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Das geht auf keine Kuhhaut

Das geht auf keine Kuhhaut

Titel: Das geht auf keine Kuhhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wagner
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man, dass man früher den Bergfried, den Hauptturm der Burg, nur über eine Brücke haben erreichen können, die man hinter sich abgebrochen habe. In der Tat findet man bei fast allen dieser hohen Türme den Eingang in unerreichbar scheinender Höhe. Viele dieser Bergfriede hatten tatsächlich die Funktion einer letzten Zufluchtsmöglichkeit im Falle einer Eroberung der Burg. Dann war es nützlich, wenn die Eingangstür zum Turm nicht dem direkten Zugriff des Aggressors ausgesetzt war. Man baute sie deshalb hoch oben ein, und die Burgbesatzung erreichte die Tür nicht über eine Brücke, sondern nur über eine Leiter, die man anschließend zu sich hereinziehen konnte. Das Sprichwort von den hinter sich abgebrochenen Brücken stammt nicht aus der Burgenzeit, sondern ist viel älter. Schon in römischen Quellen liest man den Satz „Pons a tergo abruptus est – Die Brücke ist hinter dem Rücken abgebrochen worden“. Offenbar wollte ein Kommandeur seine Soldaten dadurch motivieren, dass es keinen Weg zurück gab, sondern nur den siegreichen Vormarsch – oder den Untergang.
    |37| „Auf einem Pulverfass sitzen“
    in gefährlicher Lage sein
    W elches Ereignis symbolisiert das Ende des Mittelalters? Die Entdeckung Amerikas? Die Reformation? Oder doch etwas anderes? Das Schwarzpulver, im Mittelalter „Donnerkraut“ genannt, hat nämlich die typischsten Erscheinungen des Mittelalters beseitigt, weil sie seiner zerstörerischen Kraft nicht widerstehen konnten: die Ritter und ihre Burgen. In Deutschland wurden Kanonen, damals „Feuertopf“ genannt, zuerst Mitte des 14. Jahrhunderts als Belagerungswaffen gegen Burg- und Stadtmauern benutzt. Nachdem die relativ simple Zusammensetzung des Schießpulvers aus Salpeter, Holzkohle und Schwefel erst mal erkannt war, knallte es an allen Ecken und Enden. Da Schwarzpulver erst unter Feuereinwirkung reagiert, konnte man es relativ gefahrlos in Fässern lagern und transportieren. Allerdings bestand sofort allerhöchste Gefahr bei Funkenflug oder offenen Flammen. Dann sollte man lieber nicht auf solch einem Pulverfass sitzen.
    „Die Werbetrommel rühren“
    für etwas Reklame machen

    W erbung“ bedeutete früher zwar etwas ganz anderes, hatte aber doch gewisse Parallelen zur heutigen Reklame. Einerseits nannte man es Werbung, wenn ein Mann um die Hand einer Frau anhielt. Andererseits war das „Einwerben“ von Soldaten für Landesherren, die vor militärischen Auseinandersetzungen standen, notwendig, denn eine allgemeine Wehrpflicht gab es nicht. So zog also ein Werber durch die Dörfer, wobei er „die werb-trummel starck geruehret“, und überredete junge Burschen mit Versprechungen von Ruhm und natürlich Geld zum Dienst an der Waffe. Geschlagen wurde die Trommel also nicht, denn dumpfer Trommelschlag hätte abschreckend geklungen. Sie wurde vielmehr „gerührt“, denn mit einem Trommelwirbel klingt ein Marschrhythmus gleich viel sympathischer. Das Gemeinsame von damaliger und heutiger Werbung ist, dass das, was schließlich bei einer Sache herauskommt, sich oft deutlich von den Versprechungen vorher unterscheidet.

    |38|

|39| Kapitel 2: Gerichtliches
„Mit Hängen und Würgen“
    Von Kerbhölzern und Daumenschrauben

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    |41| „Nach Jahr und Tag”
    nach geraumer Zeit
    D iese Redewendung hat ihren Ursprung in einer mittelalterlichen Rechtsvorschrift, die wichtig war für Geschäftsabschlüsse und Eigentumsfragen. Ursprünglich verwies die Formel auf einen Zeitraum von einem Jahr, sechs Wochen und drei Tagen. Diese ungewöhnliche Frist kam dadurch zustande, dass drei Zeitspannen addiert wurden. Das Landgericht, das unter anderem für Beglaubigungen zuständig war, tagte alle sechs Wochen, übrigens schon seit der Zeit Karls des Großen. Seine Sitzungsperiode betrug drei Tage. Die Einspruchszeit verjährte nach einem Jahr. Deshalb kam genau diese Frist von einem Jahr, sechs Wochen und drei Tagen zustande, kurz Jahr und Tag genannt. Dann war das Urteil nicht mehr anfechtbar, aber auch Erbe oder Kauf waren erst dann endgültig rechtskräftig.

    „Stein und Bein schwören“
    besonders nachdrücklich versichern
    D ie Redewendung, die eine typische Zwillingsformel beinhaltet, ist seit dem 16. Jahrhundert belegt, Stein und Bein tauchen aber schon drei Jahrhunderte früher formelhaft verbunden auf. Der Ausdruck entstammt wohl nicht dem Bereich der alten Rechtsbräuche, obwohl man lange vermutete, dass in Stein und Bein heidnische und christliche Rituale verbunden sein

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