Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
Vom Netzwerk:
ist doch dieser …«, stotterte er, lief schnell wieder zum Fenster auf der anderen, der Stadt abgewandten Seite und bekam gerade noch mit, wie sich dieser Mann rücksichtslos seinen Weg durch den Pöbel bahnte, im Schlepptau eine mehr als übergewichtige Büßerin mit einer Schürze und einen alten Mann, der sich schwer auf sie stützte, weil er offenbar zu viel Wein genossen hatte. »Randegg, jetzt weiß ich es, der Randegg ist es«, murmelte Fichtenstein und sah gebannt zu, wie sich Besagter keuchend und mit den Händen ringend vor dem Schrannenschreiber und dem Henker aufbaute und etwas überreichte. Fichtensteins Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Selbst auf diese große Entfernung konnte er das Siegel des Habsburgers an einem Schriftstück baumeln sehen, da kannte er sich aus, damit hatte er ja tagtäglich zu tun. Doch was jetzt geschah, das konnte selbst der Hofmeister nicht ahnen. Ignaz Mitterlehner, der sich augenblicklich in das Schreiben vertiefte, machte eine weit ausgreifende Geste und eine Äußerung, die der Hofmeister leider nicht verstehen konnte, weil nicht enden wollender Jubel aufbrandete. Der Sänger, der auch einen Blick auf das Pergament machte, weinte und lachte zugleich und … küsste den Henker begeistert auf den Mund!
    »Auf den Mund, den Mund, pfui Teufel!«, schimpfte Fichtenstein und schüttelte sich, um gleich wieder seinen Hals aus dem Fenster zu strecken, um ja nichts zu versäumen. Dem Henker schien das auch noch zu gefallen, denn mit einer zierlichen, überschwänglichen Bewegung wies Ignaz Mitterlehner seine Knechte an, die Dirne aus dem Sack zu befreien! Hatte man so etwas denn schon gesehen! Und jetzt, was passierte denn jetzt? Fichtenstein machte das Fenster noch weiter auf, konnte aber wieder kein Wort von dem, was da unten gesprochen wurde, verstehen. Enttäuscht drehte er sich um und nach einem Augenblick des Nachdenkens hastete er die Stufen hinunter und stand wenig später unter der Toreinfahrt. Pöbel hin oder her, das, was hier vonstattenging, war so ungewöhnlich, da musste er dabei sein! Als er auf der Straße war, rannte er prompt in einen Kerl hinein, der seinem Akzent nach ein deutscher Kaufmann sein musste. Von irgendwo war ihm dieses Gesicht bekannt, doch Fichtenstein nahm sich nicht die Zeit, genau nachzudenken. »He, langsam mit den jungen Pferden«, sprach jener, der niemand anderer als Ludwig Fütterer war, als der Hofmeister ihn im vollen Lauf anrempelte.
    »Aber ich muss …«, stotterte dieser, reckte sich dann, besann sich seines Amtes und fragte forsch: »Was ist da los? Warum geht das Sacken in die Donau mit diesem Weibsbild nicht weiter?«
    »Na warum wohl, weil sie jetzt nicht ertränkt wird, die Kleine, sondern heiratet!« Ludwig schüttelte den Kopf über so viel Unverständnis und zeigte Jobst und Krispin über den Kopf des Hofmeisters hinweg durch eine eindeutige Handbewegung, dass dieser wohl nicht ganz richtig im Kopf sein musste, wenn er so eine dumme Frage stellte! Die beiden Knechte grinsten frech und prosteten Fütterer zu. »Aber …« Fichtenstein taumelte weiter, war schon fast am Donauufer, da traf ihn unverhofft eine schallende Ohrfeige. Als er aufsah und sich die Wange hielt, blickte er mit Schrecken ins Gesicht dieser aufgeblasenen Büßerin mit der Schürze. »Die war net für Sie gedacht, werter Herr. Aber warum drängen’s eana da a so dazwischen, schleichen’s Ihna gfälligst, Sie Grischpindl! 35 «
    Fichtenstein ging zwei Schritte weiter und drehte sich verdattert um. Er blieb mit offenem Mund stehen und lauschte.
    »Net nur, dass du den guten Wein ausschenkst, Barthel, du vermaledeiter Ochs, du bleda, jetzt saufst ihn auch noch söba, bis d’ fast nicht mehr grad stehn kannst …« 36 , hörte er die Büßerin mit hochrotem Kopf plärren. Der alte Mann schützte sein Haupt, indem er die Arme hob und winselte: »Ja, Hannerl, dann sauf du amal mit dem Pfaffen da. Was der die Kehle hat runterrinnen lassen, des geht ja auf ka Kuhhaut net! Da bin selbst i überfordert!« 37
    »Pah«, kam es da wieder von der Frau, »wirst schon schauen, Barthel, wo du zukünftig den Most holen wirst!«
    Schnell lief der verschreckte Hofmeister weiter, denn die rasende Büßerin holte schon zur nächsten Watschn 38 aus, und bevor die ihr Ziel erreicht hatte, wollte er schon weg sein. Er drängte sich weiter durch den Pöbel nach vorn zum Wasser und schnappte Worte auf wie: »Ja wie heißt der Sänger? Wolkenberg? Na aus dem wird noch was, das

Weitere Kostenlose Bücher