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Das geschenkte Gesicht

Das geschenkte Gesicht

Titel: Das geschenkte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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denn?«
    »Er hat seinen Namen nicht genannt.«
    »Ein Ehemaliger von uns?« Schwabe dachte an Adam oder Hertz, Baumann oder den Berliner. Der Wastl war es nicht, der hätte gar nicht gefragt.
    Die Schwester schüttelte den Kopf. »Nein. So sieht er nicht aus. Er hat ein narbenloses Gesicht.«
    An der Hecke des kleinen Schloßfriedhofs sah Schwabe mit dem Rücken zu sich den wartenden Mann stehen. Er trug einen hellbeigen, eleganten Sommeranzug und hatte einen weißen Panamahut auf dem Kopf. Die Querfalten in seinem Rock zeigten, daß er mit dem Auto gekommen war. Sogar weiße Schuhe hatte er an. Während er an der Friedhofsecke stand und über die Gräber blickte, schlug er mit den zusammengefalteten, hellen Schweinslederhandschuhen ungeduldig gegen seinen rechten Schenkel.
    »Das ist er?« fragte Schwabe. Die Schwester nickte. »Es ist gut. Danke schön, Schwester.«
    Schwabe wartete, bis die wehende weiße Haube zwischen den Bäumen verschwunden war. Dann kam er langsam näher und stellte sich hinter den wartenden Mann.
    »Was willst du hier?« fragte er laut.
    Der elegante Besucher fuhr herum. Er starrte Schwabe an, dann wurde sein Gesicht ungläubig und geradezu entgeistert.
    »Mensch, Erich – du siehst ja aus wie früher«, sagte Karlheinz Petsch mit bebender Stimme. »Nur noch 'n paar Kratzer in der Haut. Mensch – das ist ja nicht zu fassen!«
    »Was willst du hier?« wiederholte Schwabe grob. »Bist du gekommen, damit ich dir die Visage einhaue, du Schwein?«
    Petsch trat zwei Schritte zurück. Seine Backenmuskeln drückten sich hart durch die braune Haut. Man sah, daß er sich bezwang, nicht als erster zuzuschlagen.
    »Nun blas die Luft ab, Erich«, sagte er stockend. »Zugegeben, es war nicht alles so, wie's sein sollte. Aber wer hat denn schon daran gedacht, daß du jemals wieder … Also, Schwamm darüber. Und außerdem war Krieg, Junge, und wir saßen bis zum Hals in der dicksten Scheiße. Und deine Frau hatte Angst und war einsam und war verzweifelt. Mein Gott, da dreht man durch und macht Dinge, die man hinterher nicht mehr versteht. Und sie hat mich ganz schön zur Minna gemacht, deine Uschi. Erinnerst du dich an die aufgerissene Backe? Da hat mir das kleine Luder …«
    »Hau ab«, sagte Schwabe angeekelt.
    »Ich habe mit ihr nichts mehr zu tun. Glaub es mir. Ich habe ihr damals nur gesagt: Wenn der Erich kein vernünftiges Gesicht mehr bekommt und du drehst durch, Mädchen – dann komm zu mir. Ich nehme dich immer. Auch mit dem Kind. Das habe ich gesagt, und das kannst du mir nicht übelnehmen, Erich. Wer hat denn daran gedacht, daß du …« Petsch schluckte vor Erregung. »Und nun siehste wieder aus wie früher. Nun ist ja alles hundertprozentig klar, ich bin auch nur gekommen, um dir zu sagen, daß ich dein Haus …«
    »Es gehört meiner Mutter.«
    »Ich wollte dir einen Vorschlag machen, Erich.« Petsch holte aus der Tasche einen Bauplan und faltete ihn auseinander. Es zeigte eine moderne, vielfenstrige Häuserreihe im amerikanischen Stil. Er hielt Schwabe die Zeichnung hin. »Sieh dir das an. Das gibt ein neues Einkaufszentrum in Köln. Läden und Wohnungen, ein Selbstbedienungsladen, wie bei den Amis, der erste in Köln. Junge, wir müssen die Zukunft vorausspüren und ein Jahr früher dasein als die anderen. Und nun hör zu. Der ganze Klimbim steht auch mit auf deinem Grundstück. Du kommst nach Köln zurück, nimmst die Ursula unter den Arm, ziehst in eine der neuen Wohnungen, wenn sie fertig sind, im Augenblick nimmste dir 'ne alte Villa in Lindenthal, die ich dir besorgen kann. Und du nimmst die ganzen Verglasungen in die Hand, die Mosaikarbeiten, die Böden, den ganzen Innenausbau des Blocks. Meine Firma macht die Hochbauten, die Betonsachen, den Putz. Und in zwei Jahren stehen wir da wie Woolworth. Was hällste davon?«
    »Hau ab«, sagte Schwabe heiser. »Oder soll ich meine Hacke holen?«
    »Erich, du Vollidiot«, schrie Petsch und faltete den Plan zusammen. »Du kannst doch nicht wegen einer einzigen Dummheit das ganze Leben deiner Frau und deines Kindes versauen. Mensch, man sollte dir das Gesicht wieder zu Brei schlagen!«
    Erich Schwabe wandte sich ab und ließ Petsch stehen. Er ging in seinen Gemüsegarten zurück, bückte sich, drückte die neuen Salatpflanzen in die Pflanzlöcher und begoß sie dann, damit sie gut anwuchsen. Er sah sich nicht mehr um, auch nicht, als er Schritte hinter sich hörte, die am Zaun des Gartens innehielten, wartend, und dann weiterknirschten,

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