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Das Geiseldrama

Das Geiseldrama

Titel: Das Geiseldrama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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einziges Verdienst ist, daß ich den
Bananenlikör überstanden habe. Ich meine, den Hieb mit der Flasche.“
    Bolte lächelte. Aber Glockners
Miene drückte Besorgnis aus.
    „Die Brigade Staatsfeind ist
mittellos. Ich sehe das nicht mit Freude. Es bedeutet doch nur, daß sich diese
Verbrecher wieder Geld verschaffen müssen. Also steht der nächste Coup bevor:
ein Überfall, ein Bankraub — oder wer weiß, was sonst noch Schlimmes.“
    „Vielleicht kommen wir ihnen
zuvor und schnappen alle“, sagte Bolte. „Erwin Roland ist ausgestiegen. Er wird
das derzeitige Versteck der Terroristen verraten. Allerdings“, Bolte kam selber
drauf, daß seine Überlegung nicht überzeugte, „da sind sie ja längst nicht
mehr. Verdammt! Diese Verrückten können einen wirklich in Trab halten.“
     
    *
     
    Tarzan radelte zur Mönchsgasse
zurück. Ellys Auto war verschwunden. Seine Freunde warteten bei ihren Rädern.
Gabys Gesicht spiegelte Ungeduld. Karl übte sich in Gelassenheit.
    Klößchen hatte seine Schokolade
gefuttert und blinzelte schläfrig.
    „Das hat aber lange gedauert“,
rief Gaby. „Sind sie dir entkommen?“
    „Schorbach ist untergetaucht.
Roland sitzt in Untersuchungshaft. Und die Terroristen haben kein Geld mehr.“
Er erzählte und ließ den rechten Arm etwas hängen.
    Das sprach Gabys Mitleid an.
Sie massierte ihm die Schulter, und Tarzan mußte an sich halten, um nicht wie
ein Kater zu schnurren.
    „Wir sahen, wie Elly aus dem
Hotel kam“, sagte Karl. „Sie machte ein Gesicht, als stünde ihr eigenes
Begräbnis bevor. Mann, war die am Boden zerstört. Jetzt ist klar, weshalb. Der
Bruder ist am Ende. Daß sie die Polizei verständigt hat, war offensichtlich
sein Wunsch. Sonst hätte er sich nicht so ausgedrückt, als der Schorbach ihn
abholte.“
    „Ich wünschte , der Bahnhof wäre voller
Bullen. Damit wir auffliegen , Schorbach.“ Tarzan nickte. „Das hat er
gesagt. Und so hat’s mir dein Vater erzählt“, wandte er sich an Gaby. „Daß
Erwin Roland krank ist, sieht man ihm an. Was das betrifft, tut er mir leid.
Daß er zur Brigade Staatsfeind ging, dafür habe ich kein Verständnis.“
    Ein Polizeiwagen näherte sich.
Er hielt vor dem Hotel. Bolte, der BKA-Mann, stieg aus. Mit ihm waren ein
anderer Beamter, den sie nicht kannten, und — Elly Roland.
    „Jetzt wird Rolands Zimmer
durchsucht“, sagte Karl. „Und Elly hat sich als Zeugin zur Verfügung gestellt.“
    Bolte bemerkte Tarzan und
winkte leutselig. Auch Elly blickte her. Aber ihr Gesicht war versteinert.
    „Ich glaube, mit dem Step-Tanz
wird’s vorläufig nichts“, sagte Klößchen. „Sie braucht bestimmt eine Weile, bis
sie seelisch wieder senkrecht steht.“
    „Kann schon sein“, nickte Gaby.
„Das hieße, auch mein Unterricht fiele aus. Aber am Samstag kann ich ohnehin
nicht.“
    „Da haben wir langes
Wochenende“, sagte Tarzan. „Montag ist schulfrei. Wieso kannst du am Samstag
nicht?“
    „Ich bin nicht da. Ich
verreise.“
    Das bedeutete Trennung, und das
an einem Wochenende, wo man noch mehr Zeit füreinander gehabt hätte als sonst.
Tarzan blickte wie holzgeschnitten. Es war ja nicht unbedingt nötig, daß ihm
die drei seine Enttäuschung anmerkten.
    „Du verreist“, sagte er
leichthin. „Im Internat fliegen auch alle aus. Drei Tage — da lohnt sich die
Heimfahrt. Für die meisten jedenfalls. Für mich leider nicht. Es ist zu weit
nach Hause. Und wohin verreist du, wenn ich fragen darf?“
    Gaby lächelte. „Nach
Schloßrain. Nur bis Sonntagabend.“
    Schloßrain lag am Schloßrainer
See, etwa 40 Kilometer südlich der Stadt: eine Ferienoase inmitten lauschiger
Wälder.
    „Mit deinen Eltern?“
    „Allein“, erklärte sie. „Es ist
nämlich so: Meine Tante Susanne verbringt dort eine Ferienwoche. Dann kommt sie
her und wohnt noch eine Woche bei uns. Weil ich aber ihr Liebling bin, soll ich
sie unbedingt in Schloßrain besuchen. Sie will mich verwöhnen. Wie könnte ich
ihr das abschlagen! Außerdem soll ich Oskar mitbringen.“
    „Verwöhnen“, meinte Klößchen,
„ist immer gut. Es ist überhaupt das beste an Onkels und Tanten, sofern sie die
richtige Einstellung haben. In Schloßrain gibt’s eine Konditorei mit
phantastischer Schokoladentorte. Bitte, iß für mich ein Stück mit. Ich
wünschte, ich könnte dich begleiten.“
    „Aber nicht aus Anhänglichkeit,
sondern weil du verfressen bist.“ Gaby rümpfte die Nase.
    „Schokoladentorte hin,
Schloßrain her“, sagte Tarzan. „Ich mache mir

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