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Das Geloebnis

Titel: Das Geloebnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pearl S. Buck
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dies: Diejenigen, die wir zu befreien kamen, haben uns verraten. Heute nacht ist es dunkel – wer kann den morgigen Tag sehen? Aber ich sende Euch allen gute Wünsche. Wenn wir am Leben bleiben, werden Sheng und ich eines Tages wieder heimkommen.«
    Dies war die stärkste Anspielung, die Mayli jemals jener Familie gegenüber gemacht hatte, die Anspielung, daß sie und Sheng eines Tages miteinander verheiratet sein würden; und als sie die Worte niederschrieb, stieg eine große Hitze in ihr Herz und ließ sie erglühen. Sie sagte sich, daß sie Sheng niemals für tot halten würde, bis sie seine Leiche oder sein Skelett sah. Dann versiegelte sie die Briefe, machte den an Jade versandfertig und gab den an Sheng der Burmesin, die ihn ihrem Mann aushändigen sollte, und schärfte ihr ein: »Sagt Eurem Mann, daß er auf einen großen Burschen mit finsteren Augen und einem verwundeten Arm achten soll, und gebt ihm diesen Brief.«
    Die Burmesin, die glücklich war mit ihrem Kind, versprach aus Dankbarkeit für den gesunden Sohn, alles tun zu wollen, was Mayli wünschte. All dies trug sich in der letzten Nacht zu, bevor der neue Marsch begann.
    Der Brief, den Mayli an Jade geschrieben hatte, wurde von einem Träger befördert, dann von einem Flugzeug und wieder von einem Träger; dann trugen ihn die Hände der Berg-Männer durch feindliches Land, wonach ihn abermals ein Träger weiterbeförderte, bis er auf Umwegen in Ling Tans Dorf gelangte und in Ling Tans Haus gebracht wurde. Niemand im Dorf konnte lesen außerhalb Ling Tans Haus, seit der alte Gelehrte tot war, und so wurde jeder Brief in dieses Haus und zu Jade gebracht. Wegen ihrer Gelehrsamkeit wurde Jade als eine Frau von großer Klugheit und Geschicklichkeit betrachtet, so daß die Weiber von weit her kamen und sie um Heilung ihrer Beschwerden angingen. Die eine fragte sie, wie ein Sohn zu gebären sei, die andere wollte wissen, warum ihre Hühner nicht legten; etliche erkundigten sich, wie man eine Geschwulst fortbrachte oder Ausfluß heilte oder wie einem Kind das Schielen abzugewöhnen war; und noch mit vielen anderen Sorgen kamen sie zu ihr. Was sie an Antworten in Büchern fand, das las sie den Frauen vor, und dann begann sie, aus dem Schatz ihrer wachsenden Erfahrungen Ratschläge zu erteilen; so gut waren ihre Antworten oft, daß sich Jades Ruf als Wohltäterin in der ganzen Gegend verbreitete.
    Sogar der Himmel war ihr wohlgesinnt, denn Lao Er schenkte keiner andern Frau einen Blick. Sein ganzes Herz gehörte ihr; ihre Kinder wuchsen ohne Krankheit heran, und als sie ihre Zwillingsknaben entwöhnte, magerten sie nicht ab und wurden nicht reizbar. Sogar Ling Sao mußte ihre Klagen über Jade aufgeben. Mehr und mehr überließ sie Jade die Zügel des Haushalts; ohne viel Aufhebens nahm Jade die Pflichten auf sich, versah Ling Tans Haus, stets sanft und freundlich, so daß niemand das Gewicht ihrer Zunge oder ihrer Hand verspürte. Obwohl Lao Tas Weib älter war, erlaubte sie der Jüngeren, die Führende zu sein, und jetzt war es Jade, die Frieden stiftete zwischen dieser Frau und Ling Sao, und sie war es auch, die Ling Saos aufgerührtes Gemüt beschwichtigte – denn Ling Sao ließ sich noch mehr gehen, je älter sie wurde – und die die Tränen der andern Frau zum Versiegen brachte. Alles, was Jade tat, wurde so fein und zart getan, daß Lao Ta sich stets als der ältere Bruder fühlte, Ling Sao immer den Ehrenplatz unter den Frauen einnahm, und was Ling Tan anbelangte, so rief er nach Jade, wann immer eine Fliege ihn beim Einschlafen störte, oder wenn er heißes Wasser wünschte, um die Winde des Alters aus seinem Leib zu vertreiben, und er meinte, Jade habe nichts anderes zu tun, als ihn zu bedienen.
    So ging das Leben in diesem Haus auch in den schlimmen Zeiten weiter, Ling Tan und Lao Er verbrachten ihre Zeit damit, alle möglichen Schliche zu ersinnen, um den Feind hinsichtlich ihres Ernteertrags, der Zahl ihrer Hühner und Fische zu täuschen; im geheimen ernährten sie sich recht gut, doch nach außen hin sah es aus, als hätten sie nichts. Der Keller unter der Küche diente ihnen als Versteck für eingesalzene Fische, gedörrtes Geflügel- und Schaffleisch, Pökelfleisch, Kohl, Schildkröten und Behälter mit Reis. Auf diese Weise gediehen die Kinder so prächtig, daß Lao Er seine Söhne zu verbergen gedachte, wenn der Feind vorbeikäme, denn für die Kinder eines geschlagenen Volkes sahen sie viel zu pausbäckig aus.
    In all den Jahren hatte

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