Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)
genommen!«
»Welche Adler?«
»Die goldene Stickerei mit den schwarzen Adlern, die ich von der Dorthe geholt hab mit den Briefen! Na all diese Sachen«, Hanna schüttelte unwillig den Kopf, »die Gretlin gehören!«
Verwirrung war ins Gesicht des jungen Randegg geschrieben: »Wer ist Dorthe? Wo sind Briefe? Schwarze Adler, goldene Stickerei …«
»Was?«, rief nun auch Ewald dazwischen, »woher hat dein Mädchen den Königsadler, Sander?«
»Ich … ich weiß nicht …«, murmelte Alexander von Randegg und verstummte.
»Wo sind die Briefe?«, fragte Ewald und wandte sich an Johanna.
»Die hab ich der Kathi gebracht, wir können ja alle nicht lesen …«, mutlos seufzte Johanna, »ich weiß jetzt gar nicht mehr, was ich mir dabei gedacht hab. Ich wollt ja nur herausfinden, wer die Gretlin eigentlich ist, ich hab mir halt gedacht, vielleicht steht das in diesen Briefen.«
»Aber du weißt doch, wer Gretlin ist, sie ist schon acht Jahre in deiner Küche, du hast sie aufgelesen damals aus der Gosse.« Sander sah besorgt zu Johanna.
»Na aufgelesen nicht direkt, gebracht haben sie sie mir. Also die Stadtguardia hat sie zu Sankt Hieronymus gebracht, weil sie ja das gelbe …« Johanna wurde das langsam alles zu viel, zuerst der Besuch bei den Klarissen, die Angst, verhaftet zu werden und jetzt zuschauen zu müssen, wie sie die arme Gretlin zur Schranne schleiften wegen Wiederbetätigung, wo Gretlin ja nicht einmal ein Hübschlerin war!
»Vermaledeites gelbes Tüchel!«, schrie sie. Ewald und Sander, die an ihren Lippen hingen, weil sie noch mehr zu erfahren wünschten, schüttelten verwirrt den Kopf. Der Sänger deutete Sander bereits, dass mit dem Weib da irgendetwas nicht stimmte, er drehte seinen Zeigefinger und klopfte ihn dann an die Stirn, doch Sander winkte ab und widmete sich wieder der Köchin, die im Augenblick ihre ganze Kraft und Courage verloren hatte und wie ein Häuflein Elend an der Wand des Kloster lehnte.
»Was ist mit dem Tuch, mit den Briefen, mit der Stickerei, Johanna«, versuchte es Sander geduldig noch einmal, »du musst uns sagen, was du weißt, sonst kann ich bei Hof gar nichts machen, um Gretlin zu helfen!«
Wütend stellte sich die Angesprochene den beiden entgegen und schrie: »Das ist es ja eben, ich weiß gar nichts! Ich weiß nur, dass Elsbeth nicht die Mutter von unserer Gretlin ist! Und das – auch wenn ihr mir jetzt nicht glaubt – hab ich erst heute Morgen erfahren!«
Yrmel schaute nach einem kurzen Blick zu Ewald zu Boden, Barthel sah Johanna verständnislos an: »Wos sogst denn do, Hannerl, die Gretlin, die is do da drunten bei den Fensterhennen aufgwachsn, wos solls denn da sonst sein als a freies Töchterl?«
Schwer atmend stemmte Johanna ihre Hände in die Hüften und sagte halblaut: »Sie is net amal a Büßerin, Barthel. Sie hat nämlich gar nix zu büßen, sie is net amal a freie Tochter, nur a Jungfer vor dem Herrn, sonst nix.«
»Des hob i ja scho imma gwußt, Hannerl, die ganze Zeit schon, musst sie ja nur anschaun, de Klane, so verschüchtert, wie die war, die hat no ka Mannsbild so ganz ohne …«
»Halts Maul, Barbel …«, unterbrach Johanna das Kräuterweibel schroff.
»Ja Himmelherrgott, was macht’s denn dann im Kötter wegen Wiederbetätigung?«, murmelte Barthel und wischte sich über die Augen.
»Sie hat eine goldene Stickerei mit schwarzen Adlern …?«, murmelte Sander von Neuem. »Waren da vielleicht auch so Plättchen drauf, sie sich ganz hart anfühlen wie Metall?«
Johanna nickte verzagt.
»Emaille?«, fragte Ewald Sander, der traurig nickte.
»Und so Schnüre, waren die auch da herum, Johanna, so weiße …«
»Perlen meinst du wohl, Sander, ja, so was kenn ich, ja, die waren auch drauf, ganz kleine, ganz viele.« Johanna faltete die Hände.
»So hat mir mein Oheim die Stola beschrieben, Ewald, genau so«, flüsterte der junge Randegg.
Alle waren still geworden, jeder hing seinen Gedanken nach, da schrie Sander mit einem Mal gequält auf, setzte sich einfach auf die Gasse und vergrub sein Gesicht in den Händen. Ewald beugte sich zu ihm, tätschelte seine Schulter und meinte: »Wir holen sie da raus, Sander, mach dir keine Sorgen, wir haben beide genug Freunde und Gönner bei Hof.« »Nein, nein«, hörte Ewald seinen Freund flüstern und war erschüttert, als er die Tränen sah, die ihm die Wangen herunter rannen. »So einfach ist das nicht.« Mit unendlich traurigem Gesicht blickte Sander auf und hauchte fast, so leise
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