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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Mustard und Pitlit hinüber. »Ich will verdammt sein, wenn das keine Wagen der Leibgarde des Mondkaisers sind.«
    »Wie bitte?« Der Karawanenführer riss die Augen auf. »Da soll mich doch …«
    Ihnen blieb keine Zeit für weitere Worte. Im nächsten Moment waren die Wagen heran. Das Licht ihrer starken Scheinwerfer glitt über die Büsche hinweg, zwischen denen Jonan, Pitlit und Mustard kauerten. Bis zum etwas zurückgesetzten Parkplatz reichten sie nicht. Das war allerdings auch nicht nötig. So dunkel, dass man von der Straße aus die sechs kreisförmig aufgestellten Lastkutschen nicht hätte sehen können, war es trotz Abenddämmerung und Unwetter nicht.
    Dennoch verhielten sich die Insassen der drei Fahrzeuge anders, als Jonan erwartet hatte. Statt die Gelegenheit zu nutzen, in der Einöde auf Menschen zu treffen, die ihnen vielleicht Treibstoff und Lebensmittel verkaufen – oder zumindest eine heiße Tasse Tee anbieten – konnten, ließen die Militärs die Karawane völlig unbeachtet. In halsbrecherischem Tempo rasten sie an ihnen vorbei. Einen Augenblick lang konnte Jonan die drei Wagen genau erkennen. Es handelte sich um einen gepanzerten Transporter, ein Diplomatenfahrzeug und einen weiteren Transporter, wahrscheinlich zur Eskorte. Wimpel flatterten im Fahrtwind, und die silberne Mondsichel auf einem dunkleren, kreisrunden Hintergrund, das Emblem des Mondkaisers, glänzte auf den nassen Türen der Wagen. Die Insassen waren nicht richtig zu sehen. Dafür war es zu dunkel.
    Gleich darauf waren sie vorbei und rasten weiter die Handelsstraße hinunter, in Richtung Südosten.
In Richtung Arcadion
, ging es Jonan durch den Kopf.
    »Was bei allen Sandteufeln treibt die Garde des Mondkaisers zu dieser Stunde hier in der Wildnis?«, beschwerte sich Mustard lautstark.
    »Das wüsste ich auch gerne«, antwortete Jonan düster.
    Er musste an das Bündnis denken, das der Orden des Lux Dei und der Mondkaiser zu schließen im Begriff gewesen waren, während Carya, Pitlit und er in Paris geweilt hatten. Wenn er es richtig verstanden hatte, ging es der Allianz darum, sich gegen den Ketzerkönig von Austrogermania zu stellen.
    Es handelte sich also um eine Glaubensfrage, was Jonan im Fall der fanatischen Herrscher Arcadions gut verstehen konnte, im Fall des doch sehr pragmatisch wirkenden Mondkaisers allerdings nicht so ganz. Der Mann hinter der silbernen Gesichtsmaske galt gemeinhin als dekadenter Herrscher, der auf Kosten seines Volkes ein Leben im Überfluss führte. Doch in dem einen Gespräch, das Jonan mit ihm unter vier Augen hatte führen dürfen, war bei ihm der Eindruck entstanden, dass der Mondkaiser sehr viel ernster und aufrichtiger war, als man denken mochte, und dass sein Gebaren bei Hofe eher der Notwendigkeit geschuldet war, seine Position im Intrigensumpf von Château Lune zu halten, als dass es seiner innersten Überzeugung entsprochen hätte.
    Und dann hatte Jonan bei ihrer Abreise auch noch einen kurzen Blick auf den unmaskierten Mann erhascht. Er hatte eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Enzo und Luceno besessen, den beiden Invitro-Soldaten. Wenn das kein erstaunlicher Zufall war, ließ sich daraus eigentlich nur schließen, dass auch der Mondkaiser in Wahrheit ein Invitro war, der seine Künstlichkeit ironischerweise hinter einem falschen Gesicht aus Silber verbarg – und dass es offenbar Zuchtreihen gab, bei denen Invitros gleicher Art entstanden, etwas, das Jonan bislang unbekannt gewesen war.
    Doch wenn der Mondkaiser wirklich einem Tank entstiegen war, statt auf natürlichem Wege geboren worden zu sein, stellte sich die Frage doppelt, weswegen er sich mit dem Lux Dei verbünden wollte, dessen unerbittliche Haltung zur Invitro-Frage weithin bekannt war. Vielleicht hegte der Mondkaiser irgendeinen Groll gegen den Ketzerkönig, der so stark war, dass er den Feind seines Feindes als Freund – oder zumindest Alliierten – zu akzeptieren bereit war.
    Durch den Tod der Sondergesandten Neve Arida waren die schon praktisch abgeschlossenen Verhandlungen jedenfalls ins Stocken geraten. Dass Arida zugleich eine Attentäterin gewesen war, von Großinquisitor Aidalon geschickt, um Carya umzubringen und Jonan zurück nach Arcadion zu verschleppen, hatte dabei zweifellos eine untergeordnete Rolle gespielt. Immerhin hatte sich Arida, wenn Jonan Caryas Schilderung des Vormittags vor einer Woche, als alles aus dem Ruder gelaufen war, recht verstanden hatte, als eine der wenigen treuen Verbündeten des

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