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Das Geiseldrama

Das Geiseldrama

Titel: Das Geiseldrama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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außerhalb der Stadt, übersichtlich
nach allen Seiten, abgegrenzt, umgeben von Feldern. Aber willst du 500 Schüler
in Schach halten — und ein paar Dutzend Pauker?“
    „Hanna schüttelte den Kopf.
„Heute abend beginnt dort der große Auszug. Morgen, Sonntag und Montag ist
frei. Bis auf wenige Ausnahmen fahren die Heimschüler nach Hause — die Pauker
sowieso. Wir hätten es nur mit einer kleinen Gruppe zu tun. Sie würde genügen,
um unsere Forderung durchzusetzen. Und wir könnten sie kontrollieren.“
    „Hm.“ Francesca blickte die
andern an. „Finde ich nicht übel.“
    „Ich weiß das alles von Jens“,
sagte Hanna.
    „Jetzt könnte er uns helfen“,
brummte Ohnesorge. „Aber es muß auch ohne ihn gehen. Und ohne seine Kenntnis
der Örtlichkeit. Ist ja schließlich ‘ne Schule und kein Labyrinth (Irrgarten).“
    „Jedenfalls, Hanna, ist das ein
Gedanke, dem wir nähertreten“, erklärte Francesca. „Jetzt haben wir ‘ne Linie.“
    Sie griff zum Telefon.
    Hanna blätterte derweil im
Telefonbuch, um die Anschlüsse von Tageszeitung, Rundfunkstation und
zuständigem Regional-Fernsehen herauszusuchen.

9. Görr will
Lotzka verkaufen
     
    Gaby und Karl trafen erst in
letzter Sekunde ein. Es hatte schon zur ersten Stunde geläutet. Gerade, daß sie
ihre Tretmühlen noch auf dem Fahrradplatz abstellen konnten. Dann hasteten sie
zur 9 b, wo Tarzan und Klößchen an der Tür warteten. Es reichte noch zu einem
,Hallo!’, aber die Besprechung, die den beiden Internen (Heimschülern) auf der Seele brannte, mußte in die Pause verschoben werden.
    In der ersten Stunde war Mathe,
und die 9 b erhielt eine Arbeit zurück. Es wurde nach Punkten bewertet.
    Tarzan hatte die Höchstzahl
erreicht. Als einziger. Worüber sich aber niemand wunderte, denn neben Sport
war Mathe sein Glanzfach. Auch Karls Arbeit war gut, Gabys gutes Mittelmaß.
Ihre Begabung lag mehr bei den Sprachen.
    Klößchen hatte immerhin eine
ausreichende Leistung erzielt, die aber nur zum Teil sein Verdienst war. Ein
Drittel der Lösungen hatte er, als der Lehrer nicht aufpaßte, von seinem
Banknachbarn abgeschrieben: von Tarzan.
    Auch diese Stunde ging vorbei.
In der Pause steckte die TKKG-Bande die Köpfe zusammen.
    Daß Dikal verunglückt war,
wußten Gaby und Karl noch nicht.
    „Als ich abfuhr, war mein Papi
noch zu Hause“, sagte sie. „Im Präsidium hat er’s bestimmt sofort erfahren,
obwohl Verkehrsdelikte nicht in seinen Aufgabenbereich gehören.
    Aber die Kollegen verständigen
sich untereinander, wenn es um sowas geht wie das: einen Lehrer der Schule, die
ich besuche — wie Papis Kollegen alle wissen.“
    „Aber die Hütte! Die Hütte!“
japste Klößchen — und schob mit der Zunge das Schokoladenstück in die andere
Backe. „Im Herchenauer Wald, wo — wie Tarzan überlegt hat — wir den Fang des
Jahrhunderts machen, denn Dikal muß dort gewesen sein, letzte Nacht vor dem
Unfall.“
    „Häh?“ machte Karl. „Ich bin ja
sonst nicht so langsam. Aber wenn du erklärst, Willi, versteift sich mein
Gehirnschmalz.“
    Tarzan übernahm die Erklärung.
    Gaby machte große Augen, die
blauer nicht sein konnten.
    Karl nahm seine Brille ab und
polierte die Gläser.
    „...ist also nicht
auszuschließen“, beendete Tarzan mit gedämpfter Stimme, „daß der Molch aufgrund
seiner konspirativen (verschwörerischen) Gesinnung die Wochenend- oder
Jagdhütte Terroristen zur Verfügung gestellt hat. Als Unterschlupf. Als
Hauptquartier. Als Basislager. Mit Terroristen meine ich die Brigade
Staatsfeind. Roland wurde gefaßt, Schorbach beinahe. Daß die andern hier sich,
läßt sich vermuten. Wie der Molch die verehrt, wissen wir. Er dreht durch, wenn
er einen Steckbrief der Brigade Staatsfeind sieht.“
    „Weißt du, wo die Hütte ist?“
fragte Gaby.
    „Ungefähr.“
    „Du willst dort sicherlich
erstmal nachsehen, bevor du meinen Papi verständigst.“
    Tarzan lachte. „Das habe ich
allerdings vor. Mit dem Rad sind wir schnell im Herchenauer Wald und...“
    „Schnell?“ stöhnte Klößchen.
„Ist doch ‘ne Riesenstrecke. Rad-Profis würden verzweifeln. Teilnehmer der Tour
de France (in Frankreich alljährlich von Berufsradsportlern ausgetragenes
schweres Etappenrennen) würden es ablehnen, so eine Schinderei...“

    „Du kannst ja hierbleiben, wenn
wir nachher fahren“, wurde er von Gaby unterbrochen. „Fünfte und sechste Stunde
sind frei. Gleich nach der vierten können wir aufbrechen.“
    Tarzan strahlte seine Freundin
an.

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