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Das Geschenk der Sterne

Das Geschenk der Sterne

Titel: Das Geschenk der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kruppa
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auf einen trockenen, zu Boden gefallenen Ast tritt. Sein Herzschlag beschleunigte sich augenblicklich, seine Muskeln spannten sich in der Erwartung eines heimtückischen Angriffs an, doch er widerstand dem Drang, stehenzubleiben und sich umzudrehen. Ohne die Geschwindigkeit seiner Schritte zu erhöhen oder zu verringern, ging er auf sein Pferd zu. Falls er verfolgt wurde, sollte sein Verfolger sich in dem Glauben wiegen, daß Min Teng nichts bemerkt hatte und sich sicher fühlte.
    Als er seinen Rappen fast erreicht hatte, trafen ihn die hart gesprochenen Worte einer ihm bekannten Stimme
wie Steine in den Rücken: »Ich glaube, du bist mir eine Erklärung schuldig!«
    Min Teng fuhr herum. Keine zehn Schritte vor ihm stand Tan Yong und sah ihn mit strenger Miene an. Einen Moment lang kam es Min Teng so vor, als würden die Stämme der Kiefern erzittern, doch im nächsten Augenblick wurde ihm bewußt, daß sein Erschrecken seiner Wahrnehmung einen Streich gespielt hatte.
    »Ich glaube eher, du bist mir eine Erklärung schuldig!« Während Min Teng den Spieß umdrehte, erschien ihm der Klang seiner eigenen Stimme fremd. »Was machst du hier? Warum bist du mir gefolgt?«
    »Warum wohl?« Tan Yong verzog seine Lippen zu einem spöttischen Lächeln. »Sicherlich nicht, weil es mir Spaß gemacht hat, mich an deine Fersen zu heften! Hauptmann Feng gab mir den Befehl, dir unauffällig zu folgen und dich zu überwachen!«
    »Warum?«
    »Nun, er wollte wohl sichergehen, daß du deinen Auftrag erfüllst. Offensichtlich hatte er seine Bedenken. Und offensichtlich waren sie nicht unbegründet.«
    »Wie kommst du darauf?«
    Tan Yong lachte auf. »Ich habe Augen in meinem Kopf, und mit ihnen habe ich gesehen, wie du auf Tschuang Tse vor seinem Haus gewartet hast. Als er schließlich kam, bist du mit ihm hineingegangen. Dann verging ziemlich viel Zeit – viel mehr Zeit, als man braucht, um einen Mann zu töten. Vielleicht hattest du Tschuang Tse bereits getötet, überlegte ich, und warst durch das hintere
Fenster seines Hauses geflüchtet. Als ich schon mein Versteck verlassen wollte, um mich zu vergewissern, kam ein junger Mann mit Pfeil und Bogen daher, klopfte an Tschuang Tses Tür und ging in sein Haus. Kurz darauf trat er wieder ins Freie. Seinem gelassenen Gesicht und seinem ruhigen Gang war anzumerken, daß er nichts Ungewöhnliches in dem Haus gesehen hatte. Daraus schloß ich, daß Tschuang Tse noch lebte. Wieder verging viel Zeit, in der ich mich mit wachsender Ungeduld und Neugier fragte, was wohl gerade geschah. Endlich öffnete sich die Tür, und du erschienst mit Tschuang Tse. Er ging ohne Eile zur Dorfmitte, während deine Schritte dich in die entgegengesetzte Richtung führten, zu dem Wald, wo du deinen Rappen, deine Armbrust und dein Schwert zurückgelassen hattest. Ich konnte mir keinen Reim auf diese Geschehnisse machen und folgte dir, um dich zur Rede zu stellen. Und nun versuche nicht länger, mich hinters Licht zu führen, und erkläre mir, warum Tschuang Tse noch lebt!«
    Während Tan Yongs Worten hatte Min Teng sich seine Lage vergegenwärtigt und festgestellt, daß er in jeder Hinsicht im Nachteil war, falls es zum Kampf zwischen ihm und seinem Kameraden kommen sollte. Tan Yong trug sein Schwert an seinem Körper, während Min Teng seines in einem Gebüsch in der Nähe des Baumes versteckt hatte, an dem sein Pferd angebunden war. Und selbst wenn er es griffbereit gehabt hätte, wären seine Aussichten in einem möglichen Zweikampf alles andere als günstig, denn Tan Yong war einer der besten
Schwertkämpfer der Palastwache. Er war auch einer der schnellsten Läufer und treffsichersten Dolchwerfer, was eine Flucht aussichtslos machte.
    Bei dem Gedanken, daß sein neues Leben enden würde, kurz nachdem es begonnen hatte, zog sich Min Tengs Herz vor Traurigkeit zusammen, doch er drängte die Verzweiflung, die in ihm zu wachsen und ihn zu schwächen drohte, entschlossen und schnell zurück. Furchtlosigkeit und Geistesgegenwart waren vonnöten, falls das Schicksal ihm eine unverhoffte Gelegenheit geben sollte, sich aus seiner hoffnungslos erscheinenden Lage zu befreien. Das Schnauben eines Pferdes drang an seine Ohren; da Tan Yong nicht davon überrascht war, konnte es nur von seinem Braunen stammen, den er wohl unweit der Lichtung angebunden hatte.
    »Ich warte auf deine Erklärung!« forderte ihn Tan Yong mit der ihm eigenen harten Stimme auf.
    »Ich konnte Tschuang Tse nicht töten.«
    »Warum nicht?«
    »Ich

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