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Das Gehirn der Galaxis

Das Gehirn der Galaxis

Titel: Das Gehirn der Galaxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Mädchen tanzte an ihm vorbei, sah ihn, tat einen entsetzten Schrei und riß kichernd und errötend ihre Augen von ihm los.
    Etwas stimmte nicht. Diese jungen Leute waren über seine nackte Haut bestürzt und erstaunt – oder verlegen. Das drängende Gefühl schwamm näher an die Oberfläche. Er mußte etwas tun. Solche Tabus konnten nicht ohne schwere Konsequenzen mißachtet werden, das wußte er. Er hatte keine Kleider. Also mußte er sich diese beschaffen.
    Er schaute sich um und sah die jungen Männer, die ihn amüsiert, angewidert oder neugierig musterten. An einen von letzteren wandte er sich.
    »Wo kann ich irgendwelche Kleider bekommen?«
    Der junge Mann zuckte die Schultern. »Wo haben Sie die Ihren gelassen?«
    Zwei stämmige Männer in dunkelblauen Uniformen betraten das Zelt; Arthur Caversham sah sie aus den Augenwinkeln heraus, und sein Geist arbeitete voll fieberhafter Verzweiflung. Dieser junge Mann erschien ihm typisch für die anderen. Wie konnte er ihn beeindrucken? Wenn er die richtige Saite anschlug, konnte er sicher zur Hilfe bewegt werden.
    Aber wie?
    Sympathie?
    Drohungen?
    Aussicht auf Vorteile oder Belohnung?
    Caversham gefiel nichts von alldem. Weil er gegen ein Tabu verstoßen hatte, durfte er nicht mit Sympathie rechnen, eine Drohung würde Widerstand zur Folge haben, und Vorteile hatte er nicht zu bieten. Er mußte es viel geschickter anfangen. Junge Männer, überlegte er, schlossen sich leicht zu Geheimgesellschaften zusammen. Das traf auf alle tausend Kulturen zu, die er studiert hatte. Lang-Häuser, Drogenkulte, Instrumente sexueller Einweihung – egal wie man es nennen wollte, die äußeren Aspekte waren nahezu überall die gleichen: schmerzhafte Einführung, geheime Zeichen und Paßworte, Gleichförmigkeit der Gruppe, Verpflichtung zum Dienst. War dieser junge Mann Mitglied einer solchen Gesellschaft, so mochte er reagieren, wenn man an seinen Gruppen-Geist appellierte.
    »Ich kam durch die Bruderschaft in diese heikle Lage«, sagte er zu dem jungen Mann. »Im Namen dieser Bruderschaft bitte ich sie, mir passende Kleider zu besorgen.«
    Der junge Mann war verblüfft. »Bruderschaft? Sie meinen wohl die Fraternität?« Sein Gesicht erhellte sich. »Ist das ein Coup der Höllenwoche?« Er lachte. »Wenn, dann gehen Sie auch wirklich bis zum Ende.«
    »Ja, wirklich«, sagte Arthur Caversham. »Meine Fraternität.«
    »Kommen Sie mit. Aber schnell, hier sind schon die Gesetzeshüter. Wir schlüpfen unter dem Zelt durch. Ich leihe Ihnen meinen Mantel, bis Sie zu Ihrem Haus zurückkehren können.«
    Die beiden Uniformierten schoben sich zwischen den Tänzern durch und waren schon in der Nähe. Der junge Mann hob die Zeltklappe an, Arthur Caversham duckte sich, sein Freund folgte. Miteinander rannten sie durch die buntgetönten Schatten zu einer kleinen lustig rot und weiß bemalten Bude beim Zelteingang.
    »Sie bleiben außer Sicht«, sagte der junge Mann. »Ich hole meinen Mantel.«
    »Fein«, sagte Arthur Caversham.
    »Wo ist Ihr Haus? Und wo gehen Sie studieren?« fragte der andere.
    Verzweifelt suchte Arthur Caversham nach einer Antwort. Ein einziger Punkt kam ihm zum Bewußtsein. »Ich bin aus Boston.«
    »Boston U? Oder M.I.T.? Oder Harvard?«
    »Harvard.«
    »Ah.« Der junge Mann nickte. »Ich bin Washington und Lee. Und Ihr Haus?«
    »Das darf ich nicht sagen.«
    »Oh!« Der junge Mann war verwundert, jedoch zufrieden. »Nun, nur noch eine Minute …«
     
    Bearwald der Halforn hielt vor Verzweiflung und Erschöpfung an. Die Reste seines Zuges lagen um ihn herum auf dem Boden, und sie schauten dorthin, wo der Rand der Nachtfeuer flackerte.
    Der Puls einer fernen Trommel berührte Bearwalds Haut; sie war nur ganz schwach zu hören. Viel näher war ein heiserer, menschlicher Angstschrei, dann ein nichtmenschlicher, triumphierender Beuteruf. Die Brands waren groß, schwarz, wie Menschen geformt, aber nicht menschlich. Sie hatten Augen wie rote Glaslampen und grellweiße Zähne, und diese Nacht schienen sie sämtliche Menschen der Welt abschlachten zu wollen.
    »Runter!« zischte Kanaw, sein rechter Waffenmann, und Bearwald duckte sich. Vor dem hellen Himmel marschierte eine Kolonne großer Brand-Krieger, die sich fröhlich dabei wiegten.
    »Männer, wir sind dreizehn«, sagte Bearwald plötzlich. »Wenn wir Arm an Arm mit diesen Monstern kämpfen sollen, sind wir hilflos. Heute sind sie alle in den Bergen, ihr Lager muß fast verlassen sein. Was können wir verlieren, wenn wir es

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