Das Geiseldrama
kriegen sie nichts raus, weil er
nichts weiß. Er kennt nur den Schlupfwinkel in der Unteren Promenade. Aber Arved...
Hoffentlich hält er durch.“
„Er würde eher krepieren, als
daß er uns verrät“, sagte Schorbach.
„Weißt du, mit welchen Tricks
die arbeiten!“ Ohnesorge schlug auf den Tisch. „Mit Betäubungsmitteln und so.
Am Ende verrät er unser hiesiges Quartier, ohne daß er’s merkt. Im
Dämmerzustand, sozusagen. Verdammt! Wohin sollen wir?“
„Wir können hier nicht weg.“
Hanna drückte ihre Zigarette auf der Untertasse aus. Sofort zündete sie eine
neue an. „Jedenfalls nicht, bevor uns der Hubschrauber abholt.“
„Nur noch ein paar Tage!“ Macke
grinste. „Dann schwirren wir ab. Zunächst über die Grenze. Und schon nächste
Woche sind wir im Vorderen Orient, im Ausbildungslager. Leute, ich bin noch nie
über Griechenland hinausgekommen. Jetzt lerne ich das östliche Mittelmeer
kennen. Bestimmt wird’s mir gefallen. Vielleicht bleibe ich dort.“
„Vielleicht erinnerst du dich,
daß das keine Urlaubsreise wird“, meinte Hanna aufgebracht. „Der internationale
Terrorismus nimmt uns unter seine Fittiche (Flügel). Wir werden ausgebildet,
geschult, können uns vervollkommnen. Aber nicht zum Spaß, sondern um hierher
zurückzukehren. Hier in Europa werden wir dann noch nachhaltiger wirken. Für
unsere Ideen. Vergiß das bitte nicht!“
Macke grinste. „Wem sagst du
das. Natürlich bin ich wieder dabei, wenn’s hier losgeht. Aber man wird sich
doch noch freuen dürfen.“
„Wo ist eigentlich die Karte?“
fragte Ohnesorge, der jetzt sein Frühstück beendet hatte.
„Welche Karte?“ Schorbach
begriff nicht sofort.
„Diese Wanderkarte, auf der
eingezeichnet ist, wo uns der Hubschrauber abholt.“
„Sie muß irgendwo im Koffer
sein“, sagte Hanna. „Landeplatz ist eine Lichtung mitten im Wald. Bei einer
Felsengruppe, dem sogenannten Schiefen Turm. Das werden wir auf jeden Fall
finden. Jedes Kräuterweiblein und jeder Revierjäger kann uns den Weg weisen.“
„Aber dann ist Arved wieder
dabei“, nickte Francesca. Sie sah auf ihre Armbanduhr. „Mehr als acht Stunden
sind vergangen. Wir müssen handeln. Sofort. Die Bullen dürfen gar nicht zur
Besinnung kommen. Wir drohen einen vernichtenden Schlag gegen die Stadt an,
wenn Arved und Jens nicht sofort freigelassen werden. Einverstanden?“
„Was Dikal betrifft, stimmen
wir ab“, erinnerte Macke. „Er war noch nie im Untergrund. Ich bezweifle, daß er
dazu bereit wäre, wenn er vor der Entscheidung steht. Der taucht nicht ab. Der
liebäugelt mit uns, weil ihm unsere Ideen behagen. Gut, er hilft, wo er kann.
Wir verdanken ihm Informationen. Er hat uns finanziell unterstützt, und in
dich, Hanna“, er grinste, „ist er verknallt. Trotzdem, meine ich, hängt er an
seinem Spießerleben. Also? Pressen wir ihn frei, oder überlassen wir ihn den
Bullen — als kleinen Fisch?“
Die beiden Frauen und Ohnesorge
stimmten für Dikals Befreiung. Macke und Schorbach waren dagegen.
„Wer weiß, ob wir ihm damit einen
Gefallen tun“, sagte Macke. „Jetzt muß er mit uns mit, wenn er draußen ist.“
„Er kann sich frei
entscheiden“, widersprach Hanna. „Und uns am Telefon erklären, daß er auf
unsere Hilfe verzichtet. Dann brummt er eben ab, was ihm zusteht. Viel können
sie ihm nicht nachweisen. Wer ruft an?“
„Das mache ich“, erbot sich
Francesca.
Sie besaß langjährige
Erfahrungen über das Leben im Untergrund, hatte Verbindungen zum
internationalen Terrorismus und wurde — außer in der BRD — in Frankreich,
Spanien und Italien steckbrieflich gesucht. Sie war verantwortlich für
zahlreiche Sprengstoffanschläge gegen öffentliche Institutionen und
militärische Einrichtungen. An Rücksichtslosigkeit stand sie den Männern nichts
nach. Daß sie eine ausgezeichnete Pistolenschützin war, machte sie besonders
gefährlich.
Die andern scharten sich um
sie, als sie zum Hörer griff.
„Polizei-Präsidium“, meldete
sich eine Telefonistenstimme, nachdem sie gewählt hatte.
„Verbinden Sie mich mit dem
Leiter der Terroristenfahndung.“
„Das ist Hauptkommissar Bolte.
Sekunde!“
Das Gespräch wurde
durchgestellt. Aber Bolte war offenbar nicht an seinem Schreibtisch. Er meldete
sich nicht, und das Gespräch ging an die Zentrale zurück.
„Ich versuche es bei seinem
Stellvertreter“, sagte der Telefonist, „bei Kommissar Glockner.“
Diesmal klappte es. Gabys Vater
meldete sich.
„Ich spreche im
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