Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
Frage.«
»Es wäre kein Schaden, gewisse freundschaftliche Beziehungen
zu ihm aufzubauen. Wenn Sie das stört, dann denken Sie an den Senat.«
Die Runzeln auf Allens Stirn glätteten sich. Der Blick, mit dem er jetzt den anderen ansah, wirkte fast billigend. »Ich glaube, ich verstehe.«
»Das wird natürlich meinen Preis gehörig nach oben treiben. «
»Ich dachte, Sie glauben an das, was Sie tun.«
»Ich glaube daran, daß ich meine Flanken schützen muß. Der beste Schutz besteht darin, daß ich Sie zahlen lasse.«
»Sie sind widerwärtig.«
»Und sehr talentiert.«
2.
Andrew Trevayne ließ den Doppelrumpf des Katamaran vor dem Wind laufen und nutzte so die schnelle Strömung zum Ufer. Er streckte seine langen Beine und griff nach der Ruderpinne, um eine zusätzliche Heckwelle zu erzeugen. Ohne jeden Grund, es war nur eine Bewegung, eine bedeutungslose Geste. Das Wasser war warm; seine Hand fühlte sich an, als würde sie durch einen klebrigen, lauwarmen Film gezogen.
Ebenso wie er – unaufhaltsam – in ein Rätsel hineingezogen wurde, an dem er keinen Anteil wollte. Und doch würde die letzte Entscheidung bei ihm liegen, und er wußte, wie sie lauten würde.
Das war es, was ihn an dem Ganzen am meisten irritierte; er begriff die Furien, die ihn zogen, und ärgerte sich über sich selbst, daß er auch nur in Betracht zog, sich ihnen zu unterwerfen. Er hatte sie schon lange hinter sich zurückgelassen.
Vor langer Zeit.
Das Boot war noch hundert Meter vom Ufer von Connecticut entfernt, als der Wind plötzlich umschlug – so wie der Wind das häufig tut, wenn er vom offenen Meer hereinweht und auf festen Boden trifft. Trevayne schwang die Beine
über den Steuerbordrumpf und straffte das Hauptsegel, worauf das kleine Boot einen Bogen beschrieb und nach rechts schwenkte, auf das Dock zu.
Trevayne war ein großer Mann. Nicht unförmig, einfach größer und breiter als die meisten Männer, mit der Art von lockerer Körperbeherrschung, die auf eine viel aktivere Jugend hindeutete, als sie je in seinen Gesprächen zum Ausdruck kam. Er erinnerte sich an einen Artikel in Newsweek, der sich mit seinen früheren Errungenschaften auf dem Sportplatz befaßt hatte. Er war voll von Übertreibungen gewesen, wie das in solchen Artikeln stets der Fall war. Er war gut gewesen, aber nicht so gut. Er hatte immer das Gefühl gehabt, daß er besser aussah als er war, oder daß zumindest die Mühe, die er sich gab, seine Schwächen überdeckte.
Aber er wußte, daß er ein guter Segler war. Vielleicht sogar etwas mehr als gut.
Der Rest war für ihn ohne Bedeutung. Das war er immer gewesen. Nur in dem Augenblick nicht, in dem er im Wettbewerb gestanden hatte.
Und jetzt würde ihm ein unerträglicher Wettbewerb bevorstehen. Wenn ei die Entscheidung traf. Die Art von Wettbewerb, in dem es keine Gnade gab, in dem Strategien eingesetzt wurden, die in keinem Regelverzeichnis enthalten waren. Er verstand sich auch auf diese Strategien, aber nicht, weil er schon Teil an ihnen gehabt hatte; das war wichtig, ungemein wichtig für ihn.
Man mußte sie verstehen, imstande sein, gegen sie zu manövrieren, sich am Rande mit ihnen zu befassen, aber nie Teil an ihnen zu haben. Vielmehr galt es, das Wissen einzusetzen, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Es gnadenlos einzusetzen, unbarmherzig.
Andrew hatte einen kleinen Schreibblock und einen Stift an Deck neben der Ruderpinne befestigt, um sich, wie er immer sagte, Zeiten zu notieren, Bojen, Windgeschwindigkeiten – alles mögliche. Tatsächlich dienten sie nur dazu, um flüchtige Gedanken aufzuschreiben, Ideen, Notizen, die er sich machte.
Manchmal Dinge ... nun eben >Dinge<, die ihm klarer vorkamen, wenn er auf dem Wasser war.
Deshalb war er jetzt verstimmt, als er auf den Block sah. Er hatte ein Wort hingeschrieben. Es aufgeschrieben, ohne sich dessen bewußt zu werden.
Boston.
Er riß das Blatt ab, zerknüllte es mit mehr Kraft als notwendig und warf es ins Wasser.
Verdammt! Verdammt! dachte er. Nein!
Der Katamaran glitt an den Pier, und er beugte sich hinaus und hielt sich mit der rechten Hand am Dock fest. Mit der linken zog er am Schot, und das Segel flatterte. In weniger als vier Minuten hatte er das Ruder abmontiert, seine Jacke verstaut, die Segel vertäut und das Boot an den vier Ecken gesichert.
Er ging zu dem Plattenweg neben dem Bootshaus und dann den steilen Hang zur Terrasse hinauf. Dieser Weg war für ihn so etwas wie ein Barometer für seinen körperlichen
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