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Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott

Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott

Titel: Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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lügt, um der Verantwortung zu entkommen, oder umgekehrt, um die Zügel der Verantwortung an einem Punkt zu ergreifen, wo es ihm alleine zusteht, den sozialen Kontrakt zwischen der Regierung und den Regierten zu schreiben; er strebt endlos danach, sich selbst auf Kosten des öffentlichen Wohls zu bereichern. Und während er damit beschäftigt ist, bemüht er sich nur allzuoft darum, seine persönliche Moralität oder Religion zur Legalität oder Religiosität aller anderen zu machen, ohne den Ungläubigen, die für ihn nur Parias sind, Gnade zu gewähren. Du großer Gott, so könnten wir immer weiterschreiben, nicht wahr?
    Doch während ich diese Zeilen schreibe, hat unser Land gerade zwei der wohl widerwärtigsten, bedrückendsten, beleidigendsten und schändlichsten Präsidentenwahlkämpfe erlebt, an die sich irgendein lebender Bewunderer unseres Systems erinnern kann. Leute, die auf die zynischste Weise die niederen Ängste der Öffentlichkeit manipulierten, ›verpackten< die Kandidaten; schlagfertige Repliken wurden intelligenten Positionsdarstellungen vorgezogen, und das Image hatte den Vorrang vor der Sache. Die Debatten der Kandidaten waren weder Debatten noch eines zukünftigen Präsidenten würdig, sondern meist nur gezüchtete Pawlowsche Reaktionen, die mit den Fragen wenig oder gar nichts zu tun hatten. Und die Regeln für diese roboterhaften rituellen Tänze wurden von glattzüngigen intellektuellen Taugenichtsen aufgestellt, die eine so schlechte Meinung von ihren Klienten hatten, daß sie ihnen nicht erlaubten, länger als zwei Minuten zu sprechen! Die großen Redner jener Wiege
unserer Zivilisation im antiken Athen hätten sich wahrscheinlich schon bei dem Gedanken an eine solche Beschneidung übergeben. Vielleicht werden wir eines Tages zu legitimen, zivilisierten Wahlkampagnen zurückkehren, wo man wieder einen offenen Gedankenaustausch pflegt. Aber ich fürchte, das wird so lange nicht der Fall sein, bis die Werbefritzen wieder zu ihren Deodorant-Kampagnen zurückkehren.
    Im Wahlprozeß jedenfalls sind sie nicht mehr willkommen, weil sie die beiden Kardinalsünden ihres Berufs begangen haben – und die gleichzeitig. Sie haben es geschafft, ihre >Produkte< gleichzeitig widerwärtig und langweilig erscheinen zu lassen. Natürlich gibt es eine Lösung. Wäre ich einer der Kandidaten, würde ich es einfach ablehnen, ihre Rechnung zu bezahlen, und zwar wegen moralischer Verkommenheit. Zum Teufel, dieser Grund ist so gut wie jeder andere, und wer von diesen Imagemachern würde schon vor Gericht gehen und sich dagegen verteidigen können? Doch genug. Die Kampagne hat dem ganzen Land Ekel bereitet.
    Und dieses widerliche Fiasko vollzog sich nicht einmal zwei Jahre, nachdem wir Bürger dieser Republik einer so albernen Folge von Ereignissen ausgesetzt waren, die überall Lachstürme ausgelöst hätten, wären sie nicht so scheußlich gewesen. Läßt man einmal die ganze Tölpelhaftigkeit beiseite, dann haben ernannte Beamte – nicht einmal gewählte! – die Flammen des Terrorismus geschürt, indem sie einem terroristischen Staat Waffen verkauften, während sie zur gleichen Zeit forderten, daß unsere Verbündeten ebendies nicht taten. Schuld wurde zu Unschuld; Amtsmißbrauch trug dem Amt Ehre ein; übereifrige, willfährige Darsteller wurden Helden, und als Zeichen tüchtiger Haushaltsführung sah man es an, im Keller Geschöpfe zu haben, die diesen schmutzig machten. Im Vergleich dazu war Alice’ Spiegelwelt ein Ort unwiderlegbarer Logik.
    Es gibt immer jemanden, der versucht, es kaputtzumachen. Jenes große Experiment, jenes wunderbare System, das wir besitzen und das auf dem Prinzip des Kräftegleichgewichts beruht.

    Verlogenheit? Machtmißbrauch? Korruption? Polizeistaat?
    Nun, ganz sicher werden diese Auswüchse nicht von Dauer sein, solange die Bürger solche Spekulationen zum Ausdruck bringen und ihre Anklagen, und wären sie noch so extrem, hinausschreien können. Man kann uns hören; das ist unsere Stärke, und die ist unbezwingbar.
    Und so will ich auf meine bescheidene Art versuchen, mir wieder mit jener Stimme aus einer anderen Zeit, einer anderen Epoche, Gehör zu verschaffen, stets eingedenk, daß ich im Grunde lediglich ein Geschichtenerzähler bin, welcher hofft, daß Sie Spaß an dem haben, was ich schreibe, aber ebenso hofft, daß Sie mir auch ein oder zwei Ideen gestatten.
    Zu guter Letzt habe ich der Versuchung widerstanden, den Roman zu >aktualisieren< oder etwas an den Freiheiten

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