Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
zu verbessern, die ich mir mit den tatsächlichen Ereignissen oder der Geographie genommen habe, weil sie der Geschichte dienten, die ich damals schrieb. Jeder, der jemals ein Haus gebaut oder umgebaut hat, wird Ihnen sagen, daß Sie – fangen Sie erst einmal an, daran herumzubessern – ebensogut die Pläne gleich wegwerfen können. Es wird dann ein anderes Haus.
Danke für Ihre Zeit.
Robert Ludlum
alias (für kurze Zeit) Jonathan Ryder
November 1988
TEIL I
1.
Der glatte Teerbelag der Straße hörte plötzlich auf. An diesem Punkt auf der kleinen Halbinsel endete die Verantwortung der Gemeinde, und der Privatbesitz begann. Die Postbehörde von South Greenwich, Connecticut, führte die Zustellroute auf ihrer Karte als Shore Road, Northwest, aber die Zusteller, die mit ihren Fahrzeugen hierherkamen, kannten sie einfach als High Barnegat oder nur Barnegat.
High Barnegat.
Acht Acres Besitz am Ozean mit fast einer halben Meile, die direkt an den Sund grenzte. Zum größten Teil war das Anwesen wild bewachsen, unbeeinträchtigt, ungezähmt. Der Wohnkomplex wirkte im Vergleich dazu widersprüchlich – das Haus und der Grundstücksteil siebzig Meter vom Strand entfernt. Das lange, großzügig angelegte Gebäude war im zeitgenössischen Stil gehalten, mit großen holzgefaßten Glasflächen, die den Blick über das Wasser boten. Die Rasenflächen waren von tiefem Grün und dick, gleichsam manikürt, und von Plattenwegen und einer großen Terrasse direkt über dem Bootshaus unterbrochen.
Es war Ende August, in High Barnegat die beste Zeit im Sommer. Das Wasser war so warm wie es nur überhaupt werden konnte. Die Winde kamen in Böen vom Sund herein, was das Segeln noch interessanter machte – oder gefährlicher – je nachdem, wie man es betrachtete; das Blattwerk stand in vollstem Grün. Zu dieser Zeit trat ein Gefühl der Ruhe anstelle der hektischen Sommerwochen. Die Saison war fast vorbei.
Es war halb fünf Uhr nachmittags, und Phyllis Trevayne lehnte sich genüßlich in einem Liegestuhl auf der Terrasse zurück und ließ sich von der warmen Sonne bestrahlen. Sie dachte mit einigem Stolz, daß ihr der Badeanzug ihrer Tochter doch recht bequem paßte. Da sie zweiundvierzig und ihre Tochter siebzehn war, hätte die Befriedigung in einen
kleinen Triumph umschlagen können, wenn sie sich gestattet hätte, länger darüber nachzudenken. Aber das konnte sie nicht, weil ihre Gedanken immer wieder zum Telefon zurückkehrten, zu dem Anruf aus New York für Andrew. Sie hatte das Gespräch auf der Terrasse entgegengenommen, da die Köchin mit den Kindern in der Stadt war und sich das kleine weiße Segel ihres Mannes noch immer weit draußen auf dem Wasser bewegte. Beinahe hätte sie das Telefon klingeln lassen, ohne abzuheben, aber nur sehr gute Freunde und sehr wichtige – ihr Mann zog das Wort ›notwendige< Geschäftsbekannte vor – besaßen die Nummer von High Barnegat.
»Hello, Mrs. Trevayne?« hatte die tiefe Stimme am anderen Ende der Leitung gefragt.
»Ja?«
»Hier Frank Baldwin. Wie geht es Ihnen, Phyllis?«
»Gut, sehr gut, Mr. Baldwin. Und Ihnen?« Phyllis Trevayne kannte Franklyn Baldwin schon seit einigen Jahren, konnte sich aber immer noch nicht dazu überwinden, den alten Herrn mit Vornamen anzusprechen. Baldwin war einer der letzten Angehörigen einer aussterbenden Gattung, einer der ursprünglichen Giganten des New Yorker Bankwesens.
»Mir würde es viel besser gehen, wenn ich wüßte, weshalb Ihr Mann meine Anrufe nicht erwidert hat. Geht es ihm gut? Nicht, daß ich so wichtig wäre, weiß Gott, aber er ist doch nicht krank, oder?«
»O nein. Überhaupt nicht. Er war jetzt seit einer Woche nicht mehr im Büro. Er hat überhaupt keine Anrufe entgegengenommen. Die Schuld liegt in Wirklichkeit bei mir; ich wollte, daß er sich etwas ausruht.«
»Meine Frau hat mich auch immer so gedeckt, junge Frau. Instinktiv. Die ist ständig in die Bresche gesprungen und fand auch stets die richtigen Worte.«
Phyllis Trevayne lachte freundlich und nahm das Kompliment zur Kenntnis. »Aber es ist wirklich wahr, Mr. Baldwin. Im Augenblick zum Beispiel weiß ich, daß er nicht arbeitet, weil ich das Segel seines Katamarans etwa eine Meile vor dem Ufer sehe.«
»Ein Kat! Du lieber Gott! Ich vergesse immer wieder, wie jung Sie sind! Zu meiner Zeit ist niemand in Ihrem Alter so verdammt reich geworden. Nicht aus eigener Kraft.«
»Wir haben eben Glück. Das vergessen wir nie.« Phyllis Trevayne sprach die
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