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Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
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Stadt schlendern konnten. Als sie dann die Gasse zum Grünen Anger passiert hatten, zeigte Sander nach vorn und rief: »Da vorn ist die Klosterpforte, aber ich denke, wir werden den Eingang durch den Klosterhof direkt in die Küche nehmen!« Ewald schmunzelte über die plötzliche Aufregung, die sich im Gesicht seines Freundes widerspiegelte, und meinte verschwörerisch: »Du kennst ja den Hausbrauch schon ganz gut!«
    »Na ja«, erklärte Sander ernst, »ich bin schon ein paarmal hier gewesen mit dem Ludwig Fütterer, einem Kaufmann aus Nürnberg, der Geschäfte wegen, weißt du!«
    »Ich hoffe doch, du warst auch schon einmal nicht unbedingt geschäftlich, sondern eher privat hier, mein Freund?« Ewald platzte fast vor Lachen, als er die große Verlegenheit Sanders erkannte.
    »Ja, also … schon eher, auch einmal oder zweimal oder so …«, stotterte Sander und setzte dann laut fort, um sich abzulenken: »Was ist dort vorn los, warum stehen denn da alle auf der Gasse?«
    »Scheint ein sehr weltoffenes Kloster zu sein, die Büßerinnen zu Sankt Hieronymus, um es einmal so auszudrücken!« Ewald schmunzelte, verharrte aber plötzlich, als eine alte, etwas zu dicke Büßerin mit verweinten Augen rief: »Ach Alexander, dich schickt der Himmel!« Ein eher versoffener alter Mann rang die Hände und brüllte: »Xandl, komm her do zu uns, es is was Schreckliches passiert!« Ganz fertig war Ewald, als dann auch noch eine alte Schachtel, die wie ein Bund verwelkter Petersilie aussah, kreischte: »Ich habs euch allen gsagt, der stinkate Vogelmensch war’s. Aber mir glaubt ja sowieso kaner …«
    »Sag mal, mein Freund, wer sind denn die komischen Leute da und was wollen die?«, fragte Ewald unsicher und fasste Sander am Arm. Der riss sich vehement los, rief dann aber noch schnell über die Schulter: »Das sind die Johanna, der Barthel und die alte Barbel – da muss was Furchtbares geschehen sein, die sind sonst nicht so!« Damit lief er das letzte Stück Weg, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her.
    »Also, das möchte ich jetzt aber doch sehr hoffen, dass die sonst nicht so sind«, murmelte Ewald und folgte seinem Freund langsam nach.
    Bei der Gruppe angekommen, staunte Ewald nicht schlecht, als sich die beleibte Frau, der der Tracht nach eine Büßerin, in die Arme Sanders fallen ließ und herzzerreißend schluchzte: »Die Gretlin, Sander, stell dir vor, die Gretlin ist im Narrenköttl.«
    Alle Farbe wich aus dem Gesicht seines Freundes, und Ewald stellte sich zum Schutz ganz dicht zu ihm, sodass er mit seinem Brustkorb den Rücken Sanders stützte. »Warum«, kam es leise über die Lippen des Randegg, »was hat sie verbrochen?«
    Der alte, nach Wein riechende Mann, den Ewald als Barthel erkannte, begann in breitestem Wienerisch zu erzählen. Ewald verstand so gut wie kein Wort und wunderte sich wahrlich, dass Sander offensichtlich der Schilderung folgen konnte. Von einem Krispin war die Rede, der aus einer Löwengrube kam, der einen stinkenden Vogelmann beschattete und dann erfuhr, dass die Schergen zum Henker ausgeschickt wurden, um ein Vögelchen in der Singerstraße abzuholen. Man musste dem Sänger seine Ratlosigkeit angesehen haben, denn Yrmel, die abseitsstand und sich natürlich nicht an dem ganzen Tumult, wo jeder irgendetwas daherredete, beteiligte, schüttelte Sander am Arm und deutete auf den ratlosen Sänger. Der verstand, drehte sich zu seinem Freund und übersetzte Ewald den wienerischen Kauderwelsch so, dass auch er mitbekam, was passiert war. Yrmel begleitete die Worte mit ausdrucksvollen Gesten, malte mit langen, schmalen Fingern Gitterstäbe in die Luft, verzog den schönen Mund zum Weinen, deutete auf ihr Herz und zeigte auf Sander, auf Johanna und Barthel. Ewald konnte nicht sagen, was ihn mehr erschütterte. Der atemlose und verzweifelte Bericht seines Freundes oder die Angst und Sorge in den dunklen Augen der Büßerin.
    »Und ihr seid euch wirklich gewiss, dass es mein Diener Heinrich war, der Gretlin angezeigt hat?«, fragte Sander mit Zaudern, so als würde sich noch immer alles in ihm sträuben, dieser Geschichte Glauben zu schenken.
    »Ja«, sagte Johanna leise »er war’s. Gretlin hat es mir noch einmal bestätigt, bevor … bevor …«, beklommen hielt sie inne, wollte sie Sander nicht auch noch mit dem Zusammenbruch der jungen Frau quälen, stattdessen bemühte sie sich, von etwas anderem zu sprechen, und berichtete weiter: »Diese Adler, diese schwarzen hat er auch an sich

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