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Das Geiseldrama

Das Geiseldrama

Titel: Das Geiseldrama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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„In meiner Tasche ist eine Flasche Bananenlikör.
Möchtest du einen Schluck — ich meine, falls dir schwach wird.“
    „Vielen Dank!“ Er lachte. „Ich
trinke keinen Alkohol. Und seien Sie nicht traurig. Immerhin sind Sie die
einzige, die Mut bewiesen hat.“
    Das war an die Adresse der
Umstehenden gerichtet. Die Männer unter ihnen wandten sich ab — nicht aus
Desinteresse, sondern weil sie beschämt waren.
    Tarzan stiefelte zum Eingang.
Ein bißchen flau fühlte er sich in einem Teil seiner Knochen. Aber ernsthaft
beschädigt war nichts, das spürte er. Am schwersten wog ohnehin die
Enttäuschung. Waren also beide entkommen?
    Nicht beide. Beim Eingang
standen Uniformierte und Kripo-Beamte. Erwin Roland hing zwischen zwei
Polizisten wie ein Langstreckenläufer, der das Ziel nicht erreicht hat. Er trug
bereits Handschellen.
    Kommissar Glockner, Gabys
Vater, wandte Tarzan den Rücken zu und sprach mit einem Kollegen. Sein Ton war
ungehalten.
    „...mehr Glück als Verstand,
Bolte! Daß uns Roland fast umrennt, war Zufall. Ich hatte Anweisung gegeben,
das Gelände unauffällig abzuriegeln. Statt dessen höre ich Sirenenkonzert.“
    Der mit Bolte Angesprochene
nickte. „Irgendwer hat da Mist gebaut. Ich war’s nicht. Aber wo ist Schorbach?“
    „Herr Glockner“, sagte Tarzan.
    Gabys Vater drehte sich um. Ein
Lächeln verdrängte den Ärger aus seiner Miene.
    „Hallo, Tarzan. Ich weiß
Bescheid. Gaby sagte, du verfolgst beide. Wo ist der andere?“
    „Abgehauen. Untergetaucht in
der Menge. Ich hätte ihn beinahe gehabt. Aber mir ist eine Großmutter in die
Quere gekommen.“
    Er berichtete rasch. Sofort
scheuchte Glockner seine Leute los. Die Ausgänge sollten abgesperrt, die
Bahnsteige überprüft werden. Drei Uniformierte rannten zum Parkplatz. Roland
wurde zu einem Einsatzwagen gebracht.
    „Leider gibt’s hier zig
Möglichkeiten“, sagte Glockner zu seinem jungen Freund, „um sich zu verdrücken.
Ein Staatsfeind wie Schorbach ist darauf gedrillt. Ich fürchte, ihm hat die
Zeit gereicht.“
    Das traf zu, leider. Die
Beamten, die nach dem blauen Opel sehen sollten, kamen zurück. Der Wagen war
verschwunden.
    „Weit fährt er nicht damit“,
überlegte Glockner. „Der weiß, daß jetzt nach dem Fahrzeug gefahndet wird. Aber
jeder Kilometer nützt ihm. Er hat es zunächst mal geschafft. Den Wagen läßt er
irgendwo stehen. In unserer Stadt unterzutauchen, ist leicht.“
    Tarzan erfuhr von Elly Rolands
Anruf — und worum es überhaupt ging.
    „Dann muß das Geld in
Schließfach 97 sein“, staunte er. „Hier ist der Schlüssel.“
    Glockner schmunzelte. Tarzan
sah, wie Bolte sich ihnen näherte. Er war ein kantiger Typ mit etwas naivem
Ausdruck in den himmelblauen Augen.
    „Bolte ist vom
Bundeskriminalamt“, flüsterte Glockner. „Spezialist für Terroristen-Fahndung.
Seit einigen Tagen ist er uns zugeteilt. Es wird vermutet, daß sich hier etwas
tut. Aber sprich nicht darüber.“
    Locker bleiben, dachte Tarzan.
Wenn mir vor Stolz jetzt die Brust schwillt, sieht’s albern aus. Ist Klasse,
daß mich Gabys Vater so ins Vertrauen zieht. Naja, ein Staatsgeheimnis ist es
ja auch wieder nicht.
    „Das ist Peter Carsten“,
stellte Glockner ihn vor. „Der Freund meiner Tochter und unser bester freier
Mitarbeiter — einschließlich seiner Freunde, der TKKG-Bande. Er hatte Schorbach
bereits. Aber dann...“
    Bolte erfuhr, was sich ereignet
hatte, während sie zu den Schließfächern gingen. Die Gesichter von vorhin waren
verschwunden. Auch nach der alten Dame blickte Tarzan vergebens.
    Als sie Nr. 97 öffnen wollten,
kam ein Uniformierter im Laufschritt.
    „Im Büro der Bahnpolizei ist
die Bombe“, meldete er. „Sie wurde von einem Reisenden in Schließfach 811
entdeckt und dann sichergestellt. Roland gibt zu, daß er die Bombe gebastelt
hat. Aber sie ist nicht explodiert. Gott sei Dank!“
    In Schließfach Nr. 97 stand
eine Reisetasche aus knittrigem Kunstleder. Sie war vollgepfropft mit
Banknoten: Zehnern, Zwanzigern, Fünfzigern, Hundertern.
    „400 000 Mark!“ Bolte klatschte
gegen die Schließfächer, als hätte sein Lotterie-Los den Haupttreffer erzielt.
    „Das Geld der Brigade
Staatsfeind“, nickte Glockner. Sein Ton war alles andere als fröhlich.
    „Das bedeutet, die Gruppe ist
pleite“, freute sich Bolte. „Was ist, Kollege? Wir können einen Erfolg
verbuchen. Und unser junger Freund wird öffentlich belobigt.“
    „Danke, nein!“ sagte Tarzan.
„Darauf bin ich nicht scharf. Mein

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