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Das geht auf keine Kuhhaut

Das geht auf keine Kuhhaut

Titel: Das geht auf keine Kuhhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wagner
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diesem Sinne gebräuchlich, sofern Höflichkeit in Zeiten des lockeren Umgangs zwischen den Geschlechtern überhaupt noch eine Rolle spielt. Auf der politischen Ebene glaubt man zwar hin und wieder einen Hofstaat wahrzunehmen, aber die königlichen Zeiten sind wohl vorbei.

    Das „Schäferstündchen“
    trauliches Beisammensein von Verliebten
    B ei einem Schäferstündchen ist in der Regel kein Schäfer anwesend. Dieser merkwürdige Ausdruck kommt aus Frankreich. Hier entwickelte sich im Barock, mehr noch im Rokoko an den Fürstenhöfen ein überfeinertes Zeremoniell. Wie meist bei Übertreibungen entstand eine Bewegung, die das genaue Gegenteil propagierte. Es wurde nun eine naturnahe Lebensweise idealisiert, die man, wohl weil es dort nicht so schmutzig zuging wie auf dem Bauernhof, beim Schäfer fand. Hier war die Welt noch in Ordnung, und die Arbeit dieses Berufsstandes – den ganzen Tag den Schäfchen beim Grasen zuschauen – schien nicht so mühselig. Es entwickelte sich die sogenannte „bukolische Dichtung“ und es wurden – nach dem lateinischen Wort „pastor“ für „Hirte“ – „Pastoralen“ komponiert. Man stellte mit einigen Schafen als Statisten Schäferszenen im Park nach und benahm sich in ländlicher Idylle möglichst ungezwungen, wobei natürlich Schäferinnen dazugehörten.
    |35| „Es zu bunt treiben“
    etwas übertreiben

    D em mittelalterlichen Menschen war es untersagt, etwas anderes als graue, braune oder blaue Kleidung zu tragen. Dazu muss man wissen, dass das mittelhochdeutsche Wort „bunt“ abgeleitet wird von dem in der Klosterkultur gebräuchlichen Begriff „punctus“, womit schwarze Stickerei auf weißem Grund gemeint war. „Buntes“ war also ursprünglich nur schwarz-weiß im Gegensatz zu einfarbig. So wurde gestreifter oder gefleckter Pelz „Buntwerk“ genannt, also zum Beispiel das nur von Fürsten getragene Futter aus weißen Hermelinfellen, verziert mit schwarzen Schwanzspitzen. Man sagte „kunterbunt“, wenn man mehrere Farben gleichzeitig meinte, und erst im 14. Jahrhundert änderte sich die Bedeutung des Wortes „bunt“ zu „vielfarbig“. Zurück zur Kleidervorschrift: Im Jahr 1337 sprach sich die Kölner Synode gegen gescheckte, übertrieben bunte Kleidung aus. Wenn man es also zu bunt trieb, verhielt man sich nicht standesgemäß, ungebührlich.
    „Unter aller Kanone“
    miserables Ergebnis
    D iese Redewendung ist nicht sehr alt, obwohl die meisten Nutzer ihren Ursprung im Zeitalter der Vorderladergeschütze vermuten werden. Aber hier geht es um etwas ganz anderes, nämlich um Schule und Noten. Auch in den Lateinschulen des 19. Jahrhunderts gab es natürlich Zensuren. Die Notenskala hieß dort „Canon“. Und nun ahnt man schon, dass die Redewendung, obwohl scheinbar eine Kanone darin vorkommt, nichts mit dem Militär zu tun hat. Sie ist vielmehr eine scherzhafte Übersetzung des lateinischen „sub omni canone – unterhalb aller Wertung” –, wie es damals ein Lehrer unter einen völlig ungenügenden Leistungsnachweis schrieb; er stufte ihn bewertungsmäßig unterhalb der vorhandenen Maßstäbe ein. Ob seine Schüler nun tatsächlich ihre Vokabeln nicht gelernt hatten oder noch im Misserfolg nicht um einen dummen Spruch verlegen waren, jedenfalls übersetzten sie das vernichtende Urteil mit Unter aller Kanone, und das ist es bis heute geblieben.
    |36| „Heulen wie ein Schlosshund“
    übertrieben laut jammern

    D ie Interpretation, dass es sich bei dem Hund in dieser Redensart um einen in einem Schloss handeln müsse, fällt auf die Doppeldeutigkeit des Wortes „Schloss“ herein – ein Teekesselchen, wie Kinder das nennen. Bei dem hier gemeinten Schloss handelt es sich nicht um die Residenz einer adligen Familie, sondern um den sinnreichen Mechanismus, mit dem man etwas verschließen kann. Ein solches Schloss verwendet man nicht nur bei Türen aller Art, sondern man schließt auch – in diesem Fall mit einem Vorhängeschloss – eine Kette an einer Wand an. Und am anderen Ende der Kette heult der Kettenhund, den man früher eben auch Schlosshund nannte. Dieser Wachhund war das Gegenteil von einem Schoßhund, er war dazu da, auf den Hof aufzupassen, und war deshalb bei Wind und Wetter draußen. Da hatte er kein besonders bequemes Leben, weswegen ihm verziehen werden soll, dass er gelegentlich vor Ärger heult wie ein Schlosshund.
    „Alle Brücken hinter sich abbrechen“
    sich den Rückweg bewusst selbst verbauen
    A uf einigen Burgen hört

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