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Das Gehirn der Galaxis

Das Gehirn der Galaxis

Titel: Das Gehirn der Galaxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Luftschlitten ab und ging auf das Portal zu. Er schritt durch und blickte nach links und rechts. In der pergamenttrockenen Luft sahen die Gebäude ewig aus. Der Wind hatte alle Ecken und Kanten gerundet, das Glas war von der Hitze der Tage gesprungen und vom Frost kalter Nächte. Unter den Türen und Durchgängen hatten sich Sanddünen angesammelt.
    Drei Straßen führten weg vom Portal, jede war staubig, schmal und wand sich etwa nach hundert Metern außer Sicht. Welche sollte er wählen?
    Nachdenklich rieb er sich das Kinn. Irgendwo in der Stadt lag eine mit Metallbändern gesicherte Truhe mit der Krone und dem Schild-Pergament. Nach der Tradition enthielt es die Freiheit der Lehenshalter von der Energiesteuer. Glay war Ceistans Lehensherr und hatte von dem Pergament gesprochen als dem Beweis für die Rechtmäßigkeit seines Tuns, und diesen Beweis sollte er nun antreten. Jetzt lag er im Gefängnis, war der Rebellion angeklagt und würde am Morgen an den Boden eines Luftschlittens genagelt werden, mit dem er nach Westen geschickt wurde, wenn nicht Ceistan mit dem Pergament zurückkehrte.
    Nach tausend Jahren war wenig Grund für Optimismus, überlegte Ceistan. Aber Lord Glay war ein fairer Mann, und er selbst würde jeden Stein umdrehen … Falls diese Truhe wirklich existierte, würde sie vermutlich im Gericht der alten Stadt, in der Moschee oder auch in der Altertumskammer liegen, vielleicht im Sumptuar, dem Repräsentationsbau. Überall wollte er suchen, und er hatte sich für jedes Gebäude zwei Stunden ausgerechnet. In acht Stunden schwand das rosafarbene Tageslicht.
    Er folgte der mittleren Straße und kam bald zu einem Platz, an dessen Ende sich das Gerichtsgebäude erhob, daneben die Halle der Geschichtsschreibung und der Entscheidungen. Vor dem Bau blieb er stehen; innen war es düster, und kein Ton drang heraus, außer dem leichten Seufzen und Wispern des trockenen Windes. Er trat ein.
    Die große Halle war leer, doch an den Wänden leuchteten rote und blaue Fresken von so frischen Farben, als seien sie gestern erst gemalt worden. An jeder Wand gab es sechs Bilder; die obere Hälfte stellte ein Verbrechen, die untere die Strafe dafür dar.
    Ceistan ging weiter zur Kammer hinter der Halle, in der er nur Staub fand. Die Krypten waren nur dürftig von winzigen Fensterchen erhellt, es gab hier viel Schutt und Unrat, doch keine Truhe.
    Dann trat er wieder hinaus in die klare Luft und ging weiter über den Platz zur Moschee. Durch eine große Bogentür trat er ein.
    Die Segenshalle des Nunziators lag weit, nackt und reinlich da, denn der mit Platten belegte Boden wurde von einem kräftigen Luftzug saubergehalten. In der niedrigen Decke gab es tausend Öffnungen, jede führte in eine Zelle darüber, und alles war so angeordnet, daß jeder in der Zelle den Rat des vorübergehenden Nunziators suchen konnte, ohne seine devote Haltung aufzugeben. Im Mittelpunkt dieser Halle bildete eine Glasscheibe ein Dach über einer Vertiefung. Darunter stand eine Truhe, in der Truhe eine metallbeschlagene Kiste. Hoffnungsvoll nahm Ceistan die Stufen in einem Satz.
    Aber die Kiste enthielt nur Juwelen, die Tiara der Alten Königin, die Brustpanzer des Gonwand Korps, den Reichsapfel, halb Smaragd, halb Rubin, der in uralten Zeiten über die Plaza gerollt worden war, um das Vergehen des alten Jahres anzuzeigen.
    Ceistan warf alles wieder zurück in die Kiste. Solche Altertümer hatten auf einem Planeten der toten Städte keinen Wert, und synthetische Edelsteine besaßen mehr Schimmer und Leuchtkraft.
    Als er die Moschee verlassen hatte, studierte er die Höhe der Sonnen. Sie hatten den Zenit überschritten, und die rosafarbenen Feuerbälle senkten sich dem Westen zu. Er zögerte und überlegte, ob Truhe und Pergament nicht doch nur Gerüchte seien, die jeder Grundlage entbehrten. Über das tote Therlatch gab es viele Geschichten.
    Ein Windstoß fegte über den Platz, und Ceistan hustete und spuckte. In der Wand neben ihm war ein Brunnen, den er sehnsüchtig musterte, doch in diesen toten Straßen war Wasser nicht einmal mehr eine Erinnerung.
    Er schritt weiter zur Altertumskammer, betrat das große Schiff, schritt an vierkantigen hohen Säulen vorbei, die aus Lehmziegeln gebaut waren. Rosa Lichtpfeile schossen durch die Ritzen im Dach, und in dem riesenhaften Raum kam er sich wie ein Zwerg vor. An allen Seiten befanden sich verglaste Nischen, in jeder stand ein Objekt früherer Verehrung, etwa die Rüstung, in der Plange der

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