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Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Mondkaisers erwiesen, während gleich zwei seiner Minister und engsten Berater ihn hatten stürzen wollen. Gut, Aridas Loyalität war ein wenig dem Zufall entsprungen, denn Carya umzubringen, die zu dem Zeitpunkt unter dem Bann des Verräters Cartagena gestanden hatte, hätte praktischerweise auch bedeutet, dem Mondkaiser das Leben zu retten.
    Zu Jonans großer Erleichterung war es nicht dazu gekommen. Carya hatte sich selbst aus dem Bann befreit, den Mondkaiser verschont und die Attentäterin – sozusagen in Notwehr – getötet. Noch am gleichen Tag hatte die Delegation aus Arcadion, nun unter der Leitung des Paladins Julion Alecander, Château Lune verlassen. Dass in den wenigen Stunden dazwischen noch ein Bündnisvertrag unterzeichnet worden war, bezweifelte Jonan.
    War diese Hetzjagd der drei kaiserlichen Wagen durch Nacht und Sturm nun also ein Zeichen, dass der Herrscher von Francia es eilig hatte, diesen Missstand zu beheben? Oder ging es um etwas völlig anderes, eine Mission, deren Zweck und Hintergründe Jonan nicht kennen konnte? Er fluchte leise. Aus irgendeinem Grund war ihm dieser Gedanke noch unliebsamer als der, dass es wirklich zum Bündnis zwischen Arcadion und Francia kam. Er vermochte sich nicht zu erklären, warum. Er hatte einfach ein mieses Gefühl bei der Sache.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Mustard nun schon etwas ruhiger.
    »Ja«, antwortete Jonan. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein, vermutlich nicht. Diese Geschichte gefällt mir nicht.« Er deutete die verregnete Straße hinunter, auf der die drei dunklen Umrisse der Fahrzeuge schnell kleiner wurden.
    »Nun ja.« Der Karawanenführer stand auf und schulterte sein Gewehr. »Für mich zählt nur, dass sie keine Gefahr für uns darstellen, und das ist wohl der Fall. Ich werde jetzt also in meine Kutsche zurückkehren und dort eine Tasse Tee mit Rum trinken – um mich aufzuwärmen und um diesen Spuk zu vergessen. Melde dich, wenn sie umdrehen sollten. Oder wenn etwas anderes Ungewöhnliches geschieht.«
    »Natürlich«, versicherte Jonan ihm und erhob sich ebenfalls aus dem Gebüsch. Pitlit tat es ihm gleich. Der Junge erschauerte im kühlen Regen.
    »Lauf zu Carya«, empfahl ihm Jonan, während Mustard bereits zurück zum Lager stapfte, »und erzähl ihr, was passiert ist. Das wird sie sicher auch interessieren.«
    »Geht klar.« Pitlit schob sich mit der Hand eine nasse Haarsträhne aus der Stirn. »Echt blöd, dass die Burschen nicht angehalten haben«, meinte er dann. »Ich hätte gerne gewusst, in welcher Mission sie unterwegs sind.«
    Jonan nickte. »Geht mir genauso, Pitlit. Das kannst du mir glauben.«

Kapitel 3
    Am nächsten Morgen war das Unwetter weitergezogen. Die Luft war nach wie vor frisch, der Asphalt glänzte nass, und in den Büschen am Straßenrand hingen Wassertropfen. Doch der Himmel hatte bereits merklich aufgeklart, und die aufgehende Sonne versprach einen weiteren heißen Tag.
    Nach einem spartanischen Frühstück setzte sich die Karawane wieder in Bewegung. Carya fuhr mit Jonan und Pitlit auf dem letzten Wagen mit, dem, der Dursema gehörte. Der wortkarge Albioner hatte keinen Einspruch erhoben, als Mustard ihm die drei Gäste aufgebürdet hatte. Stattdessen hatte er ihnen bloß einen Platz hinten in seiner Lastkutsche zugewiesen, wo sie nachts schlafen und tagsüber sitzen konnten.
    Genau das taten sie im Augenblick – zumindest Carya und Jonan. Der Straßenjunge hatte sich, wenn Carya es richtig mitbekommen hatte, nach vorne in die Kutschkabine zu Dursema gesellt, um die Nerven des Albioners durch den Versuch zu strapazieren, ihm irgendwelche Abenteuergeschichten über seine Reisen aus der raubvogelartigen Hakennase zu ziehen.
    Carya lehnte unterdessen an einer hölzernen Transportkiste, über die sie ihre Wolldecke geworfen hatte, damit sich das Sitzen zumindest ein bisschen bequemer gestaltete. Sie hatte die Beine angewinkelt und die Arme um die Knie geschlungen. Mit der rechten Hand spielte sie gedankenverloren an dem silbernen Schlüssel zur Kapsel ihres abgestürzten Raketenflugzeugs herum, den sie als Erinnerungsstück noch immer um den Hals trug. Ihr Blick ruhte auf der breiten Handelsstraße, die sich wie ein grau erstarrter Fluss durch die braungrüne Wildnis zog und hinter ihrem Wagen Meter um Meter länger wurde.
    Jonan, der an ihrer Seite saß, hatte den Navigator aus seinem Beutel geholt. Er tippte darauf herum und brummte dabei leise vor sich hin. Schließlich siegte Caryas Neugierde über

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