und Neugier. Und sie sah Claire Burton so wenig ähnlich wie eine Heuschrecke einem Ameisenbär, ein Bleistift einer Kneifzange, der Stefansdom dem Tower oder der Tag der Nacht. Clifton schloß die Tür leise hinter sich. Er war kein bißchen enttäuscht.
    Sie strich sich eine blonde Haarsträhne aus der Stirn. Röte stieg in ihre blassen Wangen, und ihre Stimme klang unsicher, als sie

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