Das Gehirn der Galaxis
diesem Blatt.« Er zeigte ihr die Milben, winzige, langsame gelbe Blattlausdinger.
»Wann werden die Panzerstechmücken soweit sein?«
»Banta läßt die Hälfte seines Bestands frei. Vielleicht fressen sie in der Freiheit schneller als im Labor.«
»Weiß Kathryn von diesen Stechmücken?«
»Du zielst immer noch auf sie, was?«
»Ich halte sie für eine Spionin.«
Bernisty meinte: »Ich kann mir nicht vorstellen, wie eine von euch beiden mit diesem Kay-Schiff Verbindung aufgenommen haben könnte. Jemand hat es gewarnt und verscheucht. Kathryn ist die logischerweise Verdächtige, aber du wußtest, daß das Schiff da war.« Da drehte sich Berel abrupt um und kehrte zum Schiff zurück.
4.
Die Panzerstechmücken schienen die Milben zu bekämpfen. Erst nahm die Zahl der beiden zu, dann verringerte sie sich. Danach wurde das Grünzeug immer höher und dichter und kräftiger. Nun gab es in der Luft auch schon Sauerstoff, und die Botaniker säten ein Dutzend neue Arten aus, Breitblätter, die Sauerstoff erzeugten; Nitrogen-Fixer, die das Ammoniak absorbierten; Methanophile von den jungen, methanreichen Welten, die Sauerstoff mit Methan vereinten und zu großartigen weißen Türmen heranwuchsen, die wie geschnitztes Elfenbein aussahen.
Bernistys Füße waren wieder in Ordnung, zwar eine Nummer größer als vorher, so daß er seine abgetragenen, bequemen Stiefel gegen ein neues Paar aus steifem Leder vertauschen mußte.
Kathryn half ihm spielerisch dabei, seine Füße in diese Stiefel zu stopfen. Er sagte zu ihr beiläufig: »Kathryn, ich denke schon die ganze Zeit darüber nach, wie du die Kay gerufen hast!«
Sie erschrak und sah ihn mit ihren großen, unschuldigen Augen entsetzt und mitleidheischend an. Wie ein gefangenes Kaninchen schaute sie drein. Doch dann lachte sie. »So wie du’s auch tust, mit meinem Mund«, antwortete sie.
»Wann?«
»Oh, jeden Tag. Ungefähr um diese Zeit.«
»Da möchte ich dir einmal zuschauen.«
»Kannst du.« Sie schaute zum Fenster und sprach in der vokalreichen, klingenden Sprache der Kay.
»Was hast du gesagt?« fragte er höflich.
»Ich sagte, die Milben waren Versager. An Bord der Beaudry sei die Moral sehr gut. Du seist ein großer Führer, ein wundervoller Mann.«
»Aber du hast keine weiteren Schritte empfohlen.«
Sie lächelte. »Ich bin keine Ökologin, weder konstruktiv noch destruktiv.«
»Na, schön.« Endlich stand er in seinen Stiefeln. »Wir werden ja sehen.«
Am nächsten Tag bewiesen die Radarbänder die Anwesenheit von zwei Schiffen; sie hatten ganz kurz Besuch gemacht, aber »lang genug, um ihre verderbliche Ladung abzusetzen«, bemerkte Bufco.
Die Ladung erwies sich als eine größere Menge Eier einer sehr wilden blauen Wespenart, die sich auf die Panzerstechmücken stürzte. Die Mücken verschwanden, die Milben nahmen zu, das Grünzeug begann unter den zahllosen Saugrüsseln zu welken. Um gegen die Wespen anzugehen, entließ Bernisty einen Schwarm federiger blauer Flugbänder. Die Wespen brüteten in einem sonderbaren kleinen, braunen Knallpilz, dessen Sporen zusammen mit den Wespenlarven abgesetzt worden waren. Die Wespen hatten keinen Schutz mehr für ihre Larven und verdarben. Die Stechmücken nahmen erneut zu und fraßen sich dick und fett an den Milben.
Die Kay griffen nun in großem Maßstab an. Drei riesige Schiffe kamen nachts und luden einen ganzen Hexenkessel von Reptilien, Insekten, Arachniden, Landkrabben, und ein Dutzend Tierarten oder Klassifikation ab. Die Hilfsquellen des Schiffes reichten für eine solche Herausforderung nicht mehr aus, es gab viele Versager, Insektenstiche und dergleichen, und einer der Botaniker zog sich ein pulsierendes weiß-blaues Gangrän vom Stich eines Giftdorns zu.
Die Neue Erde war nun nicht mehr eine milde Region von Grundgewächsen, Flechten und staubbeladenem Wind, sondern ein phantastischer Dschungel. Insekten bekriegten einander in der Blattwildnis, es gab lokale Spezialitäten und die unglaublichsten, anpassungsfähigsten Mutationen. Es gab Spinnen und Eidechsen so groß wie Katzen, Skorpione, die wie Glocken läuteten, wenn sie liefen, langbeinige Hummer, giftige Schmetterlinge und eine Spezies Riesenmotten, denen die neue Umwelt so gut gefiel, daß sie noch riesiger wurden.
In der Beaudry wurde man immer mutloser. Bernisty hinkte die Promenade entlang, wenn auch das Hinken weniger körperlich, sondern eher psychologisch bedingt war. Für ein einziges Gehirn war das Problem zu
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