Das Geiseldrama
andere Sorgen. Was dein Vater
sagte, Pfote, will mir nicht aus dem Kopf. Es sei damit zu rechnen, daß die
Terroristen was unternehmen, um wieder zu Geld zu kommen. Der BKA-Mann Bolte
ist hier. Das sagt doch alles. Wird die Brigade Staatsfeind hier zuschlagen —
in unserer Stadt?“
„Und wenn“, sagte Karl. „Wir können
es nicht verhindern.“
„Vergeßt den Molch nicht.“
„Der ist Sympathisant.“
„Er vernichtet die
Steckbriefe“, sagte Tarzan. „Ich finde, das ist schwerwiegend. Ist er nur ein
Spinner, oder ist er weitergegangen? Mal angenommen, er hat Verbindungen zu der
Brigade Staatsfeind. Leute, so oder so: Wir müssen ihn überwachen! Jeden seiner
Schritte! Selbst wenn nichts dabei rauskommt, war’s den Versuch trotzdem wert.“
Seine Freunde nickten.
„Wann fangen wir damit an?“
fragte Karl.
„Sofort.“ Tarzan schob die
Unterlippe vor, als wollte er Regen auffangen. „Dr. Jens Dikal! Klopfen wir mal
ab, was wir von ihm wissen. Privates, meine ich.“
„Er ist 32“, sagte Klößchen.
„Über seine Herkunft ist mir
nichts bekannt“, meinte Karl.
„Er fährt ein kleines
französisches Auto mit frisiertem Motor“, trug Gaby bei, „und rast wie ein
Blöder. Er wurde schon mehrmals erwischt.
„Er sieht teigig aus und
absolut molchig“, grinste Tarzan, „ist aber nicht so unsportlich, wie man
meinen möchte. Er spielt Squash (dem Tennis ähnliches Ballspiel).“
„Damit fange ich an, wenn’s mit
dem Step-Tanz nichts wird“, sagte Klößchen.
„Dein Privatleben interessiert
jetzt nicht“, wies Gaby ihn zurecht. „Das besteht sowieso nur aus Schokolade.“
„Trotzdem fange ich mit Squash
an“, beharrte Klößchen. „Vielleicht kann ich beides miteinander verbinden. Dann
wäre ich der steppende Squash-Spieler. Oder ich nehme zum Steppen den Schläger
mit und haue um mich.“
„Er wiegt soviel“, stöhnte
Gaby, „und er steht voll auf meinen Nerven. Willi, wir reden von Dikal!“
„Ich weiß. Der spielt schon
Squash. Ich fange erst an.“
„Bilde dir nicht ein, daß ich
für dich ein Stück Torte mitesse.“
„Schade! Ich habe mich so drauf
gefreut.“
„Ihr blödelt“, sagte Tarzan,
„und die Terroristen vernichten unseren Staat. Seid ihr 13 Jahre alt oder drei?
Was wissen wir sonst noch vom Molch? Nichts?“
„Ich glaube, er hat einen
Freund“, sagte Karl. „Einen...“
„Freund?“ fuhr Gaby dazwischen.
„Wenn der einen Freund hat, bin ich Frankensteins Witwe.“
„Doch. Einen gewissen Otto
Görr. Den kenne ich aus der Ferne“, grinste Karl, „weil er meinen Eltern ein
Haus zum Kauf angeboten hat. Das war, bevor wir unsere Villa erbten. Görr ist
Immobilienhändler.“
„Du meine Güte“, sagte Tarzan.
„Dann allerdings paßt er zu Dikal. Könnte Görr Terrorist sein?“
„Glaube ich nicht. Ist zwar ein
zwielichtiger Bursche, aber kein krimineller Fanatiker (Eiferer) — eher
ein Betrüger. Damals hat mein Vater sich abfällig über ihn geäußert.“
„Und er ist der Freund vom
Molch?“
„Naja, ich habe sie zwei- oder
dreimal zusammen gesehen.“
„Hm. Jedenfalls packen wir’s
an“, sagte Tarzan. „Vielleicht ist das unsere heiße Spur.“
5. Zwei
Freunde
Eigentlich mochte er Jens Dikal
nicht. Dennoch war er auf dem besten Weg, sich mit ihm anzufreunden.
Seltsam! dachte Otto Görr, der
Immobilien-Makler. Er war ein eiskalter Typ, geldgierig und gewissenlos.
Von Dikal wußte er, daß er
Lehrer, Einzelgänger und ohne Familie war. Außerdem erst kurze Zeit hier.
Görr hatte ihm ein schickes
Apartment vermittelt, in dem Dikal aber nur einen Monat wohnte. Dann war im
Internat eine Kleinwohnung freigeworden und er dorthin übergesiedelt.
Doch Dikal kam als Kunde
zurück, und Görr vermittelte ihm eine Art Jagdhütte im Wald: nicht gerade ein
Ferienhaus, aber immerhin was Winterfestes. Die Hütte lag einsam. Über eine
Forststraße war sie bequem zu erreichen.
So hatten sie sich
kennengelernt.
Als sich herausstellte, daß
beide leidenschaftliche Squashspieler waren, trafen sie sich wöchentlich
mindestens einmal zum Training.
Auch an diesem Nachmittag
hatten sie sich den Streß aus dem Leib gedroschen. Die Squash-Halle lag
außerhalb der Stadt. Natürlich gab’s eine Bar. Dort hockten sie jetzt und Görr
wußte, daß Dikal wieder zuviel trinken würde. Meistens fuhr er dann Auto, als
hätte er Selbstmord im Sinn.
„Squash macht Durst“, meinte
Dikal. „Bei mir jedenfalls.“ Er trank das erste Bier ohne
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