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Das Gehirn der Galaxis

Das Gehirn der Galaxis

Titel: Das Gehirn der Galaxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Vorgewarnte die Blauen Flaggen anführte; die Krone der Ersten Schlange; eine ganze Reihe von Padang-Schädeln; das Brautgewand der Prinzessin Thermosteraliam, das aus spinnwebzartem Palladium bestand und so frisch aussah wie am Tag, da sie es getragen hatte; die Original-Gesetzestafeln, der Schneckenthron einer frühen Dynastie und ein Dutzend anderer Gegenstände. Aber die Truhe mit den Metallbändern war nicht darunter.
    Ceistan suchte nach dem Eingang zu einer Krypta, doch der Boden war glatt, bis auf die Rillen, die der Wind und der Sand von einem Jahrtausend in den Porphyrboden gegraben hatten.
    Die Sonnen waren schon hinter den Ruinendächern verschwunden und tauchten die Straßen in rötlichen Schatten, als er wieder auf den Platz trat.
    Seine Füße waren bleischwer, er war mutlos, und seine Kehle brannte vor Durst. Ceistan wandte sich dem Sumptuar auf der Zitadelle zu. Die breiten Stufen führten durch ein grünspanüberzogenes Tor in einen mit lebhaften Fresken geschmückten Wandelgang. Sie zeigten die Maiden des alten Therlatch bei der Arbeit, beim Spiel, in Sorge und Freude. Es waren schlanke Wesen mit kurzem schwarzem Haar und schimmernder Elfenbeinhaut, anmutig wie Wassernixen und köstlich gerundet wie Chermoyan-Pflaumen. Im Vorübergehen sah sich Ceistan um und überlegte traurig, daß diese köstlichen Wesen heute nur noch Staub unter seinen Füßen waren.
    Er folgte einem Korridor, der um das ganze Gebäude führte; von ihm aus konnte er die Kammern und Wohnräume des Sumptuars betreten. Unter seinen Füßen zerfiel der Hauch eines uralten, wundervollen Teppichs, und an den Mauern hingen modrige Fetzen, einst Wandbehänge der feinsten Webart. Am Eingang einer jeden Kammer stellte ein Fresko die Bewohnerin dar und das Zeichen, dem sie diente. An jeder Tür blieb Ceistan kurz stehen, warf einen Blick hinein und ging zur nächsten weiter. Durch die Ritzen fielen die Strahlen der sich neigenden Sonnen und zeigten ihm die Zeit an. Sie verging zu schnell.
    Eine Kammer nach der anderen; in manchen standen Truhen, in einigen Altäre, Triptychen, Taufsteine und Ölbehälter in anderen, nirgends die Truhe, die er suchte.
    Noch drei Kammern hatte er durchzustehen, dann war das Licht weg.
    In der ersten hing ein neuer Vorhang. Den schob er zur Seite und sah in einen Außenhof, der noch voll im schrägen Licht der Zwillingssonnen lag. Ein Brunnen sprühte Wasser über Stufen aus apfelgrüner Jade in einen so frischen, grünen Garten, wie es ihn sonst nur im Norden gab. Von einer Couch erhob sich ein erschrecktes Mädchen, das so köstlich anzusehen war wie jedes aus den Fresken. Sie hatte dunkles, kurzes Haar und ein Gesicht so rein und köstlich wie die große weiße Frangipaniblüte, die sie über dem Ohr trug.
    Einen Augenblick lang sahen die beiden einander an. Da schwand ihre Angst, und sie lächelte scheu.
    »Wer bist du?« fragte Ceistan verwundert. »Bist du ein Geist, oder lebst du hier in all dem Staub?«
    »Ich bin echt«, sagte sie. »Mein Heim liegt im Süden, in der Oase Palram, und dies ist die Zeit der Einsamkeit, der sich alle Mädchen der Rasse unterwerfen, die nach höheren Instruktionen streben … Du kannst also ohne Furcht neben mich kommen, ausruhen und von dem Wein aus Früchten trinken. Und du kannst in der einsamen Nacht mein Gefährte sein, denn dies ist die letzte Nacht meiner Einsamkeit, und ich bin es müde, allein zu sein.«
    Ceistan trat einen Schritt vorwärts, doch dann zögerte er. »Ich muß erst meinen Auftrag ausführen. Ich suche die messingbeschlagene Truhe mit der Krone und dem Schild-Pergament. Weißt du etwas davon?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Hier im Sumptuar ist sie nicht.« Sie stand auf und streckte ihre Elfenbeinarme so anmutig, wie ein Kätzchen sich streckt. »Gib deine Suche auf, ich will dich erfrischen.«
    Ceistan sah sie an, dann das schwindende Licht, schaute den Korridor entlang, wo noch zwei Türen warteten. »Erst muß ich meine Suche vollenden. Das schulde ich meinem Herrn Glay, der unter einen Luftschlitten genagelt und nach Westen geschickt wird, wenn ich ihm keine Hilfe bringe.«
    Schmollend sagte das Mädchen: »Dann geh doch in diese staubigen Kammern und behalte deine trockene Kehle. Du wirst nichts finden, und wenn du weiter so stur bist, werde ich verschwunden sein, wenn du zurückkommst.«
    »Dann sei es so«, erklärte Ceistan.
    Er lief den Korridor entlang. Die erste Kammer war nackt und trocken wie ein Knochen, in der zweiten und letzten

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